Aus der am Freitag vorgestellten Studie geht hervor, dass Stein (1903-1993) beschuldigte Priester in der Regel nachsichtig behandelte, von kirchenrechtlichen Strafen absah, Täter versetzte und nicht mit der Staatsanwaltschaft kooperierte.
"Geständige und überführte Priester geschont"
"In den meisten ihm vorgelegten Fällen schonte Stein die geständigen und überführten Priester", heißt es im Bericht. Teilweise habe der Bischof Exerzitien - also Besinnungswochen - angeordnet und Beschuldigte versetzt. Nur zwei Wiederholungstäter seien aus dem Priesterstand entlassen worden - einer davon auf eigenen Wunsch.
In keinem Fall habe Stein mit Betroffenen gesprochen: "Er setzte auf seelsorgerische Maßnahmen, sorgte für weitestgehende Geheimhaltung, war unaufmerksam, wenn es um die Kontrolle der selbst verordneten Besserungsmaßnahmen ging, und blendete die Folgen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen aus."
Stein Amtszeit dauerte von 1967 bis 1981.
Studie "Ringe des Schweigens"
Weiter führt die Studie "Ringe des Schweigens" an, die im Umfeld der Opfer und Täter, aber auch in den Gemeinden und innerhalb der Priesterschaft vielfach für Stillschweigen gesorgt hätten. Die Studie nennt ein "Hellfeld" von mindestens 305 Betroffenen und 81 Beschuldigten. Zu 17 der Beschuldigten belegen die Akten, dass die Anschuldigungen den damals Verantwortlichen im Bistum bekannt waren. Die anderen wurden erst nach 2010 gemeldet.
Die Ergebnisse basieren demnach auf 494 Akten aus verschiedenen Archiven im Bistum und auf Berichten von Zeitzeugen. Unter den Dokumenten sind etwa Personalakten, Protokolle verschiedener Gremien im Bistum sowie private Korrespondenzen von Bischof Stein und Personalverantwortlichen. Erstellt wurde die Studie von den Historikern Lutz Raphael und Lena Haase von der Universität Trier im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum.