Erzbistum Köln weist neue Vorwürfe gegen Woelki zurück

"Nur vage Gerüchte"

Das Erzbistum Köln weist weitere Vorwürfe gegen Kardinal Woelki und dessen Aussagen zu Missbrauchsfällen zurück, über die die "Welt am Sonntag" berichtet. Um das Thema geht es auch in einer aktuellen gerichtlichen Auseinandersetzung.

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Federico Gambarini (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Federico Gambarini ( dpa )

Im Kern geht es dabei um die Frage, ob der Kardinal von belastenden Dokumenten gegen einen Priester wusste und ihn dennoch beförderte, was Woelki zurückweist. Um dieses Thema geht es auch in einer gerichtlichen Auseinandersetzung über Artikel der "Bild"-Zeitung, die wie die "Welt" zum Springer-Konzern gehört. Dieses soll am 16. November mit der Befragung von Zeugen fortgesetzt werden.

Beförderter Priester hatte Kontakt zu einem Prostituierten

Die Zeitung berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe über Zweifel an Woelkis eidesstattlicher Versicherung vom 6. Mai 2021. Darin hatte er angegeben, zwar von einem Kontakt des Geistlichen zu einem Prostituierten 16 Jahre vor der Beförderung gewusst zu haben.

Aus der Zeit danach habe er aber nur von weiteren vagen Gerüchten gehört, von denen sich jedoch keines je bestätigt habe. Dies sei ihm von "für die Ernennung des Pfarrers werbenden Funktionsträgern" versichert worden. Die Personalakte sei ihm nicht bekannt gewesen.

Inwieweit hat Woelki von den Vorwürfen gegen den Priester gewusst?

Dem Bericht der Zeitung zufolge hatte Woelki 2010, als er noch Weihbischof war, ein anonymes Schreiben bekommen mit Vorwürfen gegen den betreffenden Priester. Zudem sei 2015, als Woelki schon Erzbischof in Köln war, ein weiteres Schreiben eingegangen mit schweren Vorwürfen gegen den Geistlichen bezüglich sexueller Übergriffe.

Das Erzbistum habe daraufhin ein Verfahren gemäß der Leitlinien der Bischofskonferenz eingeleitet inklusive einer Anhörung, in der der Mann laut Protokoll durchgängig als "Beschuldigter" bezeichnet worden sei. In der Folge habe er die Auflage bekommen, sich aus der Kinder- und Jugendarbeit herauszuhalten.

Papst will erst später über Woelkis Rücktritt entscheiden

Papst Franziskus will ohne äußeren Druck über das Rücktrittsangebot des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki entscheiden. Daher werde er noch abwarten, kündigte der Papst in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit kirchennahen Journalisten aus zehn Ländern an. "Unter Druck ist es nicht möglich, zu unterscheiden", fügte Franziskus hinzu.

Papst Franziskus stützt seinen Kopf auf eine Hand und blickt gedankenversunken / ©  Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus stützt seinen Kopf auf eine Hand und blickt gedankenversunken / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das 2021 veröffentlichte Kölner Missbrauchsgutachten habe nach Auswertung der Bistumsakten ausdrücklich bestätigt, dieser Rückzug sei auf die Schreiben von 2010 und 2015 zurückzuführen gewesen, so die Zeitung weiter.

Erzbistum Köln: Woelki kannte Personalakte nicht

Gemäß den Leitlinien der Bischofskonferenz müsse der "Ordinarius" - also Bischof oder Generalvikar - "unverzüglich" über eingegangene Missbrauchsvorwürfe und über Ergebnisse der Gespräche informiert werden. Aus dem Schreiben an den Beschuldigten zitiert die Zeitung, er sei ausdrücklich "auf Anweisung unseres Erzbischofs, Kardinal Woelki" zur Anhörung eingeladen. Aufgrund dieser und weiterer Informationen und interner Schreiben, so die Zeitung weiter, sei es "zumindest unwahrscheinlich", dass Woelki wirklich nicht mehr als "weitere Gerüchte" gekannt habe, bevor er den Geistlichen beförderte.

Das Erzbistum Köln erklärte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die eidesstattliche Versicherung Woelkis, dass er bei der Beförderung "nicht die Personalakte kannte, ist richtig und es bleibt dabei". Außer dem Fall 16 Jahre zuvor "kannte Kardinal Woelki - wie immer kommuniziert und ebenfalls eidesstattlich bestätigt - nur vage Gerüchte".

Und weiter hieß es: "Selbst wenn Herr Kardinal Woelki überhaupt, wie im Einladungsschreiben des Interventionsbeauftragten formuliert, 2015 zu X (im Original steht der Anfangsbuchstabe des Nachnamens. Anm.d.Red.) konkret angeordnet haben sollte, diesen anzuhören ('auf Anweisung unseres Erzbischofs, Kardinal Woelki'), beruhte das allein auf der Grundlage der von ihm gehörten vagen Gerüchte. Tiefergehende Kenntnisse hatte er nicht."

Drei Strafanzeigen gegen Kardinal Woelki

Derzeit gibt es auch Debatten und juristische Auseinandersetzungen darüber, ab wann Kardinal Woelki von Missbrauchsvorwürfen gegen den prominenten Geistlichen und langjährigen "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pliz wusste. Unter anderem haben drei Priester Strafanzeige gegen Woelki gestellt. Sie werfen ihm "falsche Versicherung an Eides statt" vor bei seinen Aussagen dazu. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit noch, ob sie Ermittlungen einleitet.

Weitere Hinweise auf Missbrauchsfälle im prominenten Fall Pilz

Beim Missbrauchsverdacht gegen den früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz gibt es Hinweise auf mögliche weitere Fälle. Vor drei Monaten hatte das Erzbistum Köln den Verdacht öffentlich gemacht und mögliche und bisher unbekannte Betroffene aufgerufen, sich zu melden. Darauf habe es Reaktionen gegeben, teilte das Erzbistum am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Alle eingegangenen Hinweise würden nun sorgfältig durch die Stabsstelle Intervention geprüft.

Winfried Pilz im Jahr 2009 / © Wolfgang Radtke (KNA)
Winfried Pilz im Jahr 2009 / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
KNA