Vertreter aus Kirche und Gesellschaft sind betroffen von der Verschlechterung des Gesundheitszustandes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Gemeinsam mit weiteren Bischöfen hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, die Gläubigen zum Gebet aufgerufen.
Dazu hat er laut Deutscher Bischofkonferenz ein eigenes Gebet für den schwer erkrankten früheren Papst verfasst.
Gebet für den emeritierten Papst Benedikt XVI.
"Jesus, unser Heiland und Erlöser, dessen Geburt wir in diesen Tagen feiern.
Wir bitten dich für unseren Papst em. Benedikt: Steh ihm in seiner Krankheit und Schwäche bei.
Lass ihn deine tröstende Nähe erfahren. Trage ihn, stärke ihn und zeige dich ihm als Licht in dunklen Stunden, das Hoffnung schenkt.
Lass ihn die Verbundenheit so vieler Menschen spüren, die nun im Gebet für ihn eintreten.
Wende dich ihm zu in deiner Güte und Menschenfreundlichkeit.
Und wie du selbst mit großem Vertrauen gesprochen hast, so lass auch uns beten: Gott, dein Wille geschehe.
Wir preisen dich jetzt und in Ewigkeit.
Amen."
Deutsche Bischöfe rufen Gläubige zum Gebet auf
"Ich schließe mich dem Gebetsaufruf von Papst Franziskus an", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Meine Gedanken sind beim emeritierten Papst. Ich rufe die Gläubigen in Deutschland auf, für Benedikt XVI. zu beten."
Dem Gebetsaufruf schloss sich auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki an.
Auch sein Amtskollege und stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode schloss sich in einer auf YouTube veröffentlichten Videobotschaft dem Aufruf von Papst Franziskus an. Zugleich bittet er alle Katholiken im Bistum Osnabrück darum, "dass sie für Papst Benedikt XVI. beten und ihm Kraft und Trost gegeben werde in dieser Zeit". Bode fügte hinzu: "Ich kenne ihn persönlich sehr gut aus meiner Studienzeit, als er noch Professor war, und deshalb habe ich auch immer einen besonderen Draht zu ihm gehabt."
Mit Blick auf den schlechten Gesundheitszustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gilt für den Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, die Verbundenheit im Gebet. "Wenn der Heilige Vater Franziskus uns sagt, wir sollen im Gebet verbunden sein, dann tun wir das heute ganz besonders mit den jungen Christinnen und Christen", sagte Marx am Mittwoch im oberbayerischen Bad Tölz bei der diözesanen Eröffnung der Sternsingeraktion 2023.
Der Passauer Bischof Stefan Oster berichtete, er sei erst im November bei Benedikt gewesen und habe ihn dabei "noch sehr wach erlebt". Man habe aber spüren können, dass er körperlich schon sehr geschwächt sei: "Wenn er nun noch schwächer wird, ist es leicht vorstellbar, dass er auf der letzten Etappe seines irdischen Weges ist. Bitte geben Sie ihm alle ein betendes Geleit, das ihn stärken und trösten möge."
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst äußerte auf Twitter seine Dankbarkeit gegenüber dem schwerkranken Benedikt XVI.: "Als Theologe hat er mich seit meinem Studienbeginn in Tübingen stark geprägt."
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sagte, der emeritierte Papst habe als Erzbischof von München und Freising regelmäßig mit den deutschen Bischöfen das Grab des Heiligen Bonifatius in Fulda besucht. "Viele Menschen im Bistum verbinden mit ihm wertvolle persönliche Begegnungen", so Gerber.
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ergänzte, man möge an das Gebet für Benedikt auch jenes in dessen persönlichem Anliegen anschließen. So sei dieser ein großer Freund der Ostkirche und der ostkirchlichen Theologie. Deshalb solle sich gerade jetzt die Aufmerksamkeit um Gedanken des Friedens für die Politiker in Russland und um den Frieden in der Ukraine drehen, "damit nicht Christen gegen Christen kämpfen müssen".
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer habe auf die Nachrichten aus Rom "mit großer Sorge" reagiert, teilte das Bistum mit. Er bat alle Gläubigen, den emeritierten Papst in ihr Gebet einzuschließen. Mit Regensburg ist Benedikt seit seiner Zeit als Dogmatikprofessor an der dortigen Universität von 1969 bis 1977 verbunden. Sein Bruder Georg Ratzinger war zudem lange Jahre der Leiter der Regensburger Domspatzen. Das Privathaus des emeritierten Papstes in Pentling gehört mittlerweile der nach ihm benannten Stiftung, die gleichfalls in Regensburg ihren Sitz hat.
Auch der Übergangsleiter des Erzbistums Paderborn, Diözesanadministrator Michael Bredeck, ruft zum Gebet für den erkrankten früheren Papst Benedikt XVI. auf. Im Paderborner Dom sei eine große Kerze verbunden mit einem entsprechenden Gebetsanliegen entzündet worden, teilte die Erzdiözese am Mittwoch mit. "Viele Menschen im Erzbistum Paderborn sind mit dem emeritierten Papst verbunden, weil sie ihn aus seiner Zeit als Professor und Bischof in Deutschland kennen oder weil sie ihm als junge Menschen bei einem Weltjugendtag begegnet sind", sagte Bredeck. "Sein starkes Glaubenszeugnis als Papst hat viele berührt."
Bundeskanzler wünscht gute Genesung
Angesichts eines sich verschlechternden Gesundheitszustands von Benedikt XVI. hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dem emeritierten Papst "gute Genesung" gewünscht. "Seine Gedanken sind bei ihm", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Mittwoch in Berlin.
Papst-Biograf Seewald: Emeritus sehnt sich nach "Heimgang"
Die Meldungen um den Gesundheitszustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sind aus Sicht seines Biografen Peter Seewald "sicherlich sehr besorgniserregend". Er habe ihn im Oktober zuletzt gesehen, sagte der Autor der Deutschen Presse-Agentur. Ein letzter Brief habe gezeigt, dass er geistig völlig klar war. Benedikt selbst sehne sich seit langem nach seinem "Heimgang".
Nach Angaben des Vatikans hat sich der Gesundheitszustand von Benedikt XVI. in den vergangenen Stunden "aufgrund des fortschreitenden Alters" verschlechtert. Bei seiner Generalaudienz am Morgen hatte Papst Franziskus zu einem "besonderen Gebet" für seinen "sehr kranken" Vorgänger aufgerufen und ihn anschließend besucht. Derzeit stehe der emeritierte Papst unter ärztlicher Überwachung; die Situation sei unter Kontrolle, hieß es weiter aus dem Vatikan.