Käßmann fordert besorgte Bürger ernst zu nehmen

Berechtigte Ängste in der Energiekrise

Die evangelische Theologin Margot Käßmann warnt davor, Wutbürger und Querdenker in einem Atemzug zu nennen mit Menschen, die Angst haben vor immer weiter steigenden Preisen. Demokratische Proteste seien in Ordnung.

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)
Margot Käßmann / © Meiko Herrmann ( KNA )

Es gebe viele Menschen, die sich absolut berechtigte Sorgen machten, schrieb Käßmann in der "Bild am Sonntag": "Kann ich meine Stromrechnung noch bezahlen? Reicht das Geld für Lebensmittel? Vor allem Menschen mit kleinen Einkommen, wie Rentner, Alleinerziehende, haben echte Zukunftsangst".

Diese Menschen und ihre Sorgen sollten "ernst genommen und nicht gleich als Wutbürger diffamiert werden", forderte die ehemalige Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): "Sie haben ein Recht darauf, ihre Fragen und ihren Protest auf die Straße zu tragen. Damit diejenigen in Existenznot gehört werden, sollten ihnen Sozialverbände, Gewerkschaften und Kirchen eine Stimme geben."

Leere Geldbörse / © Doucefleur (shutterstock)

Es gehe dabei nicht darum, "dass alle irgendetwas bekommen. Sondern darum, dass ganz gezielt Menschen in Not unterstützt werden. Nur so funktioniert eine solidarische Gemeinschaft."

Demokratische Proteste

Zugleich warnte sie davor, Drohkulissen aufzubauen und etwa vor einem "heißen Herbst mit zornigen Bürgern" oder gar von "Volksaufständen" zu sprechen: "Das alles klingt so, als ob mit erhobenem Zeigefinger gesagt wird: Wehe, ihr beschwert euch! Oberstes Gebot ist Ruhe im Land!"

Käßmann wies zugleich darauf hin, dass es auch Menschen gebe, die "schlicht Lust auf Krawall haben. Sie werden angestachelt von der AfD, 'Reichsbürgern' oder 'Querdenkern'". Sie verachteten den Staat und wollten einen Umsturz: "Diesen Kräften müssen wir uns entgegenstellen, weil sie unsere Demokratie gefährden."

Sehr wohl aber, so die Theologin weiter, dürfe sich in einem demokratischen Staat Gehör verschaffen "wer gegen Maßnahmen mit der Gießkanne protestiert, wer Angst hat, im Winter frieren zu müssen, wer nicht mehr weiß, woher das Geld für Brot und Gemüse kommen soll".

 

Quelle:
KNA