Kardinal Kasper betont Wichtigkeit des Konzils für heute

"Durchgang des Heiligen Geistes"

Die katholische Kirche wird laut Kurienkardinal Walter Kasper nur eine Zukunft haben, wenn sie auf dem vom II. Vaticanum eingeschlagenen Weg weitergeht. Anders als Andere sieht er den Synodalen Weg nicht in dessen Nachfolge.

Kardinal Walter Kasper / © Francesco Pistilli (KNA)
Kardinal Walter Kasper / © Francesco Pistilli ( KNA )

Dieser Weg dürfe "nicht buchhalterisch, sondern in schöpferischer Treue und in synodaler Weggemeinschaft" weitergehen, so der Kurienkardinal. Dieser Weg sei mit Blick auf die deutsche Reformdebatte des Synodalen Wegs "leider misslungen", konstatiert Kasper im Interview der Zeitschrift "Communio" (aktuelle Ausgabe).

Hoffnung auf Synodalen Prozess

Umso mehr hoffe er auf den universalen synodalen Prozess, den Papst Franziskus eingeleitet hat. Schließlich dürfe sich die katholische Kirche nicht nur mit sich selbst beschäftigen, sondern müsse den Blick auf das Evangelium und auf die "Wunden der Welt" bewahren.

Zweites Vatikanisches Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war die bislang letzte beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche. Rund 2.800 Konzilsväter debattierten im Petersdom darüber, wie die Kirche ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt und von weltanschaulichem Pluralismus verkünden kann. Weitere Themen waren eine Reform von Liturgie und Priesterausbildung, die Einheit der Christen und die Aussöhnung von Kirche und Judentum.

II. Vatikanisches Konzil vom 11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965 / © N.N. (KNA)
II. Vatikanisches Konzil vom 11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965 / © N.N. ( KNA )

Kasper äußerte sich aus Anlass des 60. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 1962. Das Konzil gehöre für ihn zu den "prägenden Erfahrungen" seines Lebens und stelle einen bleibenden Bezugspunkt seiner Theologie und seines Wirkens als Bischof dar, so Kasper. Es habe wichtige Reformbewegungen seiner Zeit etwa in der Exegese oder der Liturgie aufgegriffen und eine "Aufbruchsstimmung" ausgelöst, die heutigen Studierenden nur noch schwer zu vermitteln sei. "Das Konzil war (...) ein Durchgang des Hl. Geistes durch die Kirche."

Kasper sieht Gleichgültigkeit in westlicher Welt

Heute gehöre selbst Papst Franziskus einer Post-Konzils-Generation an, die die Beschlüsse und Dokumente als Faktum ansähen, von dem aus weitergedacht werden müsse. "Das stellt uns vor die Frage nach den in den Konzilstexten noch unentdeckten Zukunftspotenzialen." Heute müsse etwa die Frage nach dem Verhältnis der Kirche zur Welt neu gestellt werden. War nämlich das entsprechende Konzilsdokumente "Gaudium et spes" noch von einem "optimistischen Ton" bestimmt, so hätten Entwicklungen wie die Säkularisierung und die Missbrauchskrise nicht nur zu einem rapiden Vertrauensverlust geführt, sondern eine "Gotteskrise" sichtbar werden lassen, die zur Zeit des Konzils noch nicht im Blick war.

"In der westlichen Welt geht es nicht mehr um atheistischen Protest gegen Gott oder um die Leugnung der Existenz Gottes, sondern um weitverbreitete Gleichgültigkeit gegenüber der Gottesfrage", so Kasper. Eine Erneuerung kirchlicher Strukturen interessiere in einer solchen Situation letztlich "nur noch Kirchenfunktionäre, für die Mehrheit ist sie irrelevant." Eine nachkonziliare Theologie müsse daher gerade bei der Gottesfrage "tiefer und fundamentaler ansetzen, als es das Konzil tun konnte".

Quelle:
KNA