Papst Franziskus hat seinen verstorbenen Vorgänger Benedikt XVI. mit bewegten Worten gewürdigt. "Mit Rührung erinnern wir uns an seine so edle, so sanfte Person", sagte der Papst bei der regulären Andacht zum Jahresabschluss im Petersdom. Franziskus dankte Gott dafür, dass er der Kirche und der Welt Benedikt XVI. geschenkt habe. Er empfinde Dankbarkeit "für all das Gute, das er vollbracht hat, und vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets, besonders in diesen letzten Jahren seines Ruhestandes". Nur Gott kenne den Wert und die Kraft seiner Fürsprache, seiner Opfer, die er für das Wohl der Kirche gebracht habe.
Benedikt XVI. starb am Samstagmorgen um 9.34 Uhr im Alter von 95 Jahren in seinem Wohnhaus in den Vatikanischen Gärten.
Totenmesse am 5. Januar
Papst Franziskus wird am Donnerstag die Totenmesse für seinen Vorgänger auf dem Petersplatz halten - ein historisches Ereignis, das es in dieser Form noch nie gab. Ab Montag wird der Leichnam im Petersdom aufgebahrt, damit die Gläubigen Abschied nehmen können. In Deutschland läuteten in allen katholischen Kirchen die Totenglocken.
Benedikt XVI., geboren in Bayern als Joseph Ratzinger, war der erste Deutsche als Papst nach 482 Jahren. Von 2005 bis 2013 stand er an der Spitze der katholischen Kirche. Kirchengeschichte schrieb er auch mit seinem freiwilligen Rücktritt. Er war der erste Papst seit über 700 Jahren, der auf sein Amt verzichtete.
Bätzing: "Beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte"
"Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat." Benedikt XVI. habe "die Stimme des Evangeliums - gelegen oder ungelegen - hörbar gemacht" - Mit diesen Worten hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. sagte Bätzing. Der verstorbene Benedikt sei "ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte" gewesen.
Sein theologisches Denkvermögen, seine politische Urteilskraft und sein persönlicher Umgang mit vielen Menschen hätten den aus Deutschland stammenden früheren Papst ausgezeichnet, fügte der Limburger Bischof hinzu: "Mit hohem Respekt denke ich an seine mutige Entscheidung, 2013 vom Amt des Papstes zurückzutreten."
Bätzing erinnerte in seiner ersten Reaktion auch an den Brief Benedikts vom 8. Februar 2022 anlässlich der Veröffentlichung des Münchener Gutachtens zu sexualisierter Gewalt: "Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen."
Der Bischof ergänzte: "Gerade als Kirche in Deutschland denken wir dankbar an Papst Benedikt XVI.: In unserem Land wurde er geboren, hier war seine Heimat, hier hat er als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben mitgeprägt". Der Priester, Bischof und emeritierte Papst Benedikt - "und der Mensch Joseph Ratzinger" - sei "von uns gegangen", so Bätzing weiter: "In dieser Stunde des Abschieds bete ich für ihn und empfehle ihn der Barmherzigkeit Gottes."
Kardinal Woelki: "Als tiefen geistlichen Denker schätzen gelernt"
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki trauert um den verstorbenen Papst Benedikt XVI. In einer Erklärung würdigte er Benedikt XVI. als großen Theologen unserer Zeit und als umsichtigen und weitblickenden Menschen:
"Ich habe ihn als einen tiefen geistlichen Denker schätzen gelernt. Seine Theologie hat ungezählte Menschen in ihrem Glauben geprägt und bestärkt – genauso wie die Demut und der Mut, mit denen er all seine Ämter ausfüllte. Sein Lebensweg war eng mit den großen kirchlichen Ereignissen unserer Zeit verknüpft. Dabei prägte er die Kirche von heute auf prophetische Weise".
Benedikt der XVI. war dem Kölner Erzbischof und dem Kölner Erzbistum auf verschiedene Weise verbunden. So hatte er Woelki 2011 zum Erzbischof von Berlin ernannt. Im Jahr 2012 kreierte er ihn zum Kardinal.
Im Erzbistum Köln verbrachte Benedikt mehrere Jahre seines Lebens: Von 1959 bis 1963 lehrte er als Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Bonn und wohnte in Bad Godesberg. Auch als Papst kehrte er anlässlich des Weltjugendtags im Jahr 2005 noch einmal nach Köln zurück.
Kardinal Marx: "Bedeutender Lehrer der Kirche"
Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat auch in seiner bayerischen Heimat zu ersten Reaktionen geführt.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte: "Wir trauern um einen treuen Zeugen der Liebe Gottes und einen bedeutenden Lehrer der Kirche, dessen Verkündigung bereits zu seiner Zeit als Münchner Erzbischof weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus strahlte."
Sein Wort habe weltweit Aufmerksamkeit gefunden, auch bei Angehörigen anderer Religionen, in Politik und Gesellschaft. "Wir sind ihm zutiefst dankbar für seinen jahrzehntelangen Einsatz, seine exzellente Theologie und sein beeindruckendes Lebens- und Glaubenszeugnis. Sein Vermächtnis wird weiterwirken."
Bischof Oster: "Denker mit Herzen"
Der Passauer Bischof Stefan Oster würdigte Benedikt als "einen großen Sohn unserer Heimat und unseres Bistums, einen Freund der bayerischen Lebensart und Kultur, einen Denker mit dem Herzen". Intellektuelle Brillanz seien bei ihm "wundersam geeint" gewesen mit dem "vertrauensvoll gewordenen Glauben eines Kindes".
Oster ging in seinem Nachruf auch auf die Rolle von Joseph Ratzinger im katholischen Missbrauchsskandal ein. "Wir verlieren einen Mann, der in den letzten Jahren seines Lebens noch sehen musste und auch eingestanden hat, als Erzbischof von München und Freising Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche zu wenig im Blick gehabt zu haben. Wir verlieren aber auch einen Mann, der als Präfekt der Glaubenskongregation entscheidend dazu beigetragen hat, dass das Problem des Missbrauchs in der Kirche in seiner ganzen Dramatik erkannt wurde und der deshalb wesentliche Veränderungen angestoßen hat."
Im Erzbistum München und Freising wurden die Pfarreien angewiesen, in den nächsten Tagen jeweils um 16 Uhr die Kirchenglocken für eine Viertelstunde läuten zu lassen. In den Domen, aber auch in Altötting und in Ratzingers Geburtsort Marktl am Inn werden Kondolenzbücher aufliegen. Unter der Überschrift "Vergelt's Gott, Papst Benedikt XVI." wurde auf der Internetseite www.benedictusxvi.org eine Möglichkeit für digitale Beileidsbekundungen freigeschaltet. Außerdem wird es Gedenkgottesdienste geben.
Bischof Ipolt: Glaube überzeugend gefeiert
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat mit Dankbarkeit auf das Leben des früheren Papstes Benedikt XVI. zurückgeblickt. "Mit ihm verliert unsere Kirche einen großen Theologen und Lehrer und zugleich einen Papst, der den Glauben in überzeugender Weise gefeiert hat", erklärte Ipolt am Samstag in Görlitz. Vor allem sei Benedikt XVI. wichtig gewesen, "dass der Glaube keine Theorie oder Lehre ist, sondern eine Begegnung mit Christus". Auch sein unkompliziertes und bescheidenes Auftreten werde in Erinnerung bleiben.
Bistum Fulda: "Großer Papst"
Das Bistum Fulda hat Benedikt XVI. als "großen Papst" und "überragenden Theologen" gewürdigt. "Mit Trauer, aber auch in großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied vom emeritierten deutschen Papst Benedikt XVI.", erklärten Fuldas Bischof Michael Gerber, sein Vorgänger, der emeritierte Bischof Heinz Josef Algermissen, und Weihbischof Karlheinz Diez am Samstag in Fulda in einer gemeinsamen Mitteilung.
Im Fuldaer Dom werde ein Ort für das Gebet und das Gedenken an Benedikt XVI. eingerichtet. Den Fuldaer Dom und das dortige Grab des heiligen Bonifatius hatte Papst Benedikt XVI. als Kardinal Joseph Ratzinger und als Erzbischof von München und Freising mehrfach besucht.
Erzbistum Paderborn: "Großer Theologe"
Der Übergangsleiter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als "großen Theologen" und "bedeutenden Intellektuellen" gewürdigt. Sein Leben sei geprägt gewesen "von seinem theologischen Nachdenken über den Glauben an den dreifaltigen Gott und seinem Einsatz für die Kirche", schreibt er in einem am Samstag veröffentlichten Nachruf.
Benedikts theologische Werke hätten viele Gläubige und auch Anders- und Nichtgläubige angeregt, führt Bredeck aus. "Sie legen Zeugnis ab von seinem großen theologischen Wissen, seiner intellektuellen Brillanz sowie unverwechselbaren Sprachkraft." Seit dem Rücktritt von Erzbischof Hans-Josef Becker am 1. Oktober wird das Erzbistum Paderborn übergangsweise von Diözesanadministrator Bredeck geleitet.
Der Übergangsleiter ging auch auf die Kritik an dem als Joseph Ratzinger geborenen späteren Papst ein: "In seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hat ihm sein leidenschaftliches Bemühen um die Treue der Kirche zu ihrem Ursprung nicht nur Bewunderung eingebracht", so Bredeck. Mitunter sei gegen ihn der Vorwurf laut geworden, dass ihm die "reine Lehre" wichtiger sei als die Menschen, die diese Lehre verkünden. Die Reaktionen des emeritierten Papstes auf Vorwürfe von möglichem Fehlverhalten während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977 bis 1982) beim Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger hätten Gläubige irritiert und verunsichert.
Bischof Kohlgraf: Er inspirierte Theologie und Kirche
Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt und vor voreiligen Bewertungen seiner Lebensleistung gewarnt. Joseph Ratzinger habe als Papst, als Bischof, als Präfekt der Glaubenskongregation und als Professor "die theologische Welt und die Kirche geprägt und inspiriert", erklärte Kohlgraf am Samstag in Mainz. Sein überraschender Rücktritt als Papst habe viele Menschen bewegt und beeindruckt.
"Mit abschließenden Einordnungen eines derart vielfältigen Lebenswerks sollten wir uns jetzt zurückhalten", betonte Kohlgraf. Es habe seinen Sinn, dass historische Bewertungen, seien sie kritisch oder positiv, "erst in einem zeitlichen Abstand und ohne ein inhaltliches Eigeninteresse vorgenommen werden". Jetzt sei die Zeit des Gebets für den Verstorbenen. Kohlgraf sagte, ihm stehe "keine Bewertung der Lebensleistung dieser Persönlichkeit" zu.
Als ursprünglich Kölner Priester sei er Joseph Ratzinger wiederholt begegnet, so Kohlgraf. Ein Höhepunkt sei der Weltjugendtag 2005 in Köln gewesen. "Wenn ich an diese Jahre zurückdenke, ist es, als würde ich in eine andere Epoche der Kirchengeschichte eintauchen.
Mittlerweile liegen Themen auf dem Tisch, die weit in diese Zeit hineinreichen", erklärte Kohlgraf. Dennoch sei es zu kurz gegriffen, ein Lebenswerk im Licht jetzt offenkundiger Probleme zu sehen, sagte Kohlgraf wohl mit Blick auf die Missbrauchskrise.
Er denke in Dankbarkeit an das, was ihm Joseph Ratzinger in den vergangenen Jahrzehnten auch für sein priesterliches Wirken gegeben habe. Viele seiner theologischen Veröffentlichungen "haben mich gefördert oder herausgefordert", so Kohlgraf. "Langweilig waren seine Bücher nie, sie haben immer wichtige Horizonte für Theologie, Glauben, Kirche und auch für mich eröffnet."
Bischof Ackermann: Großer Lehrer des Glaubens
Mit dem Tod von Benedikt XVI. haben Kirche und Welt nach den Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann "einen großen Lehrer des christlichen Glaubens" verloren. Wie kaum einem Zweiten sei es ihm bereits als Theologieprofessor, Bischof und Kardinal gelungen, Menschen für die Botschaft des Glaubens zu faszinieren, erklärte Ackermann am Samstag. Als Papst sei er ein Gelehrter geblieben. "Sein großes Anliegen war es immer wieder, Glaube und Vernunft miteinander zu verbinden", so der Trierer Bischof.
Den Rücktritt von Benedikt XVI. als Papst nannte Ackermann einen außergewöhnlichen und mutigen Schritt. "Er hat damit einen nicht unwesentlichen Beitrag für ein menschlicheres Verständnis des höchsten Amtes in der Kirche geleistet", sagte der Bischof. Er sei überzeugt, dass man "die Bedeutung des Pontifikats von Benedikt XVI. im Abstand noch stärker erkennen wird als dies schon heute der Fall ist".
Im Bistum Trier soll am 10. Januar abends ein Requiem für Benedikt XVI. gefeiert werden. Im Trierer Dom wurde zudem ein Gedenkort eingerichtet. Dort liege auch ein Kondolenzbuch aus.
Bischof Bode: Großer Theologe
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat mit Trauer auf den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. reagiert. "Nach Jahrhunderten war er der erste Deutsche auf dem Papstthron. Er war ein großer Theologe, der Theologie und Spiritualität eng verband", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag in Osnabrück.
Benedikts Interesse habe der Vertiefung des Glaubens und der Feier der Liturgie gegolten. Auch die Einheit der Kirche in ihrer großen Vielfalt sei ihm wichtig gewesen.
Benedikts Rücktritt vom Papstamt im Jahr 2013 würdigte Bode als "historischen Schritt". Persönlich sei er ihm verbunden gewesen durch sein Studium in Benedikts Zeit als Professor in Regensburg, so der Bischof.
Erzbischof Koch: Bewunderung für Papst Benedikt XVI.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat seine Bewunderung für den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. bekundet. Joseph Ratzinger habe sich sein Leben lang in den Dienst Gottes und seiner Kirche gestellt, erklärte Koch am Samstag in Berlin. Dass Papst Benedikt XVI. 2013 den Mut hatte, "von diesem Amt zurückzutreten, als er merkte, dass er den Anforderungen nicht mehr gewachsen war, bewundere ich". Als Bischof habe er von Benedikt XVI. gelernt, "das Amt als Berufung und als Dienst zu verstehen auch in schweren Stunden", so Koch.
Weiter erklärte er, der Einsatz Benedikts XVI. für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche "wurde verdunkelt durch irritierende Aussagen über seine Zeit als Erzbischof von München-Freising". Er bedaure sehr, so Koch, "dass dadurch auch der Theologe Joseph Ratzinger bei vielen in Misskredit geraten ist".
Seine Überlegungen zum Verhältnis von Glaube und Vernunft, von Kirche und Welt "prägen unser Denken in vielfältiger Weise". Unvergessen ist Koch zufolge die Rede von Benedikt XVI. vor dem Deutschen Bundestag 2011. Deren Schlusssatz "taugt noch heute als wegweisende Orientierung". Damals sagte der Papst: "Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz - die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden."
Als ein für ihn persönlich besonders prägendes Erlebnis mit Benedikt XVI. bezeichnete Koch den Weltjugendtag 2005 in Köln, den der heutige Berliner Erzbischof damals als Generalsekretär federführend mitorganisierte.
Freiburger Erzbischof Burger: Geistige Brillanz und Klarheit
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat das Wirken des gestorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. mit großer Dankbarkeit gewürdigt. "Sein Pontifikat war für mich geprägt durch die beiden Seiten, die Benedikt XVI. stets zeigte: Die geistige Brillanz und fordernde Klarheit des Theologieprofessors sowie die Warmherzigkeit und fromme Tiefe eines geistlichen Ratgebers und Begleiters", erklärte Burger am Samstag in Freiburg.
In Freiburg erinnere man sich insbesondere an seinen Besuch und seine viel diskutierte Rede im September 2011. Burger sagte, bei aller Trauer dürften die "die schmerzlichen Ereignisse im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen und -tätern" nicht ausgeblendet werden, die Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising betreffen. Zugleich habe er als Papst klare Maßstäbe in der Aufarbeitung gesetzt.
Bischof Dieser: Respekt vor Lebensleistung
Aachens Bischof Helmut Dieser sieht in dem gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. einen der "größten Theologen unserer Zeit". Die Nachricht seines Todes löse in ihm "das Gefühl tiefen Respektes vor seiner Lebensleistung aus", sagte er am Samstag in Aachen.
"Der Verstorbene war nicht nur ein denkender und glaubender, sondern auch ein betender Mensch", so Dieser. "Er hat Christus geliebt und ihm in seiner Kirche sein ganzes Leben geschenkt in seinem Wirken als Priester, als Bischof, schließlich als Papst." Er habe sein Leben "mit all seinen großen Begabungen" für Christus und seine Kirche gegeben.
Auch künftig würden viele Generationen Inspiration und theologische sowie geistliche Einsichten aus seinen Texten schöpfen, führte der Bischof aus. "Immer neu zeigen sie auf, dass der Glaube vor dem Verstand nicht nur bestehen kann, sondern die Rationalität des Menschen mitnimmt in das Glaubensgeschehen hinein und ihn so voll umfassend menschlich macht." Ihn selbst hätten vor allem Benedikts Enzykliken über Liebe, Hoffnung und Glaube tief beeindruckt.
Bischof Wiesemann: Wegbereiter und Interpret des Zweiten Vatikanischen Konzils
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat Benedikt XVI. als einen der größten Theologen der Gegenwart gewürdigt. Er sei ein wichtiger Wegbereiter und Interpret des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gewesen, erklärte Wiesemann am Samstag zum Tod des früheren Papstes. "Das theologische Denken von Papst emeritus Benedikt XVI. war zutiefst biblisch verwurzelt, schöpfte aus der ganzen Breite der kirchlichen Tradition und zielte darauf ab, Glaube und Vernunft miteinander zu versöhnen", so Wiesemann.
Als Papst habe er sich durch eine spürbar tiefe Spiritualität, theologische Brillanz und menschliche Bescheidenheit ausgezeichnet, betonte Wiesemann. Mit seinem Rücktritt habe er gezeigt, dass hinter jedem Amt in der Kirche ein "konkreter Mensch mit seinen Stärken und Fähigkeiten, aber auch mit seinen Grenzen und Schwächen" stehe.
Zur Kritik an Joseph Ratzingers Umgang mit Missbrauchsfällen sagte Wiesemann, er könne nachvollziehen, dass sich Menschen von Benedikt XVI. "ein klareres Wort der Verantwortungsübernahme und des persönlichen Versagens gewünscht hätten". Zugleich habe sich Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst dafür eingesetzt, sexualisierte Gewalt aufzudecken und Täter zur Verantwortung zu ziehen.
Bischof Timmerevers: Brillanter Lehrer
Bischof Heinrich Timmerevers hat das Wirken des emeritierten Papstes Benedikt XVI. mit "großem Respekt und Dankbarkeit" gewürdigt.
"Nach meiner Einschätzung gehört er zu den brillantesten theologischen Lehrern, die die Nachfolge auf dem Stuhl des Heiligen Petrus angetreten haben", erklärte der Bischof von Dresden-Meißen am Samstag zum Tod des emeritierten Papstes aus Deutschland. "Wir bitten Gott, dass er ihm ein barmherziger Richter ist über all das, was in seinem Leben und Dienst unvollkommen war."
Bischof Fürst: Prägende Figur
Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als prägende Figur der katholischen Kirche gewürdigt. Mit Benedikt sei ein großer Theologe gestorben, der die katholische Kirche ein Jahrzehnt nachhaltig geprägt habe, teilte Fürst am Samstag mit. Es sei dem emeritierten Papst ein großes Anliegen gewesen, das Evangelium "so zu verkünden, dass es die Menschen in ihrem Leben erreicht und so anspricht, dass es ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt und Antworten gibt für ihre jeweiligen Lebensumstände und die großen Fragen der menschlichen Existenz".
Fürst erklärte, er habe an Benedikt XVI. besonders seinen "wachen Intellekt, seine Bildung, seine Sensibilität und Feinsinnigkeit" geschätzt. Auch erinnere er sich gerne an den Weltjugendtag 2005, als eine Million Jugendliche dem Papst zujubelten. Der ehemalige Papst Benedikt XVI. starb am Samstag im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan.
Bischof Genn: Habe ihm viel zu verdanken
Münsters Bischof Felix Genn hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gleichfalls gewürdigt. "Für die Kirche wird er noch lange eine Inspiration sein durch seine tiefen und wegweisenden Worte und das umfassende theologische Werk", erklärte er am Samstag.
In diesen Tagen werde sein Lebenswerk mit Recht von unterschiedlichen Perspektiven gewürdigt werden. "Sicher wird auch die eine und andere Seite seines Wirkens kritisch in den Blick genommen."
"Für meine theologische Entwicklung ist er von entscheidender Bedeutung", führte Genn aus. "Die Vorlesungen und Seminare bei ihm waren immer theologische und auch spirituelle Höhepunkte meines Studiums." Er habe ihm viel zu verdanken. "Seit meinem Freisemester an der Universität Regensburg bestand auch persönlicher Kontakt."
"Wir beten mit der ganzen Kirche, dass der Herr, dessen Mitarbeiter in der Wahrheit er sein wollte, ihn nun schauen lässt, was er geglaubt, gelehrt und gelebt hat", so Genn. "Das wird der Lohn sein für seinen unermüdlichen Einsatz in der Kirche für die Menschen."
Bischof Feige: Geistesscharf und fromm
Magdeburgs Bischof Gerhard Feige hat ebenfalls seine Anteilnahme zum Tod des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. bekundet. "Zweifellos wird Papst emeritus Benedikt XVI. mit dem Image eines gelehrten Dogmatik-Professors auf dem römischen Bischofsstuhl in die Geschichte eingehen, geistesscharf und zugleich fromm", schreibt er in seinem Nachruf am Samstag. "Spätere Generationen werden seine Verdienste in der rechten Weise würdigen können. Möge Gott ihm nach einem langen Leben - und auch dem ungewöhnlichen Mut, als Papst 2013 zurückzutreten - die Freude des ewigen Lebens zuteilwerden lassen."
Mit Blick auf das ökumenische Bemühen des deutschen Papstes bilanzierte Feige: "Ökumenisch kam durch ihn - nach einigen Jahren des Stillstandes - der theologische Dialog zwischen den orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche wieder in Gang, andererseits irritierten einige seiner Äußerungen evangelische Christen nicht nur in Deutschland und auch Vertreter anderer Religionen sehr."
Feige, der Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, verwies dabei auf das Schreiben "Dominus Jesus" von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2000. Darin heißt es, das Christentum sei nicht eine Religion unter vielen, sondern die wahre Religion. Es gebe eine einzige Kirche Christi, die in der katholischen, vom Papst und den Bischöfen geleiteten Kirche verwirklicht ist. Die aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften (Protestanten und Anglikaner) seien "nicht Kirchen im eigentlichen Sinne".
Bischof Wilmer: Einer der bedeutendsten Theologen
Auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat mit Betroffenheit auf den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. reagiert. "Mit ihm verliert die katholische Kirche in Deutschland und in der ganzen Welt einen hervorragenden Repräsentanten mit enormer Geisteskraft", erklärte er am Samstag in Hildesheim. Das wissenschaftliche Werk des Verstorbenen sei mehr als beeindruckend. "Mit Joseph Ratzinger ist einer der bedeutendsten katholischen Theologen des 20. und frühen 21. Jahrhunderts von uns gegangen."
Mit höchstem Respekt habe er 2013 Benedikts Rücktritt vom Amt des Papstes wahrgenommen, so Wilmer weiter. Er sei diesen Schritt gegangen, weil er aufgrund seines Alters und aus Krankheitsgründen die eigenen körperlichen Voraussetzungen für das Amt als nicht mehr ausreichend eingestuft habe. "Das war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch sehr mutig und verantwortungsbewusst."
Er selbst habe Papst Benedikt XVI. in Rom kennenlernen dürfen, als er bereits emeritiert war, führte der Bischof aus. "Mir hat sehr imponiert, dass er trotz seines hohen Alters stets hellwach und mit hohem Verstand die Fragen des Glaubens und die Herausforderungen der Kirche in unserer komplexen Welt analysiert und eingeordnet hat."
Erzbischof Heße: Besonderer Respekt für Rücktritt
Als prägenden Lehrer und Theologen hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Er habe sechs Jahrzehnte lang Theologie und Kirche mitgestaltet und mitgeprägt, sagte Heße am Samstag in Hamburg.
Ein Gedanke Ratzingers habe auf ihn eine besondere Wirkung, so der Erzbischof. Christsein sei laut dem ehemaligen Papst keine Theorie, kein Gedankengebäude, sondern zuerst Begegnung mit der Person Jesus Christus. Christsein werde ihm zufolge durch Anziehung weitergegeben, nicht durch Belehrung. "Das gibt unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung."
Besonderen Respekt hat Heße seinen Worten nach vor Benedikts Rücktritt. "Er wusste seine schwindenden Kräfte realistisch einzuschätzen und hatte die Größe loszulassen". Damit werde er wohl in die Geschichte eingehen.
Bischof Overbeck: Mann größten Wissens
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. ebenfalls als großen Theologen gewürdigt. Ihm sei "die Vertiefung des Glaubens und des geistlichen Lebens sowie der Dialog mit den verschiedenen Kräften und Strömungen unserer Zeit lebenslang eine Herzensangelegenheit gewesen", erklärte der Ruhrbischof am Samstag in Essen.
Joseph Ratzinger sei ein Gelehrter und ein Mann größten Wissens gewesen, so Overbeck weiter. "Benedikt XVI. war sich bewusst, dass sich die Kirche sehr ändere und auf der ganzen Welt neu werde." Sich selbst habe der Papst nicht wichtig genommen, so der Ruhrbischof weiter. "Wichtig war ihm dagegen, Veränderungen in Lehre und Praxis der Kirche stets unter dem Aspekt der Wahrung von Kontinuität zu bedenken und notwendige Weiterentwicklungen ohne Brüche zu gestalten." Deshalb habe Benedikt XVI. aber nicht stur an alten Formen festgehalten. "Er hat mehr als manche seiner Vorgänger zur Erneuerung der Kirche beigetragen", betonte Overbeck.
Bistum Erfurt: Große Dankbarkeit
Das Bistum Erfurt trauert um den emeritierten Papst Benedikt XVI. Bischof Ulrich Neymeyr erinnert in seinem Nachruf auf den Verstorbenen in großer Dankbarkeit an den Besuch von Papst Benedikt 2011 in Thüringen. Der Papst habe "nicht nur die Katholiken, sondern alle Christen in der Diaspora Ostdeutschlands in ihrem Glauben bestärkt", schreibt der Bischof.
Auch der Erfurter Altbischof Joachim Wanke habe die Begegnungen mit Benedikt XVI. in Erfurt und im Eichsfeld als ein großes geistliches Erlebnis in dankbarer Erinnerung behalten. Mit Benedikt verliere die katholische Kirche einen großen Theologen, der in seiner Zeit als Universitätsprofessor, als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst "die Wahrheit des katholischen Glaubens allgemein verständlich in großartigen Formulierungen zum Ausdruck gebracht" habe, so Neymeyr.
Als "bleibende Frucht" bezeichnete der Erfurter Bischof das Buch "Einführung in das Christentum" von 1968 und das mehrbändige Werk "Jesus von Nazareth", das von 2007 bis 2012 erschien.
Katholische Laien und Hilfswerke trauern um verstorbenen Papst
Auch das das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. "Benedikt XVI. prägte die Welt und die Kirche", erklärte die Präsidentin des obersten Laiengremiums der katholischen Kirche in Deutschland, Irme Stetter-Karp, am Samstag in Berlin. Der deutsche Papst habe viele mit Stolz, vor allem aber mit Hoffnung erfüllt.
Zugleich betonte Stetter-Karp, für manche habe sich diese Hoffnung in reichem Maße erfüllt, für andere sei die unerfüllte Sehnsucht geblieben, wie ihr Christsein im 21. Jahrhundert gelingen könne. Alle hätten ihm Respekt und Anerkennung für sein Lebenswerk als Gelehrter und interdisziplinär denkender Theologe bei seinem Rücktritt im Februar 2013 gezollt. Stetter-Karp: "Die ganze Welt - auch ich selbst - staunte über diesen Schritt, der vielleicht neue Maßstäbe für das Verständnis des Papsttums gesetzt hat".
Der stellvertretende ZdK-Vorsitzende Thomas Söding würdigte Joseph Ratzinger als einen konservativen Intellektuellen, der für die zeitgenössische Philosophie gerade wegen seiner katholisch-theologischen Prägung zu einem wichtigen Gesprächspartner geworden sei. Seinen tiefen Glauben, den er aus seiner bayerischen Heimat in sein Leben mitgenommen habe, habe er durchdacht und erschlossen.
Zugleich erklärte das ZdK, Ratzinger habe sich im Laufe der Zeit verändert und sei zu einem Kritiker der Veränderungen geworden. Mit seiner Regensburger Rede über Glaube, Vernunft und Gewalt von 2006 habe er eine temporäre Verstörung in den Beziehungen zur islamisch geprägten Welt ausgelöst. 2011 hatte er der Kirche bei seinem Deutschland-Besuch eine "Entweltlichung" angeraten. "Für viele war das irritierend", so Stetter-Karp.
Ebenso irritierend habe sich der emeritierte Papst noch einmal in Erinnerung gebracht, als er Dezember 2021 Erinnerungslücken dafür verantwortlich gemacht habe, zu Missbrauchsfällen aus seiner Zeit als Erzbischof und dann Kardinal in München nichts sagen zu können. Klar sei ein durch ein im Januar 2022 veröffentlichtes Gutachten gewesen, dass er teils Täter im Amt belassen und lediglich versetzt habe.
Die Katholische Frauengemeinschafts Deutschlands (kfd) hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt.
"Wir erinnern uns mit großem Respekt an die vielen Stationen und großen Aufgaben seines langen Lebens, das ganz im Dienst der Kirche stand", erklärte die kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil am Samstag in Düsseldorf. Besonders in Erinnerung bleibe, dass sich Benedikt 2006 offen für Reformen in der katholischen Kirche gezeigt habe.
Er sei zudem der erste Papst gewesen, der sich persönlich mit Betroffenen sexualisierter Gewalt getroffen habe, fügte Heil hinzu.
Der Tod des emeritierten Papstes bewege viele Christinnen und Christen auf der ganzen Welt: "Möge er in Frieden ruhen."
Der Familienbund der Katholiken hat den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. "Wir verneigen uns vor einem großen Theologen, Lehrer und Leiter der Kirche", erklärte dessen Präsident Ulrich Hoffmann am Samstag in Berlin. Mit dem Papst aus Bayern verliere der Familienbund einen engagierten Mitstreiter für die Interessen der Familien und der Eheleute.
Für Papst Benedikt sei die Familie die Grundzelle der ganzen Gesellschaft gewesen. Sie sei für ihn auch der Ort gewesen, "an dem man sich der Welt und dem Leben öffnet". Der Familienbund der Katholiken danke für das herausragende Lebenszeugnis des verstorbenen Papstes und "
weiß ihn nun in der guten Hand Gottes geborgen".
Tausende Jugendliche haben am Samstagmittag in Rostock beim Europa-Treffen der christlichen Gemeinschaft von Taize für den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gebetet. "In Taize verdanken wir ihm viel", sagte der dortige Vorsteher Frere Alois zu Beginn des Mittaggebetes in der Hansemesse. Noch bis Sonntag sind 5.000 Jugendliche aus 49 Ländern zum traditionellen Silvestertreffen in der Hansestadt versammelt.
Frere Alois berichtete in einer kurzen Ansprache von jährlichen Treffen mit Benedikt. In Taize gingen die Jugendlichen in Gesängen, Gebeten und in der Stille gemeinsam "zum Wesentlichen", habe der emeritierte Papst ihm gesagt.
Die Initiative "Wir sind Kirche" sieht den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. als höchst widersprüchlichen Theologen, der die römisch-katholische Kirche über Jahrzehnte in rückwärtsgewandter Weise geprägt habe. Seinem Nachfolger Papst Franziskus und der ganzen Kirche habe er mit einem Klima der Angst und einem theologischen Stillstand ein schweres Erbe hinterlassen, das bis heute nachwirke, erklärte die Initiative am Samstag in München.
Während Joseph Ratzinger als junger Theologe und Berater die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) mitgeprägt habe, habe er sich später in seinen 31 Jahren im Vatikan als ein von Misstrauen getriebener und in Angst erstarrter Theologe erwiesen. "Sein anerkennenswerter Rücktritt im Jahr 2013 hat das Papstamt entmystifiziert. Folgerichtig wäre es allerdings gewesen, wenn er auch in den Kardinalsstand oder Bischofsstand zurückgetreten wäre und die weiße Soutane abgelegt hätte", erklärte "Wir sind Kirche".
Eine gegen Benedikt XVI. von einem mutmaßlichen Missbrauchsopfer angestrengte Zivilklage vor dem Landgericht Traunstein wird indes nicht mehr verhandelt. Das bestätigte eine Gerichtssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage: "Da wir nicht das Jüngste Gericht sind, hat sich das Verfahren im Hinblick auf ihn erledigt." Der Kläger wollte gerichtlich klären lassen, ob Joseph Ratzinger und andere Münchner Erzbischöfe durch ihr Tun oder Unterlassen im Zusammenhang mit einem durch Missbrauchsvorwürfe belasteten Priester schadensersatzpflichtig sind.
Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hat Verlagschef Manuel Herder Ratzinger als den "Papst der Bücher" und "extrem gewissenhaften" Autor gewürdigt. Er ist sicher, dass erst kommende Generationen Ratzingers Leistungen als Theologe, Papst, Glaubenslehrer und vor allem als Autor vollständig erkennen werden. Den ersten Autorenvertrag bei Herder erhielt Joseph Ratzinger 1956; insgesamt 60 Publikationen, sein als Papst veröffentlichter Band "Jesus von Nazareth" verkaufte sich später knapp eine halbe Million Mal. Danach gab der Freiburger Verlag die gesammelten Werke heraus.
Auch das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" trauert um den gestorbenen früheren Papst Benedikt XVI. "Wir blicken dankbar zurück auf die Unterstützung von Papst Benedikt für die Anliegen der Sternsinger", sagte Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", am Samstag in Aachen. Deren Engagement habe Benedikt XVI. immer in besonderer Weise gewürdigt.
2011 hatte Benedikt XVI. gesagt, die Sternsinger bezeugten, dass Gott bei den Menschen sein wolle. Am Morgen war er im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan gestorben. Er war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche und damit der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Vor seiner Wahl war er gut 23 Jahre lang Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan.
Das Internationale katholische Missionswerk missio Aachen trauert um den verstorbenen Benedikt XVI. "Er war als Papst ein wichtiger Förderer der rund 120 Päpstlichen Missionswerke missio weltweit", erklärte der Präsident von missio Aachen, Dirk Bingener, am Samstag in Aachen. Mit Dankbarkeit erinnere sich man sich etwa an den Einsatz von Benedikt XVI. für ehemalige Kindersoldaten und deren Rehabilitation.
Der Malteser Hilfsdienst trauert um sein Ehrenmitglied, den emeritierten Papst Benedikt XVI. Benedikt sei nicht nur einer der größten Theologen des 20. Jahrhunderts gewesen, sondern auch ein großer Freund und Förderer der Malteser, erklärte Präsident Erich Prinz zu Lobkowicz am Samstag in Köln. Bei seinen Deutschlandbesuchen und beim Weltjugendtag 2005 hatten die Malteser ihn als Sanitätsgarde begleitet. Seit 2007 war Benedikt Ehrenmitglied des Malteser Hilfsdienstes.
Reaktionen aus der Weltkirche:
Der ehemalige Vatikansprecher Federico Lombardi hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. für seinen Umgang mit Krisen und Missständen gewürdigt. Sein Pontifikat sei "mehr von der Lehre als vom Regierungshandeln" geprägt gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende der vatikanischen Stiftung "Joseph Ratzinger - Benedikt XVI." am Samstag dem Internetportal "Vaticannews". Nach Benedikts Amtsrücktritt hätten der emeritierte Papst und die Kirche sein zunehmendes Alter mit "großer Gelassenheit" erleben können.
"Er hatte keine Angst vor der Auseinandersetzung mit anderen Ideen und Positionen", erklärte Lombardi. Zum Umgang der katholischen Kirche mit Kindesmissbrauch betonte er, Benedikt habe das gravierende Ausmaß des Problems erkannt. Der emeritierte Papst sei zutiefst betroffen gewesen über Vorwürfe, die im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen gegen ihn selbst erhoben worden seien. Er habe sich mit Missbrauchsopfern getroffen und sich bemüht, angesichts dieser Verbrechen für Gerechtigkeit zu sorgen. Darüber hinaus habe er sich um präventive Maßnahmen bemüht.
Kritik aus den eigenen Reihen und von außen nahm Benedikt laut Lombardi gelassen auf. Mit einem Lächeln habe er stets daran erinnert, dass andere Päpste wesentlich schwerere Krisen hätten angehen müssen.
Der vatikanische Ökumenebeauftragte Kardinal Kurt Koch hat sich betroffen über den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gezeigt. Doch habe der 95-Jährige "eigentlich schon lange damit gerechnet, dass er heimgehen könnte zu seinem himmlischen Vater", sagte der Leiter der vatikanischen Ökumenebehörde dem Schweizer Portal kath.ch. "Dass er jetzt in die Ewigkeit gehen konnte, ist sicher für ihn eine Erlösung", so der Schweizer Kurienkardinal.
Der damalige Papst (2005-2013) hatte Koch 2010 zum "Ökumeneminister" gemacht. Zur Begründung habe er Koch, damals Bischof von Basel, geschrieben, er wolle wieder einen Bischof, "der die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen und Gemeinschaften nicht einfach aus Büchern, sondern aus eigener Erfahrung kenne", sagte der Kardinal. "Dies hat mir gezeigt, dass Papst Benedikt die ganze Ökumene am Herzen gelegen hat. Also nicht nur die Ökumene mit den orientalischen und orthodoxen Christen, sondern auch mit den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen und Gemeinschaften", sagte Koch, der auch zum Neuen Schülerkreis Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. gehört.
In seinem Pontifikat habe der Verstorbene seine Aufgabe darin gesehen, den Glauben in der Kirche, die sich in einer tiefen Krise befinde, zu stärken. "Er wollte die Gottesfrage in den Mittelpunkt stellen und den Menschen neu ans Herz legen, dass dieser Gott nicht einfach ein höchstes Wesen ist, sondern dass er in Jesus Christus sich offenbart, sein wahres Gesicht gezeigt hat", so der Kardinal.
Deshalb habe Benedikt seine Verkündigung auf die Person Jesus Christus konzentriert. "Dies ist auch der Grund gewesen, dass er während seines Pontifikats sich die Zeit und Energie abgerungen hat, um ein Buch über Jesus Christus zu schreiben", erklärte Koch.
Als wichtigste Botschaft Benedikts an junge Menschen formulierte Koch: "Du bist nicht ein zufälliges Produkt irgendeiner unheimlichen Macht in der Welt, sondern du bist gewollt und du wirst von Gott geliebt. Und deshalb zeigt dir der christliche Glaube den Weg, wie man leben und sterben kann", so der Kurienkardinal. "Ich glaube, das ist die elementarste der Botschaften, die Benedikt sagen wollte."
Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich hat Benedikt XVI. als großen Theologen und prägende Figur der Kirche gewürdigt. "Sein Pontifikat wird in der Kirchengeschichte Wert behalten. Vor allem, was er über Ratio und Glaube gesagt hat: dass sich die beiden nicht ausschließen, sondern zusammengehen müssen", sagte der Erzbischof dem "Luxemburger Wort" (Samstag) zum Tod des Emeritus.
Hollerich zufolge ist das ein wichtiger Impuls für eine kleiner werdende Kirche in Europa. Sie dürfe nicht in Reaktionen einer Sekte verfallen, sondern müsse die Einheit von Vernunft und Glaube behalten. "Da hat der Papst eine gute Unterweisung gegeben", so der Kardinal. Ausdrücklich würdigte Hollerich auch Benedikts Amtsverzicht als Papst im März 2013. Mit diesem Schritt habe er dem Papsttum neue Möglichkeiten eröffnet.
Weiter nannte Hollerich den früheren Papst einen großen Theologen und lobte dessen theologische Bücher. "Die habe ich mit großer Freude gelesen. Er hatte ja eine sehr tiefe Theologie, die Frucht eines langen Nachdenkens", sagte der Kardinal. Beim Weltjugendtag in Köln
2005 habe er Benedikts Predigt auf Japanisch übersetzt: "Ich hatte Angst, das sei sehr kompliziert - aber es war ganz einfach zu übersetzen. Weil er zu einer Einfachheit des Ausdrucks gekommen ist, die die Frucht eines langen Nachdenkens war. Das habe ich an ihm sehr bewundert."
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. "Mit großer Dankbarkeit denke ich an Papst Benedikt, mit dem ich jahrzehntelang verbunden war", erklärte der Wiener Erzbischof in einer ersten Reaktion am Samstag.
"Benedikt XVI. war mir als Theologe, Priester und Bischof ein Begleiter und Vorbild. Nun darf er die Freundschaft Jesu, die er verkündet hat, in Fülle erfahren", so der Kardinal.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, hat alle Priester seines Bistums aufgerufen, für die Seele des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. eine Messe zu feiern. Ferner bat der ranghöchste Vertreter der Katholiken im Heiligen Land in einem Schreiben von Samstag "alle Kirchen und Klöster, die Glocken zu läuten, wie es unsere Tradition ist".
Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Stanislaw Gadecki, twitterte am Samstag, er habe "mit großer Trauer, aber auch mit tiefem Glauben" die Todesnachricht erhalten. Benedikt XVI. sei einer der bedeutendsten Nachfolger des heiligen Petrus gewesen, "ein Mann tiefen Glaubens" und langjähriger Mitarbeiter von Papst Johannes Paul II., so der Erzbischof von Posen (Poznan). Zugleich kündigte Duda an, er werde zur Trauerfeier für den emeritierten Papst am Donnerstag (5. Januar) in den Vatikan reisen.
Der Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Odilo Scherer, schrieb, Benedikt XVI. "möge in Frieden im Herrn ruhen und die Belohnung für seine Dienste erhalten, die er Gott, der Kirche und der Menschheit geleistet hat".
Der Armen- und Obdachlosenpriester Julio Lancellotti erklärte, Benedikt werde für immer als der "Papst der Liebe" in Erinnerung bleiben. Sein Rücktritt 2013 habe gezeigt, über welches "Urteilsvermögen über sich selbst, über die Kirche und über die Beziehung der Kirche zur Welt" Benedikt verfügt habe. "Er war sehr mutig, zurückzutreten, und dies machte den Weg frei für einen sehr großen Moment des Nachdenkens", so der Geistliche.
Kirchenvertreter in Westafrika würdigen den verstorbenen Papst Benedikt. Kardinal John Onaiyekan, emeritierter Erzbischof von Abuja in Nigeria, sagte (Samstag) vor Journalisten, der Verstorbene habe sein Leben dem Dienst an Gott und der Kirche gewidmet, wie die Zeitung "Vanguard" berichtet. Benedikts Tod sei "ein Gewinn für den Himmel".
Bischof Emmanuel Badejo von Oyo wertete den Amtsverzicht Benedikts im Jahr 2013 als mutig; er habe damals "die Realität respektiert". In Enugu im Osten Nigerias läutete die Glocke der Kirche zum heiligen Franziskus und zur heiligen Klara 95 mal - für jedes Lebensjahr Joseph Ratzingers.
Für die katholische Kirche der Philippinen hat der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Pablo Virgilio David, seine Trauer über den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bekundet. "Wir werden ihn in liebevoller Erinnerung behalten", erklärte er am Samstag auf der Webseite der Bischöfe.
Über das Leben und Wirken des Emeritus sagte der Bischof von Kalookan: "Unter den vielen Charismen, die Gott ihm verliehen hatte, wird er besonders als großer Theologe, Katechet und Musiker in Erinnerung bleiben." Die letzten Jahre seines Lebens als Emeritus habe er die Kirche mit seinen Gebeten spirituell unterstützt.
Indiens katholische Bischofskonferenz veröffentlichte in einer ersten Reaktion ein Foto eines fröhlich winkenden Benedikt und schrieb dazu: "Die Welt entbietet Beileid. Aber Du bist nicht zum Trösten gemacht. Du wurdest zur Größe geschaffen."
Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat in einem Kondolenzschreiben zum Tod des emeritierten Papst Benedikt XVI. dessen "besondere spirituelle Nähe" zur Ukraine gewürdigt. Zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine habe Benedikt ihm einen Brief geschickt und darin seine Solidarität mit dem ukrainischen Volk zum Ausdruck gebracht und versichert, dass er für Frieden bete, schrieb Schewtschuk an Papst Franziskus. "Inmitten der Schrecken des Krieges haben wir immer gespürt, dass wir in seiner großen, aber gleichzeitig demütigen Gestalt in der Stille des Klosters 'Mater Ecclesiae' im Vatikan jemanden haben, der zum Herrn für die leidgeprüfte Ukraine betet."
Schewtschuk hatte Benedikt XVI. am 9. November im Vatikan besucht und ihm für seine "spirituelle Nähe zur Ukraine" gedankt, wie er nun erklärte. In dem damaligen Gespräch habe der emeritierte Papst - zwar körperlich geschwächt, aber mit dem "Licht seines Geistes" - betont: "Ich bete weiter für die Ukraine." Der Großerzbischof äußerte die Überzeugung, dass das ukrainische Volk mit Benedikt XVI. nun einen Fürsprecher vor dem des "Thron des Allmächtigen" habe.
Schewtschuk steht seit 2011 der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche vor. Ihr gehören knapp zehn Prozent der Ukrainer an.
Würdigungen aus der evangelischen Kirche:
Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat auch die evangelische Kirche dessen Wirken gewürdigt. "Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben", erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am Samstag in Hannover. Sie hätten zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben.
Kurschus erinnerte zudem an den Besuch Benedikts im Erfurter Augustinerkloster, einer Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther, im Rahmen seiner Deutschlandreise als Papst im Jahr 2011. In Erfurt habe er betont, "dass es für die Ökumene das Notwendigste sei, nicht die großen Gemeinsamkeiten aus dem Blick zu verlieren, die uns überhaupt zu Christen machen". "Dieses Anliegen, das für Papst Benedikt in einer lebendigen Glaubensweitergabe gipfelte, teilen wir als EKD und sind für diesen Akzent bis heute dankbar", erklärte die westfälische Präses.
Benedikt XVI. habe sein Amt stets theologisch und geistlich akzentuiert geführt. "Das verbindet uns trotz aller Unterschiede miteinander", sagte Kurschus. Dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten ist, "macht ihn zutiefst menschlich", ergänzte die oberste Repräsentantin der evangelischen Kirche.
Auch der Präses der rheinischen Kirche, Thorsten Latzel, hat sein Beileid zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ausgesprochen. "Wir trauern mit Ihnen und sind im Gebet mit den katholischen Gemeinden verbunden", heißt es in einem Schreiben des evangelischen Theologen an die Bischöfe von Münster, Essen, Köln, Aachen und Trier sowie die Deutsche Bischofskonferenz.
Der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland würdigt den verstorbenen deutschen Papst als "eine beeindruckende Persönlichkeit und eine herausragende Gestalt in der Geschichte des Christentums des 20. und 21. Jahrhunderts". In vielen theologischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen hätten Papst Benedikt XVI. und die evangelische Kirche zwar dezidiert andere Auffassungen vertreten, schrieb Latzel. Dennoch sei er in der weltweiten Ökumene "ein versierter, anregender Gesprächspartner" gewesen. Auch habe sein Mut zum Amtsverzicht 2013 große Achtung und Respekt in der evangelischen Kirche erfahren.
Würdigungen aus anderen Glaubensgemeinschaften:
Führende Vertreter des Judentums haben den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. und seinen Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog gewürdigt. "Er war eine historische Persönlichkeit und ein großer Theologe, der sich und seinem Amt stets treu geblieben ist und auch mit umstrittenen Positionen, etwa zum jüdisch-christlichen Dialog die religiöse und interreligiöse Debatte fruchtbar angeregt hat", hieß es am Samstag in einer Erklärung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland. Benedikt XVI. habe stets die Nähe zur jüdischen Gemeinschaft gesucht.
Unvergessen bleibe sein Besuch in der Synagoge in Köln anlässlich des Weltjugendtages 2005, wo er aktiv in der Tradition seines Vorgängers für die Verbesserung der Beziehungen und der Freundschaft mit dem jüdischen Volk eingetreten sei, so die Rabbinerkonferenz. "Ruhe in Frieden, Papst Benedikt."
Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner und frühere Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, erklärte: "Papst Benedikt XVI. war ein großer Theologe, für den die Beziehung zum Judentum von wesentlicher Bedeutung für seinen Glauben war." Auch nach seiner Emeritierung habe er den Dialog mit den Rabbinern Europas fortgesetzt, insbesondere über die Frage, welche religiöse Bedeutung die Rückkehr der Juden in ihre Heimat nach zwei Jahrtausenden im Exil für die Katholiken hat. Benedikts Dialogbereitschaft mit der jüdischen Gemeinschaft bezeichnete Goldschmidt als Fortsetzung der Öffnung durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), mit dem die katholische Kirche unter anderem ein neues Verhältnis zu den anderen Religionen einleitete.
Kritisch äußerte sich der deutsche Rabbiner Walter Homolka zur Dialoghaltung Benedikts XVI. "Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht. Er vermittelte stets ein triumphales Bild der Kirche. Ihr Glanz gründet im auferstandenen Christus als dem Neuen, das das jüdische Umfeld Jesu hinter sich lässt", sagte Homolka der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aus einem gemeinsamen geistlichen Erbe habe sich für Benedikt XVI. noch keine substanzielle Nähe ergeben.
"Für ihn haben wir Juden die entscheidende Wendemarke im Bund mit Gott nicht mitvollzogen", so Homolka weiter. "Erst durch Christus erhalte dieser Bund seine endgültige Gestalt." Gegen Homolka liegen im Zusammenhang mit der liberalen Rabbinerausbildungsstätte Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam derzeit Vorwürfe des Machtmissbrauchs vor. Er selbst bestreitet alle Vorwürfe.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, teilte mit, sie habe mit großer Trauer vom Tod Benedikts XVI. erfahren, der am Samstagmorgen im Vatikan im Alter von 95 Jahren starb. Er habe einen intensiven Austausch mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft gepflegt. "Als Mensch von Geist und Wort war ihm wichtig, dass dieser Dialog nicht nur um des Dialoges willen geführt wurde - er musste Inhalt und Zweck haben. Für diesen Einsatz bleibe ich ihm dankbar."
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat Papst Franziskus sein Beileid zum Tod von Benedikt XVI. bekundet. Mit Trauer habe er die Todesnachricht von Franziskus' Vorgänger im Papstamt empfangen, betonte Kyrill I. am Samstag in einem vom Moskauer Patriarchat veröffentlichten Kondolenzschreiben. "Die unbestreitbare Autorität von Benedikt XVI. als herausragender Theologe ermöglichte es ihm, einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der ökumenischen Zusammenarbeit, zum Zeugnis Christi gegenüber einer säkularisierten Welt und zur Verteidigung traditioneller moralischer Werte zu leisten", so der Patriarch.
Er habe bei Treffen mit Benedikt XVI. in Rom dessen "tiefe Liebe zum östlichen Christentum und und insbesondere seine aufrichtige Achtung der Tradition der russischen Orthodoxie" erlebt. Während des Pontifikats von Benedikt XVI. hätten sich die Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche verbessert. Man sei "auf dem Weg zur Überwindung des manchmal schmerzhaften Erbes der Vergangenheit" vorangekommen.
Kyrill I. hatte noch als Leiter des Außenamtes seiner Kirche Benedikt XVI. besucht, jedoch nicht mehr nach seiner Wahl zum russisch-orthodoxen Patriarchen im Januar 2009. Zuletzt hatte sich das Klima zwischen dem Vatikan und dem Moskauer Patriarchat erheblich verschlechtert. Die Beziehungen seien "praktisch eingefroren", erklärte die russisch-orthodoxe Kirche Anfang Oktober. Hintergrund ist der russische Krieg gegen die Ukraine, den das russische Kirchenoberhaupt unterstützt.
Eine geplante Begegnung zwischen Franziskus und Kyrill I. im Nahen Osten wurde abgesagt. Der Papst warnte den Patriarchen, er müsse aufpassen, nicht zum "Staatskleriker" und zu Wladimir Putins "Messdiener" zu werden.
Der anglikanische Erzbischof Justin Welby hat Benedikt XVI. als "einen der größten Theologen seiner Zeit" gewürdigt. Der emeritierte Papst, der am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren gestorben ist, sei "dem Glauben der Kirche verpflichtet und standhaft in ihrer Verteidigung" gewesen, erklärte das Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft am Samstag. "Es war überdeutlich, dass Christus die Wurzel seines Denkens und die Grundlage seines Gebets war."
In Papst Benedikts langem Leben und Dienst für Christus habe es viele tiefgreifende Veränderungen in der Kirche und in der Welt gegeben, so der Erzbischof von Canterbury weiter. "Er durchlebte das NS-Regime in Deutschland und diente kurzzeitig im Zweiten Weltkrieg. Als jüngerer Theologe und Priester hat er die Diskussionen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) hautnah miterlebt. Als Professor und dann als Erzbischof lebte er im geteilten Deutschland, erlebte aber auch den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung seiner Heimat", so Welby.
Weiter würdigte Welby Benedikts Rücktritt 2013 als "mutigen und demütigen Schritt", mit dem er "die menschliche Schwäche, die uns alle betrifft", anerkannt habe. "Papst Benedikt strebte in seinem Leben und Wirken danach, Menschen zu Christus zu führen. Möge er nun in Christi Frieden ruhen und mit allen Heiligen in Herrlichkeit auferstehen", so Welby.
Stimmen aus Bundes- und Weltpolitik
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als Theologen gewürdigt, der Menschen eine Orientierung gegeben hat. "Sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich immer tief beeindruckt", erklärte Steinmeier am Samstag. Schon im Wirken des Professors Joseph Ratzinger habe sich hohe theologische und philosophische Bildung mit verständlicher Sprache verbunden.
"Deswegen fanden viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seinen Schriften und Ansprachen klare Orientierung", sagte der Bundespräsident.
Steinmeier unterstrich zudem die besondere Rolle, die der frühere Papst für Deutschland hatte. "Die Wahl eines Papstes aus dem Mutterland der Reformation und eines Intellektuellen, der sich den Dialog zwischen Glaube und Vernunft zur Lebensaufgabe gemacht hatte, war für viele Menschen auf der ganzen Welt ein wichtiges Zeichen", sagte Steinmeier, der selbst der evangelischen Kirche angehört.
Der Bundespräsident erinnerte auch an den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. "Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation war er mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert", sagte Steinmeier. Hier sei er besonders in der Verantwortung gewesen. Benedikt habe um das große Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche gewusst.
Er habe sich dann zum Amtsverzicht in dem Moment entschieden, "in dem er gewiss war, sein Amt nicht mehr mit der nötigen Kraft ausführen zu können". "Das war eine unerwartete kirchengeschichtliche Zäsur", sagte Steinmeier.
In einer ersten Reaktion hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über Twitter zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geäußert. Er sei für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer gewesen, so Scholz am Samstag. Die Welt verliere "eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen". Seine Gedanken seien nun bei Papst Franziskus.
Der Bundesratspräsident Peter Tschentscher würdigte ihn als einen der bedeutendsten Theologen seiner Zeit. Er habe die Traditionen der katholischen Kirche aus großer Überzeugung vertreten und zugleich den Dialog mit Vertretern der evangelischen Kirche, des Judentums und des Islam geführt. Sein Tod bewege besonders die Gläubigen in Deutschland und in seiner bayerischen Heimat in besonderer Weise, so Hamburgs Erster Bürgermeister.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat Papst Benedikt XVI. als "eine geschichtsträchtige Persönlichkeit" gewürdigt. Er sei ein nicht unumstrittener Intellektueller gewesen, erklärte Lindner auf Twitter. "Heute aber gedenken wir seiner als Menschen."
Auch die ehemalige Vatikanbotschafterin Annette Schavan hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Mit seinem Tod gehe eine Ära zu Ende, sagte Schavan dem Sender Tageschau 24 am Samstag in Berlin. Sein Leben sei geprägt gewesen von der leidenschaftlichen Liebe zur Kirche, aber auch immer wieder von der Sorge um die Kirche.
Er habe die Kirche schützen wollen "vor Einflüssen der Welt, der er für nicht gut hielt und die nach seiner Ansicht der Tradition schadeten". Der frühere Papst sei nicht der Überzeugung gewesen, dass die Tradition die Zeichen der Zeit aufnehmen solle, so die ehemalige Bundesbildungsministerin.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat das Wirken des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gewürdigt. Mit dem emeritierten Papst "verlieren wir eine historische Persönlichkeit der Kirchengeschichte und einen der profiliertesten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts", erklärte Wüst am Samstag in Düsseldorf.
Der Ministerpräsident sagte, als "Papst des Übergangs" von der langen Amtszeit Johannes Pauls II. in eine neue Phase der Reform nehme Benedikt, der mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger hieß, eine historische Bedeutung ein. Als Oberhaupt der katholischen Kirche habe sich Papst Benedikt XVI. stets für die Ökumene und das friedliche Nebeneinander der Religionen eingesetzt, betonte Wüst.
Mit seiner Grundthese, "dass sich Glaube und Vernunft nicht widersprechen, sondern einander bedingen," habe Ratzinger zudem ein wichtiges Fundament in der Theologie manifestiert.
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz (CDU), hat das Lebenswerk des gestorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gewürdigt.
"Papst Benedikt hat vor allem in seinem Heimatland Deutschland eine neue Hinwendung zur katholischen Kirche über alle Generationen hinweg auslösen können", erklärte der CDU-Vorsitzende am Samstag in Berlin. "Wir verneigen uns in Trauer und Dankbarkeit vor dem Lebenswerk des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI."
Die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner bezeichnete den verstorbenen Papst em. Benedikt XVI. am Samstag als eine der "bedeutendsten Persönlichkeiten Bayerns, Deutschlands und weltweit". Auch nach seinem Rücktritt 2013 sei er als Buchautor und "Theologe mit großem Weitblick bei den Menschen hochgeschätzt" gewesen. "Seinen Ideen und Analysen schenkten auch jene Beachtung, die ihnen nicht zustimmten."
Die Parlamentspräsidentin würdigte die anhaltende Verbundenheit Benedikts mit seiner Heimat. "Auch deshalb erfuhr er gerade bei uns in Bayern große Verehrung."
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, "wir trauern um unseren bayerischen Papst. Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr." Er denke an viele bewegende Begegnungen mit Benedikt zurück. Viele Menschen in seiner Heimat würden ihn nicht nur als Papst, sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Dessen mehrtägiger Besuch 2006 in Bayern sei unvergessen.
Zu Ehren des Verstorbenen ordnete der Ministerpräsident Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat für den Samstag sowie den Tag der Beisetzung an.
EU-Kommissonspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich betrübt über den Tod von Benedikt XVI. geäußert. Der frühere Papst habe "durch seinen Rücktritt ein starkes Zeichen gesetzt", schrieb von der Leyen am Samstag auf Twitter. "Er sah sich selbst zuerst als Diener Gottes und seiner Kirche. Als seine physische Kraft nachließ, diente er weiter mit der Kraft seiner Gebete", so die CDU-Politikerin.
Auch die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, bekundete Trauer. "Europa betrauert ihn", twitterte sie und zitierte eine Aussage Benedikts XVI. beim Weltjugendtag 2011 in Madrid: "Habt keine Angst vor der Welt noch vor der Zukunft oder vor eurer Schwachheit."
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte, Benedikt XVI. sei "prinzipientreu in seinem Glauben, unermüdlich in seinem Streben nach Frieden und entschlossen in seiner Verteidigung der Menschenrechte" gewesen. EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb, der frühere Papst habe auch "durch seinen Rücktritt ein starkes Zeichen gesetzt".
US-Präsident Joe Biden, bekennender Katholik, würdigte Benedikt XVI. als "geleitet von seinen Prinzipien und seinem Glauben". Er erinnerte an dessen Aufruf zu globaler Solidarität während des USA-Besuchs 2008. "Möge sein Fokus auf den Dienst der Nächstenliebe eine Inspiration für uns alle bleiben."
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. als großen geistlichen Führer gewürdigt. Er habe "sich voll und ganz für die historische Versöhnung zwischen der katholischen Kirche und dem jüdischen Volk" eingesetzt, sagte Netanjahu laut seinem Büro in einer Beileidsbekundung von Samstagabend.
"Wir werden ihn als einen wahren Freund des Staates Israel und des jüdischen Volkes in Erinnerung behalten", so Netanjahu weiter.
Der scheidende und der neue Präsident der katholischen Hochburg Brasilien trauern um Benedikt XVI. Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, der an diesem Sonntag sein Amt antritt, äußerte "Traurigkeit" über die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes am Samstag. Der Katholik erinnerte an den Brasilienbesuch des damaligen Papstes. "Wir hatten die Gelegenheit, miteinander zu sprechen, als er 2007 Brasilien besuchte, sowie im Vatikan. Wir sprachen über sein Bekenntnis zum christlichen Glauben und zur christlichen Lehre", so der neue Präsident, der bereits von 2003 bis 2010 amtierte. "Ich wünsche den Gläubigen und Bewunderern des Heiligen Vaters Trost", erklärte Lula. Benedikt hatte im Mai 2007 Sao Paulo und die Region rund um den Wallfahrtsort Aparecida besucht.
Auch der scheidende rechtspopulistische Präsident Jair Messias Bolsonaro veröffentlichte eine Botschaft zum Tod des Papstes. "Obwohl sein Pontifikat kurz war, hinterlässt es ein immenses Vermächtnis für die katholische Kirche, für alle Christen und für die Menschheit." Bolsonaro ist offiziell katholisch, ließ sich jedoch 2016 von einem evangelikalen Pastor im Jordan taufen. In seiner Botschaft griff er die als links geltende Befreiungstheologie an: Benedikt habe "zur Verteidigung der Wahrheit des Evangeliums ... unerschrocken die Irrtümer der sogenannten 'Befreiungstheologie', die das Christentum mit irrigen Vorstellungen des Marxismus verwechseln will", kritisiert.
Polens Staatspräsident Andrzej Duda erklärte am Samstag, Benedikt werde als "großer Freund Polens und der Polen" in Erinnerung bleiben. Dabei verwies er auf den Besuch des damaligen Papstes (2005-2013) im Mai 2006 in Polen.
Ein zentrales Requiem in Deutschland wie bei einem amtierenden Papst wird es nicht geben, aber große Trauergottesdienste in allen Bistümern. In ganz Deutschland reagieren Städte und Gemeinden mit Trauerbeflaggung - auch am Donnerstag, dem Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten. Auf den Internetseiten www.benedictusxvi.org und www.dbk.de besteht die Möglichkeit für digitale Beileidsbekundungen.
Information der Redaktion: Dieser Artikel wird fortlaufend um weitere Aussagen ergänzt (Stand: 1.1.2023, 15:08 Uhr)