"Das neue kirchliche Arbeitsrecht vollzieht einen Paradigmenwechsel", erklärte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Dienstag in Berlin. Loyalitätsanforderungen, die weit in die private Lebensführung hineinreichten, gehörten der Vergangenheit an.
Die Reform für die mehr als 800.000 Beschäftigten von Kirche und Caritas sei überfällig gewesen. Entscheidend sei nun, dass die neue Ordnung so schnell wie möglich in allen Bistümern in Kraft gesetzt werde, damit es in ganz Deutschland ein einheitliches Arbeitsrecht gebe.
Einrichtungen sollen offen sein
Aus Sicht von Welskop-Deffaa sorgt das neue Arbeitsrecht dafür, dass nicht mehr Verbote und Gebote für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen. An deren Stelle trete ein "Geist des Miteinanders", der mit Blick auf das Profil der Einrichtungen auch die Dienstgeber in besonderer Weise in die Pflicht nehme. "Als Caritas sind wir dazu bereit, den neuen Rahmen mit Leben zu füllen. Wir wollen zeigen, dass alle Menschen guten Willens eingeladen sind, mit uns zusammen Caritas zu sein - unabhängig von Alter und Geschlecht, von Hautfarbe und sexueller Identität, egal ob verheiratet, alleinlebend oder wiederverheiratet geschieden."
Orientierung am Evangelium
Die Ausgangsvoraussetzungen seien dabei uneinheitlich: "In einem vielfältigen Team, das nur zur Hälfte aus getauften Mitarbeitenden besteht, stellt sich die Frage nach der Orientierung an der Frohen Botschaft des Evangeliums anders als dort, wo sich eine homogene Mitarbeiterschaft aus einer volkskirchlichen Umgebung rekrutiert", sagte die Caritas-Präsidentin. Die Caritas-Gliederungen in den östlichen Diözesen seien dabei den Diözesen im Westen in mancher Hinsicht voraus. "Wir können und müssen voneinander lernen."
Welskop-Deffaa erinnerte daran, dass sich viele Verantwortliche in der Caritas zusätzlich einen offeneren Umgang mit Fragen des Kirchenaustritts dringend gewünscht hätten. "Wir nehmen diese drängende Frage in die Evaluation der neuen Grundordnung, die von den Bischöfen angekündigt ist", sagte sie.