EKD-Ratsvorsitzende Kurschus wirbt für Verständigung

Schablonen im Denken

In der Diskussion um den Krieg in der Ukraine warnt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland vor einer Logik aus Gewinnern und Verlierern. "Schablonen machen Verständigung unmöglich", betonte Annette Kurschus.

Annette Kurschus / © Paolo Galosi (epd)
Annette Kurschus / © Paolo Galosi ( epd )

Das sagte sie am Montagabend bei einem Empfang der hannoverschen Landeskirche in Stade bei Hamburg. Das einzige, was in diesem Konflikt gewonnen werden könne und müsse "ist der Frieden".

Rettungskräfte arbeiten in den Trümmern eines Gebäudes, das durch einen tödlichen russischen Raketenangriff in Winnyzia, Ukraine, beschädigt wurde. / © Efrem Lukatsky (dpa)
Rettungskräfte arbeiten in den Trümmern eines Gebäudes, das durch einen tödlichen russischen Raketenangriff in Winnyzia, Ukraine, beschädigt wurde. / © Efrem Lukatsky ( dpa )

Das Kriegsende komme nicht, weil keine Munition mehr da sei, sondern weil verhandelt werde, sagte die westfälische Präses. Deshalb sei es auch wichtig, dass die Gesprächsfäden nicht abrissen. Kurschus führte aus, sie befürworte eine Politik der Deeskalation und der Vorsicht. Sie warnte in diesem Zusammenhang vor Pathos etwa in der Formulierung, die Ukraine verteidige wesentliche westliche Werte: "Die Ukrainer verteidigen zuerst ihr Leben, ihre Freiheit und die Souveränität ihres Landes."

Differenzierter Blick auf Krieg

"Ich weigere mich, die komplizierte Wirklichkeit simpel zu machen", warb Kurschus für einen differenzierten Blick der Kirche auf den Krieg in der Ukraine. Die Kirche könne und müsse es sich leisten, von Zweifeln und Ambivalenzen zu sprechen "und von der Notwendigkeit der Versöhnung, gerade da, wo sie vermeintlich keine Chance hat".

Dabei gehe es nicht um Besserwisserei, sondern um Ermutigung und eine Schärfung des Gewissens. Kurschus betonte das Selbstverteidigungsrecht der Ukrainer und sagte auch, Waffenlieferungen in diesem Zusammenhang seien aus christlicher Sicht "als das geringere Übel zu verantworten". Sie seien aber an die Aufgabe gebunden, für Recht und Frieden zu sorgen.

Mit Blick auf die besondere Verantwortung von Christinnen und Christen in Krieg und Krise bekräftigte die Ratsvorsitzende, sie hätten die Aufgabe, "der Hoffnung den Platz frei zu halten: Hoffnungslosigkeit können wir uns nicht leisten, dazu ist die Lage zu ernst."

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)
Synode der EKD / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
epd