Bernhard Stein (1904-1993) war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier. Er steht posthum seit rund einem Jahr öffentlich in der Kritik. Betroffene von Missbrauch durch Priester werfen Stein vor, in seiner Amtszeit von sexuellem Missbrauch durch Kleriker an Kindern gewusst zu haben. Zudem habe er Täter gedeckt, indem er beschuldigte Priester in andere Pfarreien versetzt habe. Diese Vorwürfe sollen nun von einer vom Bistum eingesetzten unabhängigen Kommission untersucht werden.
Stein studierte Theologie in Rom, Trier, Münster und Berlin. 1929 wurde er zum Priester geweiht. Von 1940 bis 1944 war er Professor für Bibelwissenschaften am Trierer Priesterseminar. Ab 1944 war er Weihbischof im Bistum, 1967 wurde er von Papst Paul VI. zum Bischof von Trier ernannt.
Bevor Vorwürfe gegen Stein laut wurden, galt er auch überregional als Mann des Dialogs, der sich um Reformen in der Kirche bemühte. Prägend für Stein war das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), das Änderungen in Struktur und Liturgie der katholischen Kirche anstieß.
Als Vizepräsident der Würzburger Synode (1971-1975) setzte Stein sich für die Umsetzung der Konzilsbeschlüsse in der Bundesrepublik Deutschland ein. In der Synode zeigte er sich dialogbereit und erklärte: "Auch wir Bischöfe befinden uns in einem Lernprozess."
Im Auftrag der deutschen Bischöfe war Stein zudem verantwortlich für die deutschsprachige Neufassung der liturgischen Bücher im Sinne des II. Vatikanums. Als Bischof von Trier baute er die Pfarrei-Seelsorge aus, richtete kirchliche Beratungsstellen ein, förderte die Jugendseelsorge und die religiöse Erwachsenenbildung.
Die Stadt Trier verlieh Stein zu Lebzeiten die Ehrenbürgerwürde. Seit 2012 ist ein Platz in der Trierer Innenstadt hinter dem Dom nach ihm benannt. Die 2008 gegründete Bischof-Stein-Stiftung fördert eigenen Angaben zufolge schwerpunktmäßig Erziehung, Bildung und Seelsorge im Bistum. (KNA / 27.01.2021)