Razzia in ukrainischen Kirchen wegen Sabotage-Verdachts

Geheimdienst wird aktiv

In der Ukraine hat der Inlandsgeheimdienst SBU Razzien in mehreren orthodoxen Kirchen und Klöstern durchgeführt. Die Durchsuchungen erfolgten "zur Bekämpfung der subversiven Aktivitäten der russischen Spezialdienste in unserem Land."

Beschädigtes Kloster Swjatohirsk in der Ukraine / © Andriy Andriyenko (dpa)
Beschädigtes Kloster Swjatohirsk in der Ukraine / © Andriy Andriyenko ( dpa )

Angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine wolle man die Bevölkerung vor Terroranschlägen schützen und verhindern, dass Religionsgemeinschaften als "Zelle der russischen Welt" missbraucht würden.

Unterstützung von der Polizei und der Nationalgarde

Mit Unterstützung der Polizei und der Nationalgarde kontrollierte der Geheimdienst demnach 13 Heiligtümer der ukrainisch-orthodoxen Kirche in den Regionen Tscherkassy, Wolyn und Cherson.

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche unterstand bis Mai dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Großoffensive gegen die Ukraine unterstützt; sie erklärte sich dann aber für unabhängig. Ihr Oberhaupt, Metropolit Onufri, verurteilte den russischen Überfall auf das Land scharf.

Absperrband vor dem Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats im Jahr 2020 / © Sergey Korovayny (KNA)
Absperrband vor dem Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats im Jahr 2020 / © Sergey Korovayny ( KNA )

In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Die Regierung unterstützt die erst 2018 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine und plant ein Gesetz, das den Weg frei machen soll für ein mögliches Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche.

In den vergangenen zwei Wochen durchsuchte der Geheimdienst bereits deren Hauptsitz, das berühmte Kiewer Höhlenkloster, sowie andere kirchliche Einrichtungen. Dabei beschlagnahmte er nach eigenen Angaben "pro-russische Literatur" für Priesterseminare und kirchliche Schulen, in der die imperiale Lehre "Russische Welt" (russkij mir) propagiert werde.

Strafmaßnahmen gegen neun orthodoxe Bischöfe

Der von Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj geleitete Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine verhängte jüngst Strafmaßnahmen gegen neun orthodoxe Bischöfe sowie einen Diakon. Darunter ist auch der Abt des Höhlenklosters; die meisten anderen halten sich in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten auf. Sie sollen sich auf die Seite Russlands gestellt und etwa den Angriffskrieg gegen die Ukraine gerechtfertigt haben. Ihr Vermögen soll für fünf Jahre eingefroren und ihnen bestimmte Handelsgeschäfte untersagt werden.

Bischöfe mit Pileolus und orthodoxer Mitra, genannt Stephanos. Der Stephanos ist eine kugelförmige geschlossene Krone und die traditionelle liturgische Kopfbedeckung der Bischöfe und Patriarchen vieler orthodoxer und katholischer Ostkirchen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bischöfe mit Pileolus und orthodoxer Mitra, genannt Stephanos. Der Stephanos ist eine kugelförmige geschlossene Krone und die traditionelle liturgische Kopfbedeckung der Bischöfe und Patriarchen vieler orthodoxer und katholischer Ostkirchen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Kirche hatte zuvor ihre Geistlichen verteidigt und Vorwürfe der Kollaboration mit Russland als "unbewiesen und grundlos" zurückgewiesen. Die von öffentlichen Verunglimpfungen begleiteten Razzien in Klöstern seien eine "große Schande", erklärte ihr Leitungsgremium. Solche Aktionen spalteten die Gesellschaft, und das sei "ein besonders schweres Verbrechen während des Kriegsrechts".

Außergewöhnlicher Papst-Appell für Ende des Ukrainekriegs

Mit einem eindringlichen Appell hat Papst Franziskus zu einem Ende des Ukrainekriegs aufgerufen. Anstelle der üblichen Auslegung des Evangeliums widmete das Kirchenoberhaupt seine Sonntagsansprache auf dem Petersplatz dem Krieg in der Ukraine. Eine ähnliche Änderung des Ablaufs hatte es zuletzt 2013 gegeben. Damals forderte Franziskus ein Ende der Kämpfe in Syrien.

Papst Franziskus hält seine Ansprache während des Mittagsgebets / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Franziskus hält seine Ansprache während des Mittagsgebets / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )
Quelle:
KNA