Wie ist die Stimmung bei der Ministrantenwallfahrt nach Rom?

"Ein einzigartiges Gefühl"

Rund 2.000 Mädchen und Jungen aus dem Erzbistum Köln sind zur diesjährigen Ministrantenwallfahrt nach Rom gereist. Lea Scheffler ist 17 Jahre alt und seit der dritten Klasse Messdienerin. Sie ist dieses Jahr zum ersten Mal mit dabei.

Auf dem Weg zum Gottesdienst (DR)
Auf dem Weg zum Gottesdienst / ( DR )

DOMRADIO.DE: Seit Montag sind 2.000 Mädchen und Jungen in der Ewigen Stadt zur diesjährigen Wallfahrt der Ministrantinnen und Ministranten. Du, Lea, bist 17 Jahre alt und seit der dritten Klasse Messdienerin in Solingen. Wie seid ihr in Rom untergebracht?

Lea Scheffel (Teilnehmerin bei der Ministrantenwallfahrt): Der Reisebus hat uns quasi fast vor die Tür gefahren. Es ist eigentlich eine Art Hotel, aber es ist auf jeden Fall eher für kirchliche Anlässe gedacht. Wir haben auch eine eigene Kapelle hier drin. Wir sind über fünf Stockwerke in diesem Haus verteilt und meistens in Zwei- oder Dreibett-Zimmern untergebracht.

DOMRADIO.DE: Es ist Tag zwei der großen Ministrantenwallfahrt. Wie war es bis jetzt? Was habt ihr als Gruppe bisher erlebt?

Im Gottesdienst (DR)
Im Gottesdienst / ( DR )

Scheffel: Auf jeden Fall war es sehr schön und bis jetzt schon sehr beeindruckend. Nachdem wir gestern angekommen sind, sind wir erst einmal kurz ins Hotel. Da gab es kurz Schwierigkeiten, weil noch nicht alle Zimmer fertig waren. Aber auch das war kein großes Problem.

Dann ging es schon quasi direkt los zur Eröffnungsmesse. Danach sind wir noch ein kleines bisschen spazieren gegangen, haben ein bisschen die Gegend rund um den Petersdom erkundet und haben auch unsere erste Pizza gegessen.

Dann war gestern am Petersdom noch eine kurze Lichtershow, die wir uns angeguckt haben. Schließlich ging es schon wieder ins Hotel, weil wir alle relativ müde waren.

DOMRADIO.DE: Du bist zum ersten Mal mit dabei und auch das erste Mal in Rom. Wie sind denn deine Eindrücke von der Ewigen Stadt?

Scheffel: Wir haben schon einiges gesehen. Aber ich glaube, da kommt noch sehr viel. Ich sehe es ein bisschen zwiegespalten, weil schon sehr viel los ist. Manchmal kann es dann schon ein bisschen eng werden. Aber das gehört vollkommen mit dazu. Ich habe damit auch gerechnet.

Aber es ist auf jeden Fall sehr beeindruckend hier. Man kann an jeder Ecke irgendwas entdecken. Es gibt unfassbar schöne Gebäude hier. Allein die ganzen historischen Gebäude, die man hier sehen kann, gibt es einfach an jeder Ecke. Das ist auf jeden Fall ein einzigartiges Gefühl, was man hier hat.

DOMRADIO.DE: Da erwarten euch also noch ein paar besondere Highlights die nächsten Tage. Deine beiden Schwestern sind auch Messdienerinnen. Wie reagieren denn Menschen in deinem und eurem Umfeld, wenn ihr von eurem Ehrenamt erzählt? Wirst du da auch mit Vorurteilen konfrontiert?

Lea Scheffel (Teilnehmerin bei der Wallfahrt)

"Wenn mich jemand damit konfrontiert, dann erkläre ich den Menschen auch, dass es überhaupt nichts Schlimmes ist und dass diese Vorurteile eigentlich auch nicht stimmen."

Scheffel: Die Reaktionen sind ganz unterschiedlich. Ich bin sehr froh, dass mein Umfeld relativ positiv darauf reagiert. Meine Familie sowieso, weil die alle in der Kirche sind. Aber auch in meiner Klasse sind einige, die gar kein Problem damit haben, die das auch echt cool finden, dass ich jetzt hier bin. Natürlich hat man ein, zwei Kommentare, die man mal bekommt. Aber ich weiß, dass es von denen auf jeden Fall nicht böse gemeint ist.

Ich bin aber ehrlich, dass ich zwischendurch, je nachdem in welcher Klasse ich unterwegs bin oder in welchem Umfeld ich bin, immer ein bisschen darauf achte, wie ich darüber rede, weil ich weiß, dass es schon Menschen gibt, die da sehr viele Vorurteile haben, obwohl ich gerne aufkläre. Wenn mich jemand damit konfrontiert, dann erkläre ich den Menschen auch, dass es überhaupt nichts Schlimmes ist und dass diese Vorurteile eigentlich auch nicht stimmen. Deswegen ist das alles an sich gar kein Problem.

Protest während der Predigt (DR)
Protest während der Predigt / ( DR )

DOMRADIO.DE: Trotzdem gibt es auch Kritik an der katholischen Kirche. Das hat man gestern auch ein kleines bisschen vor Ort in Rom beim Eröffnungsgottesdienst mit Kardinal Woelki gemerkt. Da gab es einige Messdienerinnen und Messdiener, die während der Predigt aufgestanden sind und ihm den Rücken zugedreht haben. Kardinal Woelki ist darauf während seiner Predigt eingegangen und hat gesagt, dass Jesus auch keinen Menschen den Rücken zugedreht hat. Dafür hat er Applaus bekommen. Andererseits war es ein Zeichen der Messdienerinnen und Messdiener gegen ihn beziehungsweise gegen das, was im Erzbistum Köln vor sich geht. Wie hast du dich gefühlt? Wie war die Situation für dich?

Scheffel: Ich fand die Situation ein bisschen anstrengend. Ich habe nie etwas gegen Proteste an sich. Ich finde es an sich auch richtig, wenn man seine Meinung kundtut. Aber meine ganze Gruppe und ich fanden dies dafür den falschen Anlass. Da waren 2.000 Messdiener, die richtig Lust hatten, die Zeit in Rom zu beginnen. Da waren auch noch einige dabei, die, glaube ich, gar nicht so richtig wussten, was jetzt los ist.

Die Stimmung war die ganze Zeit angespannt und jeder hat gemerkt, irgendwann ist los. Man konnte es trotzdem irgendwie genießen, aber im Hinterkopf war immer ein bisschen Anspannung da.

DOMRADIO.DE: Worauf freust du dich sonst noch in dieser Woche?

Scheffel: Auf jeden Fall freue ich mich auf Dienstagabend, weil wir da die Lichterprozession durch die Vatikanischen Gärten haben. Es ist das erste Mal, dass ich bei etwas, was in diese Richtung geht, dabei bin. Ich habe schon von anderen gehört, dass die Lichterprozession sowieso immer sehr schön sein soll. Dass dies dann noch in den Vatikanischen Gärten stattfindet, ist, glaube ich, noch mal was ganz Besonderes.

Die Papst-Audienz am Mittwoch wird sicher auch noch mal sehr spannend und sehr aufregend. Aber auch sonst möchte ich einfach mit der Gruppe Spaß haben. Ich glaube, das ist das, was man hier auf jeden Fall am besten kann und worauf sich jeder freut.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Stichwort

Ministranten (Messdiener) sind Helfer des Priesters. Sie nehmen liturgische Hilfsdienste wahr, etwa bei der Gabenbereitung.

Zudem sind sie für eine festliche Gestaltung des Gottesdienstes mit Weihrauch und Kerzen zuständig. In der Regel übernehmen diese Aufgaben Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene. In Deutschland gibt es laut der letzten Zählung 2016/2017 insgesamt 359.611 Messdiener, davon sind 53,3 Prozent weiblich.

Messdiener Gewänder Kleiderstange Sakristei Ministranten / © Harald Oppitz (KNA)
Messdiener Gewänder Kleiderstange Sakristei Ministranten / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR