Der Rücktritt von Benedikt XVI. habe die Sicht der gesamten Ökumene auf das höchste Wahlamt der katholischen Kirche schlagartig verändert, schreibt Wohlmuth in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de.
"Er hat dadurch ein Zeichen gesetzt, dessen historische Bedeutung für ein neues Verständnis des Papsttums als Wahlamt auf Zeit noch gar nicht ermessen werden kann."
Theologie Verantwortung zugewiesen
Es sei ein Lebensthema des Theologen Joseph Ratzinger gewesen, "in der Theologie Rationalität und Spiritualität in ihrer Spannung aus- und zusammenzuhalten. Er wies der Theologie eine Verantwortung zu, die sich vor der gesellschaftlichen Öffentlichkeit ebenso wie vor dem Volk der Glaubenden bewähren muss; dazu sei der Theologie ein entsprechender Freiraum zu geben."
Wohlmuth, der von 2004 bis 2011 Leiter des Cusanuswerks war, widersprach dem Vorwurf, Benedikt XVI. habe hinter die Aufklärung zurückgewollt. "Schon Ratzingers Einführung in das Christentum hatte zu bedenken gegeben, dass die Kritik des Marxismus das Christentum dazu zwinge, sich auch um das Heil der Welt bis hin zur Auferstehung des Fleisches zu kümmern. Ich vermute, dass Papst Benedikt angesichts der Licht- und Schattenseiten der Neuzeit auch noch in seinem Pontifikat von der Frage bedrängt war, ob das Christentum in der Lage ist, bezüglich der Grundfragen von Schöpfung, Erlösung und Vollendung der Welt die Meinungshoheit des Glaubens in Europa zurückzugewinnen."