Der Trend ist scheinbar unaufhaltsam: Die Bundesbürger kaufen ihre Bücher immer häufiger per Internet. Davon profitieren allerdings nicht nur große Internethändler wie Amazon, sondern auch stationäre Buchhandlungen mit ihren Webshops. Dennoch dürfte das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher Auswirkungen haben: Die Buchkäufe konzentrieren sich immer stärker auf Bestseller.
Die Zahl der Buchhandlungen vor Ort geht weiter zurück.
Insgesamt erwirtschaftete die Buchbranche 2021 nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels einen Gesamtumsatz von insgesamt 9,63 Milliarden Euro, 33 Millionen mehr als 2020. Der stationäre Buchhandel blieb dabei mit 3,76 Milliarden Euro und einem Anteil von 39,1 Prozent der größte Vertriebsweg für Bücher.
Umsatz im Internetbuchhandel steigt
Allerdings ging der Umsatz der klassischen Buchhandlungen um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, und sogar um 12,3 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019.
Der Umsatz im Internetbuchhandel ist dagegen 2021 im zweiten Jahr in Folge deutlich gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden anlässlich der Frankfurter Buchmesse mitteilte. Konkret stieg er gegenüber dem ersten Corona-Jahr 2020 um weitere 16 Prozent, nachdem er 2020 bereits um 21 Prozent gegenüber 2019 gestiegen war.
Der Internetbuchhandel machte damit im Jahr 2021 mit einem Umsatz in Höhe von 2,6 Milliarden Euro mehr als ein Viertel (27 Prozent) des Gesamtumsatzes der Buchbranche aus. Im Vergleich zu 2019 war dies eine Steigerung um 7 Prozentpunkte.
Auch für die klassisschen Buchhandlungen ist das Online-Geschäft mittlerweile zu einem zentralen Vertriebskanal geworden: Ein Blick auf den Publikumsbuchmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) zeigt: Der Buchhandel vor Ort hat beim Online-Geschäft während der beiden Pandemie-Jahre am deutlichsten zugelegt. Mit 43,7 Prozent lag die Zuwachsrate im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau mehr als doppelt so hoch wie bei Amazon mit 18,4 Prozent.
Zugleich steigt die Nachfrage nach digitalen Buchformaten, die sich vor allem über das Internet beziehen lassen, weiter an. Besonders deutlich wuchs der Markt der Hörbuch-Downloads mit einem Plus von 20,4 Prozent. Der Umsatz der E-Book-Downloads stieg im zweiten Pandemiejahr nur noch leicht um 3,2 Prozent, ihr Umsatzanteil liegt bei 5,7 Prozent.
Gibt es eine Zukunft der Buchhandlungen vor Ort?
Die Zukunft der Buchhandlungen vor Ort ist schon seit Jahren ein Thema für den Börsenverein: Verglichen mit anderen Einzelhandelsbranchen war der Buchhandel, getrieben vom US-Giganten Amazon, ein Schrittmacher in der Verknüfung von Online- und stationärer Verkaufsschiene.
Das dichte Netz von damals 6.000 Buchhandlungen werde angesichts der wachsenden Bedeutung des Internet, der dominierenden Marktposition von Amazon und der elektronischen Bücher nicht mehr zu halten sein, prophezeite schon 2013 der damalige Börsenvereins-Chef Gottfried Honnefelder. Mittlerweile ist die Zahl der stationären Buchhandlungen auf rund 5.000 gesunken.
Mit mehreren Kampagnen hat der Börsenverein in den vergangenen Jahren versucht, die Buchhandlung vor Ort zu stärken und ihre kulturelle Bedeutung, ihr Beratungsangebot und ihren Einfluss auf die Lebensqualität in Städten und Gemeinden ins Bewusstsein zu bringen.
Blick zur Frankfurter Buchmesse
Mehr Service, mehr Veranstaltungen, mehr Beratung: "Jetzt ein Buch - Wer Bücher liebt, kauft in der Buchhandlung" hieß es in den vergangenen Jahren. "Wir sind Ihr Buchhandel" unter diesem Motto werben Börsenverein und die Frankfurter Buchmesse auch in diesem Jahr mit Kundennähe.
Dabei sind die Bedingungen für die Buchhandlungen vor Ort nach zwei Pandemie-Jahren mit Lockdowns noch einmal schwieriger geworden: "Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen erschüttern die Menschen und führen zu einer drastischen Verunsicherung und Konsumeinschränkung", sagt Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.
Die Konsumforscher von der GfK attestierten im Juni dem Konsumklima ein neues Allzeittief. Die Frequenz in den Innenstädten liegt aktuell deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Druckkosten für Bücher im Mai um 21,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.