Benedikt XVI. wollte laut Kardinal Bertone 2012 zurücktreten

Zeitpunkt hinausgezögert

Neue Einzelheiten über den historischen Rücktritt von Papst Benedikt XVI. im Februar 2013 hat einer seiner engsten Mitarbeiter enthüllt. Demnach wollte der nun verstorbene emeritierte Papst bereits im Jahr 2012 zurücktreten.

Messe mit Papst Benedikt XVI. am Aschermittwoch im Petersdom in Rom. Die Messe am 13. Februar 2013 war die letzte öffentliche liturgische Feier seiner Amtszeit. Kardinal Tarcisio Bertone bedankte sich bei ihm. (KNA)
Messe mit Papst Benedikt XVI. am Aschermittwoch im Petersdom in Rom. Die Messe am 13. Februar 2013 war die letzte öffentliche liturgische Feier seiner Amtszeit. Kardinal Tarcisio Bertone bedankte sich bei ihm. / ( KNA )

Der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sagte der italienischen Tageszeitung "La Stampa" (Montag), der deutsche Papst habe ihm gegenüber bereits im Frühjahr 2012 erstmals von Rücktritt gesprochen.

Archivbild: Rücktritt von Papst Benedikt XVI. - während eines Konsistoriums am 11. Februar 2013 / © Osservatore Romano (KNA)
Archivbild: Rücktritt von Papst Benedikt XVI. - während eines Konsistoriums am 11. Februar 2013 / © Osservatore Romano ( KNA )

Damals habe er das für eine vorübergehende Idee gehalten, doch dann sei Benedikt XVI. im Sommer mit mehr Nachdruck darauf zurückgekommen.

Da habe er bemerkt, dass dieser Entschluss im Gebet und im Nachdenken im Papst herangereift sei, erklärte Bertone.

Weitere Details enthüllt

Schließlich habe er Benedikt XVI. davon überzeugen können, die Bekanntgabe wenigstens noch bis zum Februar 2013 hinauszuzögern, sodass an Weihnachten 2012 noch der dritte Teil seines Jesusbuchs veröffentlicht werden konnte.

Bertone enthüllte in dem Interview weitere Details aus dem achtjährigen Pontifikat. So schilderte der 88-Jährige, dass Benedikt XVI. über die heftigen Reaktionen in der islamischen Welt erschrocken und traurig gewesen sei, die er mit seiner "Regensburger Rede" im September 2006 auslöste. Es sei nie die Absicht des Papstes gewesen, den Islam zu kritisieren oder zu beleidigen, erklärte Bertone.

Kardinal Tarcisio Bertone, damaliger Kardinalstaatssekretär / © Alberto Pizzoli/Pool (dpa)
Kardinal Tarcisio Bertone, damaliger Kardinalstaatssekretär / © Alberto Pizzoli/Pool ( dpa )

Zum Umgang mit den Missbrauchsfällen in der Kirche erklärte Bertone, dass Joseph Ratzinger schon als Präfekt der Glaubenskongregation "den Mut hatte, die traurigen Fakten offenzulegen, die leider lange in der Kirche verborgen gehalten wurden. Wir können stolz sein, dass er diesen Mut hatte." Bertone berichtete in diesem Kontext, dass Benedikt XVI. auch die Einsetzung einer wissenschaftlichen Kommission zum Thema Pädophilie erwogen hatte, die jedoch nicht zustande kam.

Aussage zu Papst Franziskus enthüllt

In dem Interview äußerte sich Bertone ferner über ein seit langem im Vatikan kolportiertes Gerücht zum heutigen Papst Franziskus.

Papst Franziskus unterhält sich mit Kardinal Tarcisio Bertone im Bus / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus unterhält sich mit Kardinal Tarcisio Bertone im Bus / © Romano Siciliani ( KNA )

Er bestätigte, dass im Vatikan mehrmals geprüft worden sei, ob der damalige argentinische Erzbischof und Kardinal Jorge Mario Bergoglio nicht eine führende Aufgabe im Vatikan übernehmen könne. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Bertone dazu: "Die Geschichte hat uns eines besseren belehrt: Seine Aufgabe sollte eine im Vatikan werden - aber die als Pontifex Maximus."

Kardinalstaatssekretär

Der Kardinalstaatssekretär, amtlich Staatssekretär Seiner Heiligkeit, steht dem Staatssekretariat des Heiligen Stuhls vor, welches das wichtigste Dikasterium der römischen Kurie ist und darum grundsätzlich auch von einem Kardinal geleitet wird, weshalb sich auch die Bezeichnung Kardinalstaatssekretär im Deutschen durchgesetzt hat. Falls das Amt des Kardinalstaatssekretärs vakant wird, wird gelegentlich auch (vorübergehend) ein Pro-Staatssekretär (der noch kein Kardinal ist) vom Papst ernannt.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Symposium am 30. Juni 2021 in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin. / © Grodon Welters (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Symposium am 30. Juni 2021 in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin. / © Grodon Welters ( KNA )
Quelle:
KNA