"Der Umgang des iranischen Regimes mit der eigenen Bevölkerung ist ein aktuelles Beispiel dafür, wie Religion zum Instrument der politischen Repression wird. Ein Problem, unter dem der Islam seit seinen Anfängen kurz nach dem Tod Mohammeds leidet", schreibt Khorchide in der "Rheinischen Post" (Samstag). "Regime, Geistliche und Eltern, die im Namen des Islams Frauen zu Objekten der Hörigkeit machen wollen, haben ein grundsätzliches Problem mit dem freien selbstbestimmten Menschen."
"Potentiale zur Befreiung des Menschen"
Gerade in Gesellschaften wie dem Iran, in denen Verbote und Beschränkungen als Befolgung von göttlichem Willen verkauft werden, würden sich immer mehr Menschen von Gott distanzieren. "Sie nehmen
ihn als unbekümmerten Gott wahr, der nicht auf der Seite des freien Menschen steht, sondern auf der Seite der Despoten und Unterdrücker", so Khorchide weiter.
"Es wird daher dringend ein Alternativverständnis des islamischen Gottesbildes und damit eng verbunden des Islams benötigt, um bereichernde Potentiale zur Befreiung des Menschen und zur Verwirklichung seiner Glückseligkeit sowie seiner Interessen als verantwortungsvoller Mensch zu entfalten."
Khorchide ist seit 2010 Professor für Islamische Religionspädagogik und seit 2011 Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster.