Lutheriden wollen Feste am 31. Oktober verbinden

"Halloween ist keine Konkurrenz zum Reformationstag"

Der Reformationstag am 31. Oktober bekommt immer mehr Konkurrenz von Halloween. Die Vereinigung der Nachfahren des Reformators Martin Luther sieht darin kein Problem. Sie fordert ein gemeinsames Fest.

Autor/in:
Alexander Nortrup
Zwei Halloween-Küribisse / © sandsun (shutterstock)

Der Vorsitzende der Vereinigung der Nachfahren des Reformators Martin Luther, Christian Priesmeier, sieht es entspannt, dass der Reformationstag am 31. Oktober immer mehr Konkurrenz von Halloween bekommt. "Der Gewinner ist Halloween, das kann man sicher sagen. Und ich verstehe überhaupt nicht, warum das so schlimm sein soll", sagte der Vorsitzende der Lutheriden-Vereinigung, der rund 200 Luther-Nachfahren angehören, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Gedenken an den Beginn der Evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren und das Feiern des vor allem in den USA populären "Fests des Grauens" schlössen einander keineswegs aus.

Keine "Entweder, oder"

Er selbst habe vor einigen Jahren an einem 31. Oktober in den USA erst eine Luther-Statue eingeweiht, dann einen klassischen Gottesdienst in der lutherischen Gemeinde gefeiert und anschließend erlebt, wie die Familien nach dem Gottesdienst durch die Gegend gezogen seien und in den Vorgärten "Süßes statt Saures" gerufen hätten. "Halloween und Reformation ganz natürlich zu verbinden, das fand ich schön", betonte Priesmeier. "Dieses 'Entweder, oder' ist etwas typisch Deutsches."

Mit Blick auf Martin Luthers Lebensleistung, vor allem seine bis heute gebräuchliche Bibel-Übersetzung, sagte Priesmeier: "Ich finde es vor allem faszinierend, dass es fast genau der Text ist, den wir heute immer noch lesen. Für mich ist Luther in diesem Moment weniger mein Urahn, ich empfinde vor allem demütigen Respekt vor seiner historischen Leistung".

"Luther wäre heute populistisch"

Zugleich äußerte der IT-Fachmann, der auch Theologie studiert hat und als Prädikant Gottesdienste gestaltet, Zweifel, dass Luther ähnlich wirksam wäre, wenn er heute leben würde. "Ich bin der Meinung, dass Luther mit seiner holzschnittartigen Sicht auf die Welt heute heillos scheitern würde". Luther sei aus heutiger Sicht "wohl schon ein bisschen populistisch" gewesen. Er wäre wahrscheinlich "medial unbeliebt, weil er nicht den Konsens sucht". In seiner Zeit sei Luther dagegen genau der Richtige gewesen: "Ein Leisetreter hätte die Reformation nie so kraftvoll in Gang setzen können", unterstrich Priesmeier.

Schätzungen zufolge leben weltweit rund 5.000 Menschen, die direkt oder in Nebenlinien von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora abstammen. Mit Luthers Anschlag der 95 Thesen gegen kirchliche
Missstände um den 31. Oktober 1517 in Wittenberg begann eine kirchliche Erneuerungsbegegnung, die zugleich den Beginn der Evangelischen Kirche markiert. Der Reformationstag ist in neun Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag.

Lutheriden

Die Vereinigung der Lutheriden wurde 1926 von Nachfahren des Reformators Martin Luther (1483-1546) in Eisenach gegründet. Derzeit zählt sie rund 200 Mitglieder. Die Mehrheit stammt aus Deutschland, einige Mitglieder kommen aber auch aus Neuseeland, den Niederlanden oder den USA. Die Zahl der Luther-Nachfahren wird derzeit auf etwa 5.000 geschätzt.

Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )
Quelle:
epd