Trierer "Bischof-Stein-Platz" wird "Platz der Menschenwürde"

"Wunsch der Opfer erhört"

Nach monatelangen Debatten steht es jetzt endlich fest: Der Trierer Bischof-Stein-Platz heißt in Zukunft "Platz der Menschenwürde". Das beschloss der Trierer Stadtrat am Mittwochabend mit denkbar knapper Mehrheit.

Autor/in:
Renardo Schlegelmilch
In der Diskussion: Der Bischof-Stein-Platz in Trier / © Birgit Reichert (dpa)
In der Diskussion: Der Bischof-Stein-Platz in Trier / © Birgit Reichert ( dpa )

Dass der Platz hinter dem Trierer Dom einen neuen Namen bekommen soll, stand schon seit dem Frühjahr fest. Wie er allerdings heißen würde, darüber ist im Trierer Stadtrat ein handfester Streit entbrannt. Die zuständige Ortsbeirat wünschte sich den Namen "Windstraße/Hinter dem Dom" - wie der Platz bereits bis 2010 hieß. Eine Gruppe Abgeordneter von Grünen und SPD brachte nach Konsultationen mit der Trierer Betroffeneninitiative "MissBiT" die Idee eines "Platzes der Menschenwürde" ein.

Am Mittwochabend stimmte der Stadtrat mit denkbar knapper Mehrheit für diesen Änderungsantrag. 27 Stimmen dafür – hauptsächlich Grüne und SPD – 22 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen führten dazu, dass der Platz nun umbenannt wird. 

Streit um Kompetenzen

Besonders knapp wurde die Abstimmung weniger wegen der eigentlichen Namenswahl, sondern mehr wegen eines Kompetenzstreits in der Stadt. Für Änderungen von Straßennamen ist eigentlich der lokale Ortsbeirat zuständig, der sich in diesem Fall für "Windstraße/Hinter dem Dom" aussprach.

In Fällen, die für die ganze Stadt und darüber hinaus von Relevanz seien, entscheidet allerdings direkt der Stadtrat. Ob und inwiefern vorher der Ortsbeirat mitbestimmen kann, darüber gab es bei der Ratssitzung am Mittwochabend in Trier mehr Unmut als über die eigentliche Namenswahl.

"Gutes und starkes Zeichen"

Erfreut und erleichtert vom Ergebnis der Abstimmung zeigt sich Johannes Wiegel, Ratsmitglied der Grünen und Mitinitiator der Umbenennung, in einer ersten Reaktion: "Das war wirklich knapp. Es war keine leichte Entscheidung, aber es ist ein gutes und starkes Zeichen, dass im Rat der Wunsch der Opfer erhört wurde."

Zur Rolle des Ortsbeirates ergänzte er: "Ich verstehe die Enttäuschung dort immer noch. Aber es bleibt dabei, dass der Ortsbeirat kein Mandat hatte, sondern nur gebeten wurde einen Vorschlag zu erarbeiten."

Bernhard Stein war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier. Bereits 2019 merkte die Opferinitiative MissBiT an, dass Stein Missbrauchsvertuschung vorgeworfen wurde. Im Frühjahr 2023 war eine Namensänderung für den Platz beschlossen worden, die mit der Ratsentscheidung am Mittwoch nun finalisiert wurde. 

Bischof Bernhard Stein

Bernhard Stein (1904-1993) war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier. Er steht posthum seit rund einem Jahr öffentlich in der Kritik. Betroffene von Missbrauch durch Priester werfen Stein vor, in seiner Amtszeit von sexuellem Missbrauch durch Kleriker an Kindern gewusst zu haben. Zudem habe er Täter gedeckt, indem er beschuldigte Priester in andere Pfarreien versetzt habe. Diese Vorwürfe sollen nun von einer vom Bistum eingesetzten unabhängigen Kommission untersucht werden.

Bischof Bernhard Stein (KNA)
Bischof Bernhard Stein / ( KNA )
Quelle:
DR