Australische Missbrauchsopfer erhalten mehr Mitsprache

Wiedergutmachung soll Fahrt aufnehmen

Australien gibt Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch in Institutionen größeres Mitspracherecht. Man hat sich darauf geeinigt, einen Vertreter der Betroffenen in das Leitungsgremium des Entschädigungsprogramms aufzunehmen.

St. Marys Kathedrale in Sydney / © Daniela Constantinescu (shutterstock)
St. Marys Kathedrale in Sydney / © Daniela Constantinescu ( shutterstock )

Bei der Arbeit des nationalen Wiedergutmachungssystems sollen Opfer von sexuellem Missbrauch stärker berücksichtigt werden. Darauf hätten sich Bundesregierung und die Bundesstaaten geeinigt, berichtet das Nachrichtenportal CathNews der katholischen Bischofskonferenz am Montag. Anliegen der Betroffenen könnten so besser gehört und berücksichtigt werden.

Erste Empfehlung umgesetzt

Damit sei die erste von 38 Empfehlungen zur Überprüfung der Arbeit des für die finanzielle Entschädigung zuständigen Bund-Länder-Gremiums umgesetzt. Die Regierung von Premierminister Anthony Albanese will sich laut Bericht bis Anfang 2023 zu den verbleibenden 37 Empfehlungen erklären.

Blick auf die St.-Mary's-Kathedrale in Sydney / © Keitma (shutterstock)
Blick auf die St.-Mary's-Kathedrale in Sydney / © Keitma ( shutterstock )

Das nationale Wiedergutmachungssystem, das auf Empfehlung der staatlichen Missbrauchskommission gegründet wurde, ist seit vier Jahren in Betrieb und bietet Überlebenden von institutionellem Kindesmissbrauch Entschädigungen bis zu umgerechnet maximal 96.000 Euro. Die meisten betreffenden Institutionen - darunter Schulen, Heime, Orden, Bistümer und Gemeinden der katholischen Kirche - sind Partner des Wiedergutmachungssystems.

Keine Empfehlung umgesetzt

Eine unabhängige Überprüfung ergab aber im März 2021, dass eine "bedeutende und dringende Neuausrichtung" des Programms erforderlich sei, um sicherzustellen, dass es "überlebendenzentriert" und weniger belastend ist als eine Zivilklage. Die im Mai 2022 abgewählte Regierung von Premierminister Scott Morrison hatte keine der 38 Verbesserungsvorschläge umgesetzt. Unter anderem fordern die Prüfer eine Straffung und Vereinfachung des Antragsverfahrens sowie umgerechnet 6.400 Euro Abschlagszahlung für ältere Betroffene und solche mit einer tödlichen Erkrankung.

Anteil der Christen in Australien sinkt auf unter 50 Prozent

Der Anteil der Christen in Australien ist laut neusten Statistiken erstmals seit Beginn der Erhebungen vor 110 Jahren auf unter 50 Prozent gesunken. Insgesamt bezeichnet sich eine steigende Zahl von Menschen als "nicht religiös", wie aus den am Dienstag vom Amt für Statistik (ABS) veröffentlichen Daten der Volkszählung 2021 hervorgeht. 44 Prozent identifizierten sich demnach als Christen, während es vor fünf Jahren noch 52 Prozent und vor zehn Jahren 61 Prozent gewesen seien.

Australien Flagge / © Larich (shutterstock)
Quelle:
KNA