Hanke schreibt in einem Brief an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt: "Nach unserer Kenntnis auf Basis der Aktenlage haben unser damaliger Bischof Dr. Alois Brems und enge Mitarbeiter aktiv dazu beigetragen, dass sich der Täter schließlich durch Flucht ins Ausland dem Haftbefehl der Justiz entziehen konnte, gleichzeitig erhielt er weiterhin vom Bistum materielle Unterstützung."
Mehrfacher Missbrauchstäter
Es geht in der Sache um einen mit schweren Missbrauchsvorwürfen belasteten Priester. Der Mann soll in mehreren Pfarreien in der Oberpfalz, in Schwaben und im nördlichen Oberbayern Mädchen und junge Frauen missbraucht haben, wie zuerst die Zeitungen der Mediengruppe Bayern am vergangenen Wochenende berichteten. Zu der Mediengruppe gehören die "Passauer Neue Presse", der "Donaukurier" aus Ingolstadt und die "Mittelbayerische Zeitung" aus Regensburg.
Als eines der Opfer Anzeige erstattet habe, sei der Priester als Missionar "verschwunden", zuerst in Afrika, dann in Lateinamerika, hieß es weiter. Dort habe er unter einem abgeänderten Namen gelebt, bis die Vorwürfe verjährt gewesen seien und die Fahndung eingestellt worden sei. Die Bistumsleitung habe die staatlichen Behörden nicht informiert und zur Tarnung des Mannes beigetragen. Geld etwa sei aus Eichstätt nur an einen abgeänderten Namen geflossen. Nach seiner Rückkehr habe der Priester in Deutschland unbescholten weiter als Gemeindeseelsorger gearbeitet und Jugendarbeit gemacht. 2016 sei er gestorben.
"Schwere Unrecht nicht verschweigen"
Brems war von 1968 bis 1984 Bischof von Eichstätt. Sein Nachfolger Hanke, der seit 2006 amtiert und von Brems zum Priester geweiht wurde, schreibt nun über das Verhalten seines Vorgängers: "Angesichts des Leids junger Menschen und der Lebensführung des Priesters insgesamt eine für mich erschütternde Verhaltensweise und Vertuschung." Man könne "dieses schwere Unrecht nicht verschweigen, auch wenn es manchem schwer fallen mag, Bilder von prägenden Personen des diözesanen Lebens der jüngeren Vergangenheit hinterfragen und korrigieren zu müssen".
Der Fall sei der Bistumsleitung und der Unabhängigen Missbrauchs-Aufarbeitungskommission (UAK) der Diözese seit längerem bekannt. Die Aufarbeitung laufe mit Nachdruck.