Flämische Bischöfe wagen Vorstoß für Homosexuellen-Segnung

Unterschied zum Sakrament soll deutlich bleiben

Gegen die Vorgaben aus dem Vatikan wollen die Bischöfe der belgischen Region Flandern den Weg für die Segnung homosexueller Paare freimachen. Die verantwortlichen Geistlichen nehmen damit in der Weltkirche eine Vorreiterrolle ein.

Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa (shutterstock)
Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa ( shutterstock )

Unter den Gesitlichen ist auch Brüssels Kardinal Jozef De Kesel. Am Dienstag veröffentlichten sie ein entsprechendes Schreiben unter dem Titel "Für eine einladende Kirche, die niemanden ausschließt".

Kardinal Jozef De Kesel / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Jozef De Kesel / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Darin enthalten ist auch ein Vorschlag für entsprechende Gebete und eine kirchliche Segnungsfeier. Dabei müsse aber "der Unterschied zu dem, was die Kirche unter einem Sakrament versteht, deutlich bleiben", heißt es mit Blick auf die Eheschließung.

Vatikan hatte sich deutlich geäußert

Die römische Glaubenskongregation hatte in einem im März 2021 veröffentlichten Schreiben erklärt, die Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Denn zu diesen gehörten sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe von Mann und Frau. Gott segne sündige Menschen, nicht aber die Sünde, so die Vatikanbehörde.

Gebäude der Kongregation für die Glaubenslehre, Palazzo del Sant Uffizio / © Romano Siciliani (KNA)
Gebäude der Kongregation für die Glaubenslehre, Palazzo del Sant Uffizio / © Romano Siciliani ( KNA )

Das Nein des Vatikan war in Belgien, Deutschland und anderen Ländern auf Kritik gestoßen. Das römische Nein werde von vielen gläubigen gleichgeschlechtlichen Paaren sowie ihren Familien und Freunden als "besonders schmerzhaft empfunden", hieß es damals in einer Stellungnahme der Belgischen Bischofskonferenz.

Mit der Veröffentlichung neuer liturgischer Vorgaben wollen die flämischen Bischöfe den Betroffenen entgegenkommen. Ziel sei es, "die Seelsorge und Beratung für homosexuelle Menschen strukturell zu verankern". Dazu richten sie außerdem eine zentrale Kontaktstelle Homosexualität und Glaube ein. Außerdem wollen sie in jedem Bistum eine Kontaktperson benennen, die sich im Rahmen der Familienseelsorge um das Thema kümmert.

Nicht dem Vatikan zur Prüfung vorgelegt

Der Text sei nicht dem Vatikan zur Prüfung vorgelegt worden, berichtete die Zeitung "Nederlands Dagblad". Er sieht neben Gebeten und einer Bibellesung einen Moment der "Verpflichtung der beiden Beteiligten" vor, in dem sie "gemeinsam vor Gott zum Ausdruck bringen, wie sie sich füreinander einsetzen".

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Nach Ansicht der Bischöfe aus Flandern entspricht der Vorstoß dem Willen von Papst Franziskus, der Situation homosexueller Menschen konkrete Aufmerksamkeit zu schenken. Dies habe er 2016 in seinem Schreiben "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie zum Ausdruck gebracht.

Theologe: Bibel verurteilt Homosexualität nicht

Nach Ansicht des Bonner Professors für die Exegese des Alten Testamtens, Ulrich Berges, verbietet die Bibel Homosexualität nicht. Das gelte auch für Levitikus 18, 22, sagte Berges im Gespräch mit DOMRADIO.DE.

"Der Text Levitikus ist ungefähr 500 Jahre vor Christus geschrieben worden. Er bezieht sich immer auf einen Analverkehr zwischen Männern, wobei der Analverkehr immer ein Akt der Demütigung ist. Das ist also überhaupt nicht zu vergleichen mit einer freien, zwischen gleichen Partnern geschlossenen oder versprochenen Lebensbeziehung", so Berges.

Homosexuelles Paar / © LikClick (shutterstock)
Quelle:
KNA