Die Kirchenführer Jerusalems haben sich besorgt über Erwägungen der britischen Ministerpräsidentin Liz Truss geäußert, die britische Botschaft in Israel von ihrem derzeitigen Sitz in Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen.
"Anstatt wertvolle Regierungsressourcen für ein solch kontraproduktives Unterfangen zu verwenden, ermutigen wir die britische Ministerpräsidentin und ihre Regierung, stattdessen ihre diplomatischen Bemühungen zu verdoppeln, um die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Israel und der Palästinensischen Behörde zu unterstützen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Montag.
Besonderer Charakter Jerusalems
Die Kirchenführer verweisen darin auf die Heiligkeit Jerusalems sowie ihren international anerkannten besonderen Charakter. Der religiöse Status Quo sei für die Bewahrung der Harmonie in Jerusalem sowie für die guten Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften wichtig.
Gleichzeitig setze er den besonderen Status Jerusalems als Corpus Separatum voraus. Dieses werde von den meisten Ländern der Welt respektiert, indem die jeweiligen Botschaften nicht in Jerusalem angesiedelt würden.
Friedensprozess stockt
"Die beabsichtigte Verlegung der britischen Botschaft nach Jerusalem würde diesen zentralen Grundsatz des Corpus Separatum und die politischen Verhandlungen ernsthaft unterminieren, die damit vorangetrieben werden sollen", so die Kirchenführer in ihrer Erklärung.
Sie impliziere zudem, dass Verhandlungen über eine Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts nicht notwendig seien und die anhaltende militärische Besatzung palästinensischer Gebiete durch Israel sowie die einseitige Annektierung Ostjerusalems "beide akzeptabel sind". Die Erwägungen Großbritanniens seien damit ein weiteres Hindernis für den bereits ins Stocken geratenen Friedensprozess.
USA-Botschaft schon in Jerusalem
Im Mai 2018 hatten die USA als erstes Land ihre Botschaft offiziell von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Zuvor hatte der damalige US-Präsident Donald Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt.
Beides war im Vorfeld auf scharfe Kritik in der arabischen Welt und Unverständnis in vielen westlichen Staaten gestoßen. Der endgültige Status Jerusalems solle erst im Rahmen einer Friedenslösung geklärt werden, so die internationale Position. Bislang folgten Honduras, Guatemala und Kosovo den USA und verlegten ihre Botschaften nach Jerusalem.