Papst will Caritas Internationalis effizienter machen

Päpstlicher Paukenschlag

Für Entscheidungen "aus heiterem Himmel" ist Franziskus bekannt. Am Dienstag entließ er ohne Vorwarnung die Leitung von Caritas Internationalis. Zuvor hatte es eine interne Prüfung des Hilfswerks gegeben.

Autor/in:
Anna Mertens und Ludwig Ring-Eifel
 Caritas Internationalis
 / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Caritas Internationalis / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Wieder hat Papst Franziskus mit einer überraschenden Entscheidung bei einer wichtigen vatikanischen Behörde durchgegriffen. Am Dienstag wurde die gesamte Leitung des Hilfswerk-Dachverbands Caritas Internationalis in Rom mit sofortiger Wirkung abberufen. Zeitgleich ernannte der Papst per Dekret Pier Francesco Pinelli zum außerordentlichen Kommissar der Organisation.

Beides teilte das vatikanische Presseamt am Mittag mit.

Langjährige Mitarbeiter scheiden aus dem Amt

Kardinal Luis Antonio Tagle / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Luis Antonio Tagle / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

"Mit dem Inkrafttreten dieser Maßnahme scheiden die Mitglieder des Vertretungsrates und des Exekutivrates, der Präsident und die Vizepräsidenten, der Generalsekretär, der Schatzmeister und der kirchliche Assistent aus ihren jeweiligen Ämtern aus", heißt es in dem Dekret. Seit 2015 stand der philippinische Kurienkardinal Luis Antonio Tagle (65) als Präsident an der Spitze der Organisation, 2019 war er wiedergewählt worden. Generalsekretär war seit 2019 der aus Indien stammende Franzose Aloysius John.

Der international tätige Berater und Manager Pinelli wird in seiner künftigen Aufgabe unterstützt von Maria Amparo Alonso Escobar, einer langjährigen Caritas-Internationalis-Mitarbeiterin und Kampagnen-Managerin, und dem portugiesischen Jesuiten Manuel Morujao. Ihm hatte Franziskus bereits im "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" eine Sonderaufgabe anvertraut.

Statuten und Regen aktualisieren

Die drei sollen für eine Aktualisierung der Statuten und Regeln von Caritas Internationalis sorgen, "um deren Funktionalität und Effektivität zu verbessern und die Organisation bei der Vorbereitung der nächsten Generalversammlung zu unterstützen". Diese soll samt Wahl einer neuen Leitung im Mai 2023 stattfinden.

Bei der Erstellung aktualisierter Statuten und Regeln werde Pinelli darüber hinaus vom bisherigen Präsidenten Tagle unterstützt, so das Dekret weiter. Die kommissarische Führung werde in Abstimmung mit dem Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung handeln.

Zuvor gab es eine "Überprüfung der Tätigkeit"

In einem erklärenden Text der Entwicklungsbehörde heißt es, dass der päpstlichen Entscheidung eine "Überprüfung der Tätigkeit durch ein unabhängiges Gremium" vorausgegangen sei. Pinelli sei an dieser Überprüfung bereits beteiligt werden. Es sei vor allem das Arbeitsumfeld bei Caritas Internationalis im Generalsekretariat und dessen "Übereinstimmung mit den katholischen Werten der Menschenwürde und der Achtung vor jedem Menschen" untersucht worden.

Dabei sei es nicht um Vorwürfe des finanziellen Missmanagements oder um verfehlte Fundraising-Ziele gegangen, auch habe es keinen Nachweis sexuellen Fehlverhaltens gegeben. "Es wurden echte Mängel im Management und in den Verfahren festgestellt, die den Teamgeist und die Moral der Mitarbeiter ernsthaft beeinträchtigen", so die Erläuterung der Entwicklungsbehörde. Pinelli sprach von "Prozessen der Versöhnung und der Verbesserung".

Kardinal Michael Czerny / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Michael Czerny / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Zusammenarbeit weltweit verbessern

Die Bedürfnisse der vielen Menschen, denen die Caritas diene hätten deutlich zugenommen, erklärte der Leiter der Entwicklungsbehörde, Kardinal Michael Czerny. Auf diese Herausforderung müsse die Dachorganisation gut vorbereitet sein. Letztlich solle die Zusammenarbeit mit den rund 160 Mitgliedsorganisationen weltweit verbessert werden, um der Erfüllung des Auftrags, dem Dienst an den Ärmsten und Bedürftigsten, gerecht zu werden.

Die Entscheidung des Papstes wurde in Rom verkündet, wo sich seit Montag Caritas-Vertreter aus 62 Ländern aufhalten. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen kam die Entscheidung "aus heiterem Himmel". Zwar habe es in der Vergangenheit wiederholt Klagen über das nicht optimale Management an der Spitze der rund 40 Mitarbeiter umfassenden Behörde gegeben; doch sei allgemein erwartet worden, dass Veränderungen bei der Neuwahl der Leitung im kommenden Frühjahr vorgenommen werden sollten.

Tempo beim Umbau der Behörde

Dass Papst Franziskus beim Umbau der Behörde aufs Tempo drückt, hat nach Meinung von Beobachtern vor allem interne Gründe. Das von ihm bereits 2016 aus unterschiedlichen Institutionen zusammengefügte "Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen" arbeitet noch immer an einem klaren Aufgabenprofil. Auch sind die früher selbstständigen Teile bis heute nicht zu einem organischen Ganzen verschmolzen.

 

Quelle:
KNA