Lage in Syrien verschlimmert

Sanktionen treffen das einfache Volk

Die wirtschaftliche Lage in Syrien soll sich verschlimmert haben und damit schlimmer sein als vor dem Krieg. Die Sanktionen sollen vor allem das Volk treffen. Der durchschnittliche Lohn liege bei 30 Euro, die Monatsmiete bei 50.

Teilweise zerstörte Marienfigur in einer Kirche in Zabadani, Syrien / © Karin Leukefeld (KNA)
Teilweise zerstörte Marienfigur in einer Kirche in Zabadani, Syrien / © Karin Leukefeld ( KNA )

Das päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" schlägt mit Blick auf Syrien Alarm: Dort sei die Situation aktuell "schlimmer als während des Krieges, was die wirtschaftliche Situation und den Alltag der Menschen angeht", teilte das Hilfswerk am Freitag in München mit.

Es zitierte dabei aus einem Interview mit der syrischen Ordensfrau Annie Demerjian. Sie gehört der Gemeinschaft der «Schwestern Jesu und Mariens» an und ist eine langjährige Projektpartnerin von "Kirche in Not", wie es hieß. Zusammen mit ihren Mitschwestern betreut Demerjian demnach mehrere kirchliche Hilfseinrichtungen in Syrien und im benachbarten Libanon.

"Desolate Lage der Infrastruktur"

Die Ordensfrau verwies auf die "desolate Lage der Infrastruktur": Viele Menschen hätten nur ein bis zwei Stunden am Tag Strom, die Wasserversorgung sei unterbrochen. Die Löhne könnten mit den enorm gestiegenen Preisen nicht mithalten: Ein Familienvater in Aleppo etwa verdiene durchschnittlich umgerechnet um die 30 Euro im Monat. "Allein die Miete beträgt aber 40 bis 50 Euro; in der Hauptstadt Damaskus sogar noch mehr. Wie soll das funktionieren?" Viele Menschen seien der Situation überdrüssig; die Auswanderung dauere an.

Demerjian kritisierte die Sanktionen von EU und USA gegen Syrien: "Sie treffen das einfache Volk und machen uns das Leben sehr schwer." Die Kirchen Syriens leisteten eine "großartige Arbeit", um die schlimmsten Nöte zu lindern und weitere Auswanderungen zu stoppen, ergänzte die Ordensfrau. "Ich weiß nicht, was ohne die Hilfe der Kirche mit unserem Volk geschehen würde, vor allem wenn wir an die Präsenz der Christen denken." Im Vergleich zur Vorkriegszeit seien schätzungsweise nur noch etwa ein Drittel der Christen in Syrien.

Hoffnung unter Christen lebendig

Trotz der sehr schwierigen Situation sei die Hoffnung unter den syrischen Christen sehr lebendig, so Demerjian weiter. "Die Hoffnung ist immer da. Unser Glaube ist während des Krieges noch stärker geworden, weil die Barmherzigkeit und Vorsehung Gottes erlebt haben. Wir bekommen oft unverhofft Hilfe."

UN-Experten sehen größere Not in Syrien durch Ukraine-Krieg

Der Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung von UN-Experten auch die Lage von Millionen notleidenden Menschen in Syrien weiter verschlechtern. Die syrische Bevölkerung leide unter einer "erdrückenden Armut" und blicke "in einen neuen Abgrund", insbesondere die Vertriebenen, warnte der Leiter der Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates, Paulo Pinheiro, am Mittwoch. Zugleich äußerte er die Befürchtung, dass sich das Schicksal der Zivilisten in Syrien nun in der Ukraine infolge der russischen Kriegsführung wiederholen könne.

Ein Wandgemälde der Solidarität mit dem ukrainischen Volk ist auf den Überresten eines zerstörten Gebäudes in Binnish, Syrien, zu sehen / © Anas Alkharboutli (dpa)
Ein Wandgemälde der Solidarität mit dem ukrainischen Volk ist auf den Überresten eines zerstörten Gebäudes in Binnish, Syrien, zu sehen / © Anas Alkharboutli ( dpa )
Quelle:
KNA