In seiner Predigt nahm der emeritierte Erzbischof Bezug auf die Geschichte des Propheten Elijah, die für ihn zu den biblischen Bildern gehöre, die ihm Orientierung und Halt geben.
Kirchenkrise als Gotteskrise
Elijah sei oft unerschrocken alleine gegen alle eingetreten, dazu erkenne er heute Parallelen, so Becker. Wie Elijah gegen die Götzenverehrung gekämpft habe, so mischten sich auch heute die Menschen ihr "religiöses Menü" aus dem Christentum, Esoterik und anderen Dingen zusammen.
Den Baal, einen heidnischen Gott im Alten Testament, verglich er mit dem Fortschritt und dem Wachstum, die ihr wahres Gesicht in der Zerstörung der Schöpfung und des Menschen zeigten. Becker nahm Bezug auf die Umweltkrise, die im Letzten eine Gotteskrise sei, da der Mensch vergessen habe, wem er die Schöpfung verdanke.
Um zu wissen, was einem für das eigene Leben wichtig sei, brauche es einen festen Standpunkt, so Becker weiter. Nur dann könne man auch Widerstand leisten. Er habe sich in seiner Zeit in Paderborn bemüht, den Standpunkt des gemeinsamen Wesens und Lebens im Erzbistum Paderborn zu verdeutlichen.
"Gott ist der Magnet in der Kirche"
Besonderen Fokus legte Becker in seiner Predigt auf die Bedeutung des Namens des Elijah "Mein Gott ist Jahwe". Dieser Gott sei der Magnet der Kirche, nicht die Kirche selbst mit ihren Strukturen und Machtverhältnissen: "Eine Kirche, in der dieser Magnet nicht mehr anziehend ist, erübrigt sich", so Becker.
Die Kirche heute müsse sich fragen, ob man an ihrem Zeugnis merke, dass der Magnet der Kirche Gott sei. Die entscheidende Frage im christlichen Wirken sei die, was ihr heilig sei. Diese Frage habe er bisher auch auf dem Synodalen Weg zu wenig wahrgenommen, er räumte aber ein, dass er sie selbst auch nicht deutlich genug gestellt habe. Grund für die Kirchenkrise sei somit eine Gotteskrise.
Dank an Mitarbeiter im Erzbistum
Becker verwies auch auf die Erfahrung des Elijah in der Wüste, der er den Eindruck gehabt habe, sich umsonst zu bemühen. "Er hat die Nase voll." Dann aber habe Gott seinen Engel gesandt, der ihm gesagt habe: "Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich."
Diese Erfahrung habe er in den zwei Jahrzehnten seines Wirkens in Paderborn oft selbst wahrgenommen. Er habe dankend erfahren, dass Menschen füreinander wie diese Engel sei könnten, seine Mitarbeiter hätten ihn getragen und ertragen und ihn durch Verständnis und Ermutigung gestärkt. Auch durch die Feier der Eucharistie werde dieser Appell "Steh auf und iss" noch einmal deutlich. "Unter diesem Wort der Ermutigung sehe ich die Ortskirche von Paderborn, mein Erzbistum, in eine gesegnete Zukunft gehen", schloss der emeritierte Erzbischof seine Predigt.
Dank an Kinder und Jugendliche sowie Partnerbistum
Am Ende des Pontifikalamts dankte Becker allen Mitarbeitern in seinem Erzbistum noch einmal ausdrücklich. Besonders hob er alle Kinder und Jugendlichen hervor, die sich der Kirche verbunden fühlten: "Ihr seid unser Glück und unsere Zukunft und deswegen danke ich euch und allen in der Familie, die mit euch unseren Glauben leben und euch auf das Leben vorbereiten."
"Auch ein Erzbischof ist nur ein Mensch"
Nach seinen Dankesworten auch an Vertreter aus anderen Konfessionen und Religionen und Politik und Gesellschaft und an die Vertreter des Parterbistums Le Mans in Frankreich fügte er sichtlich gerührt hinzu: "Bitte sehen Sie mir auch manches nach. Auch ein Erzbischof ist nur ein Mensch. 'Adieu' sagen unsere Freunde in Le Mans. Zu Gott hin, Gott befohlen und in diesem Sinne: Auf Wiedersehen. Danke für alles."
Dank des Apostolischen Nuntius
Mit Erzbischof Becker konzelebrierten unter anderen der Apostolische Nuntius (Vatikan-Diplomat) Erzbischof Nikola Eterović, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und der Magdeburger Bischof Gerhard Feige. In seinen Begrüßungsworten dankte Nuntius Eterović dem emeritierten Erzbischof "von Herzen" für seinen Hirtendienst. Als "altgewordener Fischer" müsse Hans-Josef Becker von nun an keine Netze mehr auswerfen, sondern brauche mit seiner Angel bloß am Ufer zu fischen.
Die Musikalische Gestaltung lag bei Sängerinnen und Sänger des Domchors, der Mädchenkantorei und der Domkantorei, dem Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn, Domkantor Patrick Cellnik und Domorganist Tobias Aehlig unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning.
Seit 2003 Erzbischof von Paderborn
Erzbischof em. Hans-Josef Becker war gut 19 Jahre der 66. Bischof und der vierte Erzbischof von Paderborn. Seine Amtszeit begann 2003. Seinen Rücktritt nahm Papst Franziskus am 1. Oktober 2022 an. Becker ist Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Johannes Joachim Kardinal Degenhardt.
Hans-Josef Becker absolvierte zunächst ein Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen, bevor er Theologie und Philosophie studierte. 1977 folgte die Priesterweihe und dann Zeiten als Vikar, Pfarrer, Dechant, Abteilungsleiter im Erzbischöflichen Generalvikariat und schließlich Weihbischof. In der Deutschen Bischofskonferenz übernahm er 2006 den Vorsitz der Kommission VII Erziehung und Schule. Seit 2012 ist er zudem Ko-Präsident der Internationalen Dialogkommission der Katholischen Kirche und der Alt-Katholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union.