Colombos Kardinal Ranjith wird 75 Jahre alt

Katholische Tradition und Dialog der Religionen

Kardinal Albert Malcom Ranjith Patabendige Don, Erzbischof von Colombo in Sri Lanka, wird am Dienstag 75 Jahre alt. Er erreicht damit jene Altersgrenze, mit der Bischöfe dem Papst laut Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten müssen.

Autor/in:
Simon Kajan
Albert Malcolm Ranjith, Erzbischof von Colombo / © Romano Siciliani (KNA)
Albert Malcolm Ranjith, Erzbischof von Colombo / © Romano Siciliani ( KNA )

Seine Biografie kennzeichnet eine umfassende Erfahrung auf kirchlichem und politischem Gebiet. Das machte den in der Regel freundlich, aber entschlossen auftretenden Erzbischof von Colombo schon im vergangenen Konklave zu einem "Papabile". Denn nur wenige kennen wie der am 15. November 1947 geborene Kardinal Albert Malcom Ranjith Patabendige Don die Seelsorge vor Ort in Europa und in Asien, die vatikanische Kurie, den diplomatischen Dienst und die Realität der religiösen Vielfalt in Asien - und damit die Herausforderungen, vor denen die Kirche weltweit steht.

Papst Franziskus (l.) und Kardinal Albert Malcolm Ranjith Patabendige Don, Erzbischof von Colombo (Sri Lanka), am 28. Februar 2022 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus (l.) und Kardinal Albert Malcolm Ranjith Patabendige Don, Erzbischof von Colombo (Sri Lanka), am 28. Februar 2022 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Zuletzt machte er durch seine politischen und diplomatischen Fähigkeiten angesichts von Terror und politischer Instabilität in Sri Lanka auch im Ausland auf sich aufmerksam. Wenig freundlich las er vor Kurzem der politischen Elite seines Landes die Leviten und denunzierte ein "korruptes System" und die "Dummheit der Herrscher".

Und doch ist Ranjith durch und durch in der Ewigen Stadt geprägt worden. Er studierte an der Päpstlichen Universität Urbaniana und schloss mit einer Arbeit über den Hebräerbrief am Päpstlichen Bibelinstitut ab. Papst Paul VI. weihte ihn 1975 in Rom zum Priester. Urlaubsvertretungen führten den polyglotten Kaplan in seinen römischen Ausbildungsjahren auch nach Deutschland. Zurückgekehrt nach Sri Lanka widmete er sich caritativen Initiativen und baute das Päpstliche Kindermissionswerk wieder auf. Im August 1991 wurde er zum Bischof geweiht. Nach vier Jahren als Weihbischof in Colombo wurde er 1995 Bischof von Ratnapura.

Quereinsteiger im diplomatischen Dienst

Johannes Paul II. berief ihn dann 2001 an die römische Kurie. Zunächst arbeitete er als beigeordneter Sekretär in der Missionskongregation (heute Dikasterium für die Evangelisierung). 2004 trat er als Quereinsteiger in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls und wurde Nuntius in Indonesien und Osttimor. In Indonesien, dem größten muslimischen Land der Erde, machte er sich mit Erfolg für die Rechte der christlichen Minderheit stark.

Kirche in Sri Lanka

Etwa sechs Prozent der rund 20 Millionen Srilanker gehören der katholischen Kirche an. Diese rund 1,2 Millionen Katholiken leben im Hauptstadterzbistum Colombo und den elf weiteren Bistümern des Inselstaates. Davon gehören je etwa die Hälfte zur singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und zur tamilischen Minderheit.

Während ihr Anteil unter den 15 Millionen Singhalesen nur 4 Prozent beträgt, sind es bei den knapp 4 Millionen Tamilen mehr als 15 Prozent.

Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

Papst Benedikt XVI. rief Ranjith 2005 zurück nach Rom. Als Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst sollte er die "Reform der Reform" - also eine Überarbeitung der Liturgiereform im Geist der Tradition der alten römischen Liturgie - voranbringen. Es war ein Herzensanliegen Benedikt XVI., dass dieser kurz nach seiner Wahl zum römischen Bischof Ranjith anvertraute. Bei aller Offenheit für den Dialog zeigt sich hier, dass er zu jenen Kardinälen gehört, die in der Modernisierung der katholischen Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zum Teil mehr Risiken als Chancen sehen.

"Kardinal-o-mobil"

Bereits im Juni 2009 wurde er Erzbischof von Colombo in seiner krisengeschüttelten Heimat Sri Lanka. Als Benedikt XVI. ihn im selben Jahr zum Kardinal erhob, wurde er bei seiner Rückkehr aus Rom von Sri Lankas Katholiken begeistert gefeiert. Damals nutzte er ein eigens für ihn gebautes rotes "Kardinalomobil" - ein offener Wagen mit einem dem alten roten Kardinalshut entlehnten Sonnendeck.

Unter den verfeindeten Buddhisten und Hindus in Sri Lanka gilt die katholische Minderheit, zu der etwa 7 Prozent der 20 Millionen Srilanker gehören, als eine ausgleichende Kraft - und das wusste Ranjith als umsichtiger Vermittler und unerschrockener Mahner angesichts der Missstände in politisches Kapital umzumünzen.

Anwalt der Opfer

Seit 2019 am Ostersonntag verheerende Bombenanschläge auf Kirchen verübt worden waren, hat sich der Kardinal als Anwalt der Opfer einen Namen gemacht. Ranjith wirft der Regierung vor, die Ermittlungen zu den Hintermännern der Anschläge zu verschleppen, um eine mögliche Verwicklung von Politikern und Geheimdienstmitarbeitern zu vertuschen. Und er lässt nicht nach, Aufklärung zu fordern.

Und so engagierte sich auch Ranjith vor dem Hintergrund des jahrzehntelangen Bürgerkriegs in seiner Heimat für einen Dialog der Religionen und für Gewaltlosigkeit - "gemäß unseren religiösen Prinzipien". Und diese grenzt er scharf von Versuchungen der Vermischung der Religionen ab. Die in Asien immer wieder angestrebte Aufnahme ritueller Elemente aus anderen Religionen in den katholischen Gottesdienst lehnt er ebenso strikt ab wie synkretistische Tendenzen in der Theologie, die die Erbsündenlehre oder die Lehre von der Göttlichkeit Christi relativieren.

Rücktrittsangebot

Soziales Engagement und eine orthodoxe Auffassung der Glaubenslehre sind für Ranjith kein Gegensatz. "Liebe für die Liturgie und Liebe zu den Armen waren der Kompass für mein Leben als Priester", so fasst er rückblickend seine Haltung zusammen.

Mit der Vollendung seines 75. Lebensjahres muss der Erzbischof nun dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Gewöhnlich bleiben Kardinäle aber über dieses Alter hinaus im Amt. Durch die angespannte Lage in seinem Heimatland wird Papst Franziskus trotz anderer kirchenpolitischer Akzentsetzung wohl auch weiterhin auf seinen Mann in Colombo zählen wollen.

Quelle:
KNA