Hetze gegen Christen und Juden vor Wahl in Malaysia

Kirchen verurteilen "Volksverhetzung"

Verschwörungstheorien gegen Christen und Juden belasten den Wahlkampf in Malaysia. Mit Entsetzen reagierten Kirchen und Politiker am letzten Wahlkampftag auf den Vorwurf des ehemaligen Premierministers Muhyiddin Yassin.

Ein Wähler zeigt die Tinte auf dem Finger nach der Stimmabgabe in Malaysia (Archiv) / © Djohan Shahrin (shutterstock)
Ein Wähler zeigt die Tinte auf dem Finger nach der Stimmabgabe in Malaysia (Archiv) / © Djohan Shahrin ( shutterstock )

Christen und Juden arbeiteten gemeinsam mit der Opposition an der Christianisierung des mehrheitlich islamischen Landes, so der ehemalige Premierminister Muhyiddin Yassin.

Der ehemalige Premierminister Malaysias Muhyiddin Yassin / © Naufal Zaquan (shutterstock)
Der ehemalige Premierminister Malaysias Muhyiddin Yassin / © Naufal Zaquan ( shutterstock )

Die "Christliche Föderation von Malaysia", der Dachverband der Kirchen, bezeichnete die Äußerung als "Volksverhetzung". Die Behörden müssten dagegen vorgehen, sagte ihr Vorsitzender Cor Episcopa Philip Thomas am Freitag.

"Unverantwortlich"

Der Generalsekretär des Dachverbands der protestantischen Kirchen, Jonathan Jesudas, nannte die Äußerung "unwahr" und "unverantwortlich" und warnte vor "ethnisch-religiösen Spannungen" als Folge. Premierminister Ismail Sabri Yaakob hatte Anfang Oktober das Parlament aufgelöst und für diesen Samstag (19. November) vorgezogene Neuwahlen ausgerufen.

Anzeige erstattet

Ex-Premier Yassin, Vorsitzender des Parteienbündnisses Perikatan Nasional, hatte auf einer Wahlkampfveranstaltung gesagt, Juden wollten den Wahlsieg der Oppositionskoalition Pakatan Harapan von Anwar Ibrahim, um dann gemeinsam mit Christen das Land "zu kolonialisieren". Der Perikatan Nasional gehört neben anderen malaiisch-nationalistischen Parteien die islamistische Partei PAS an. Die Pakatan Harapan erstattete laut Medienberichten Anzeige gegen Yassin.

Unter den drei derzeitigen Parteienbündnissen ist Pakatan Harapan das einzige multiethnische und multireligiöse. Perikatan Nasional sowie die Barisan Nasional bestehen ausschließlich aus Parteien der islamischen Malaien, der größten Bevölkerungsgruppe Malaysias.

Hohe Wahlbeteiligung in Malaysia - viele Erstwähler in den Schlangen

Bei der Parlamentswahl in Malaysia zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. Vier Stunden nach Öffnung der Wahllokale am 19. November hatten Behördenangaben zufolge bereits mehr als 40 Prozent der rund 21 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. In den Warteschlangen waren besonders viele junge Menschen zu sehen. Grund: Erstmals sind alle Bürger ab 18 Jahren stimmberechtigt, davor lag das Mindestalter bei 21 Jahren.

Eine 18-jährige Jungwählerin nach der Stimmabgabe zu den Parlamentswahlen in Malaysia mit ihrer Mutter / © Noraini Ahmad (dpa)
Eine 18-jährige Jungwählerin nach der Stimmabgabe zu den Parlamentswahlen in Malaysia mit ihrer Mutter / © Noraini Ahmad ( dpa )
Quelle:
KNA