Jesuitenpater Alt hat sich in Sachen Klimaschutz angezeigt

Taten aktuell alternativlos?

Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt hat sich bei der Polizei angezeigt. Grund sei die "Unterstützung einer angeblich 'kriminellen Vereinigung'" sowie das Werben von Mitgliedern dafür, teilte Alt am Mittwoch in Nürnberg mit.

Jörg Alt an einer Wand nach einer Straßenblockade für eine andere Klimapolitik am 28. Oktober 2022 in München / © Christian Wölfel (KNA)
Jörg Alt an einer Wand nach einer Straßenblockade für eine andere Klimapolitik am 28. Oktober 2022 in München / © Christian Wölfel ( KNA )

Der Schritt sei ein Zeichen der Solidarität mit der Klimaschutz-Gruppe "Letzte Generation", so Alt während der Pressekonferenz. Ebenfalls angezeigt habe sich Stefan Bauberger, auch Jesuit sowie Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie an der vom Jesuitenorden getragenen Hochschule für Philosophie in München. Die Anzeigen würden nun dem Staatsschutz zugeleitet.

Alt erklärte: "Zwar breche ich bewusst Gesetze. Das ist illegal, und ich bin damit Straftäter." Aber diese Taten seien aktuell alternativlos. Denn dadurch "sollen Menschen vor Schäden gewarnt und das Überleben der Menschheit gesichert werden". Angesichts "der aktuell hitzigen Debatte" zum Klimaschutz "wollen wir unsere Taten Polizei und Staatsanwaltschaft zur Überprüfung geben".

Belastungszeuge war bei Straßenblockade dabei

Bauberger ergänzte, die "Letzte Generation" wolle Tabus angreifen, "und ich glaube, dass das richtig ist". Der Jesuit erläuterte: "Denn die Ressourcen sind begrenzt. Wir müssen den Verbrauch reduzieren." Zum Beispiel seien Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen sinnvoll und leicht umsetzbar. "Ein Systemwandel ist notwendig, und dafür steht die 'Letzte Generation'." Die Aktivisten seien "Vorreiter für die Bewegung der Zukunft und nicht versponnen". Bauberger betonte: "Wir stellen unserer Gesellschaft mit unserer Selbstanzeige öffentlich die Frage: Wer sind die eigentlichen Radikalen, Kriminellen, Rechtsbrecher, Erpresser und Nötiger?"

Als ein Belastungszeuge für Alt sei sein Jesuiten-Mitbruder Joe Übelmesser auftreten, hieß es weiter. Er sei bei Straßenblockaden in Nürnberg und in München dabei gewesen. "Wenn wir jetzt nichts tun in Sachen Klima, werden wir den Karren vor die Wand fahren", sagte Übelmesser.

Mahnwache an Heiligabend angedroht

Die Ordensleute verlangten von der Bundesregierung Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz, etwa die Entkriminalisierung des Containerns und das Bekenntnis, dass Klimaschutzaktivisten für die richtige Sache einträten. So könne sich die gesellschaftliche Debatte entkrampfen und der Lösungssuche zuwenden. Weiter forderten die Jesuiten mit Blick auf Bayern, sofort alle Klimaaktivisten aus dem Präventivgewahrsam zu entlassen. Sollten am Heiligabend immer noch Aktivisten in Stadelheim einsitzen, will Alt dort um 15 Uhr eine Mahnwache abhalten.

Alt hatte sich schon 2021 in Sachen Containern angezeigt, nachdem er genießbare Lebensmittel aus Supermarkt-Müll genommen hatte. Das Ermittlungsverfahren wegen besonders schweren Diebstahls wurde mangels Tatnachweises und öffentlichen Interesses an der Verfolgung eingestellt.

Jesuitenpater blockiert Nürnberger Hauptverkehrsstraße

Der Jesuit Jörg Alt hat am Dienstagmittag mit anderen Aktivisten den Altstadtring in Nürnberg blockiert. Ein am Dienstag von seinem Orden verbreitetes Bild zeigt den Pater mit Priesterkragen auf der Straße vor dem Hauptbahnhof sitzend. "In der Klimakatastrophe hat die Kirche die Pflicht, die Regierung an ihre moralische Verantwortung den Menschen gegenüber zu erinnern", so Alt. Mit an der Aktion beteiligt waren Aktivisten der "Letzten Generation" sowie "Extinction Rebellion".

Der Nürnberger Jesuit und Priester Jörg Alt / © Anestis Aslanidis (epd)
Der Nürnberger Jesuit und Priester Jörg Alt / © Anestis Aslanidis ( epd )
Quelle:
KNA