Polizeiseelsorger beklagen Angriffe auf Einsatzkräfte

Mit Faustschlägen attackiert

Einsatzkräfte sind zunehmend verbalen und körperlichen Attacken ausgesetzt. Laut evangelischen Polizeiseelsorgern reagierten Einsatzkräfte auf solche Vorfälle mit Entsetzen und großer Fassungslosigkeit.

Ein gewalttätiger Demonstrant schlägt einen Polizeibeamten nieder / © Carsten Rehder (dpa)
Ein gewalttätiger Demonstrant schlägt einen Polizeibeamten nieder / © Carsten Rehder ( dpa )

"Die Aggressivität gegenüber Polizisten, Feuerwehrleuten und Rettungskräften ist immer öfter Thema", sagte der evangelische Polizeiseelsorger in Mecklenburg-Vorpommern, Hanns-Peter Neumann, dem Evangelischen Pressedienst. Einsatzkräfte reagierten auf solche Vorfälle mit Entsetzen und großer Fassungslosigkeit. "Viele machen ihren Job etwa bei der Feuerwehr freiwillig, riskieren bei Einsätzen ihr Leben und werden dafür noch beschimpft. Das ist ja auch nicht zu fassen", sagte Neumann.

Rettungshubschrauber beim Landeanflug geblendet

Im Landkreis Rostock hatte eine 34-Jährige um den Jahreswechsel herum mehrere Polizeibeamte mit Faustschlägen attackiert. Die Frau war zuvor unter Einfluss von Betäubungsmitteln in ihrem Auto unterwegs gewesen. In der Nacht zu Heiligabend wurden Piloten eines Rettungshubschraubers in Greifswald vermutlich durch einen Laserpointer geblendet. Ende Oktober 2022 hatte es einen ähnlichen Fall auf der Insel Hiddensee gegeben. Der Pilot eines Rettungshubschraubers war nachts beim Landeanflug von Unbekannten mit einer starken Taschenlampe geblendet worden.

Zudem hatte es 2022 mehrere Fälle in Mecklenburg-Vorpommern gegeben, wo Radmuttern an Rettungswagen von Unbekannten vorsätzlich gelöst worden waren. Einmal mussten Rettungskräfte die Polizei rufen, weil Jugendliche ihren Einsatz behinderten. Sie hatten von außen kräftig an dem Rettungswagen gerüttelt, während Sanitäter im Wageninneren einen Patienten versorgten.

In NRW sieht es ähnlich aus

Ähnlich äußert sich der leitende Landespfarrer für Polizeiseelsorge in Nordrhein-Westfalen, Dietrich Bredt-Dehnen. Als "sehr erschreckend" hat er die gewalttätigen Übergriffe auf Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten in der Silvesternacht bezeichnet. Nach dem Ende der coronabedingten Einschränkungen rund um den Jahreswechsel habe man leider wieder mit solchen Angriffen rechnen müssen, sagte Bredt-Dehnen dem Evangelischen Pressedienst in Wuppertal. Von der "Massivität" der Angriffe sei er gleichwohl überrascht.

Die Beamten und Einsatzkräfte, die helfen und für die Sicherheit der Bürger sorgten wollten, müssten die Erfahrung machen, dass sie angegriffen werden und selbst in Gefahr geraten, kritisierte der Landespfarrer. Das sei für die Angegriffenen "sehr schockierend" und könne zu psychischen Belastungen führen, die in der Folge aufgearbeitet werden müssten.

Täter sind zwischen 16 und 24 Jahre alt

Nach Einschätzung des evangelischen Theologen handelt es sich bei den Angreifern in der Regel um junge und alkoholisierte Männer im Alter von 16 bis 24 Jahren. Anders als bei sonst üblichen Einsätzen würden Polizistinnen und Polizisten zum Jahreswechsel oft auf größere Menschengruppen treffen, in denen sich dann "dynamische Einsatzsituationen" ergäben. Deshalb sei es auch richtig, dass die Polizei Einsatzhundertschaften abgestellt habe, die in brenzlichen Situationen eingreifen konnten. Zudem hatten Städte wie Köln und Düsseldorf in bestimmten Bereichen Böllerverbote erlassen.

In der Silvesternacht waren Polizei und Rettungskräfte in Deutschland massiven Angriffen ausgesetzt. Auch in Nordrhein-Westfalen randalierten Menschen und griffen Einsatzkräfte an. Laut einer vorläufigen Bilanz des Landesamts für Zentrale polizeiliche Dienste wurden 42 Polizistinnen und Polizisten verletzt, im Vorjahr waren es 23. 233 Personen wurden in Gewahrsam genommen (Vorjahr 163) und 25 vorläufig festgenommen (Vorjahr 15). Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie feierten die Menschen den Jahreswechsel wieder ohne ein allgemeines Feuerwerksverbot und Kontaktbeschränkungen.

Polizeiseelsorge

Die christlichen Kirchen bieten mit ihren Polizeiseelsorgerinnen und Polizeiseelsorgern Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizei bei der Bewältigung ihrer Aufgaben Rat, Unterstützung und Begleitung an. Sie tun dies zwar auf dem Hintergrund ihres Glaubens, aber unabhängig von konfessioneller oder religiöser Bindung der Angehörigen der Polizei.

Die Polizeiseelsorge gilt also den Frauen und Männern, die in den Polizei-Organisationen Dienst leisten. Die pastorale Sorge der Kirche gilt damit den Menschen, nicht der Organisation. (Polizeiseelsorge)

Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel (dpa)
Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel ( dpa )
Quelle:
epd