Theologe sieht Rücktritt von Benedikt XVI. als prägend an

"Er hat dadurch ein Zeichen gesetzt"

Der Rücktritt des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. vor fast zehn Jahren dürfte das Papsttum nach Worten des Theologen Josef Wohmuth "in Zukunft nachhaltig bestimmen". Der frühere Papst war der Doktorvater Wohlmuths.

Archivbild: Rücktritt von Papst Benedikt XVI. - während eines Konsistoriums am 11. Februar 2013 / © Osservatore Romano (KNA)
Archivbild: Rücktritt von Papst Benedikt XVI. - während eines Konsistoriums am 11. Februar 2013 / © Osservatore Romano ( KNA )

Der Rücktritt von Benedikt XVI. habe die Sicht der gesamten Ökumene auf das höchste Wahlamt der katholischen Kirche schlagartig verändert, schreibt Wohlmuth in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de.

"Er hat dadurch ein Zeichen gesetzt, dessen historische Bedeutung für ein neues Verständnis des Papsttums als Wahlamt auf Zeit noch gar nicht ermessen werden kann."

Theologie Verantwortung zugewiesen

Es sei ein Lebensthema des Theologen Joseph Ratzinger gewesen, "in der Theologie Rationalität und Spiritualität in ihrer Spannung aus- und zusammenzuhalten. Er wies der Theologie eine Verantwortung zu, die sich vor der gesellschaftlichen Öffentlichkeit ebenso wie vor dem Volk der Glaubenden bewähren muss; dazu sei der Theologie ein entsprechender Freiraum zu geben."

Benedikt XVI. im Jahr 2006 / © giulio napolitano (shutterstock)
Benedikt XVI. im Jahr 2006 / © giulio napolitano ( shutterstock )

Wohlmuth, der von 2004 bis 2011 Leiter des Cusanuswerks war, widersprach dem Vorwurf, Benedikt XVI. habe hinter die Aufklärung zurückgewollt. "Schon Ratzingers Einführung in das Christentum hatte zu bedenken gegeben, dass die Kritik des Marxismus das Christentum dazu zwinge, sich auch um das Heil der Welt bis hin zur Auferstehung des Fleisches zu kümmern. Ich vermute, dass Papst Benedikt angesichts der Licht- und Schattenseiten der Neuzeit auch noch in seinem Pontifikat von der Frage bedrängt war, ob das Christentum in der Lage ist, bezüglich der Grundfragen von Schöpfung, Erlösung und Vollendung der Welt die Meinungshoheit des Glaubens in Europa zurückzugewinnen."

Das Pontifikat von Papst Benedikt XVI.

"Professor Papst" nannte man ihn: weil seine Ansprachen vor der UNO, im Berliner Reichstag oder im britischen Parlament anspruchsvoll wie Vorlesungen waren. Seine Brillanz veranlasste den Kölner Kardinal Josef Frings, den gerade 35-Jährigen zu seinem Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zu machen. Dem Abschnitt als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) folgte seine jahrzehntelange Bestimmung: als Präfekt der römischen Glaubenskongregation. Am Ende zeigte sich Ratzinger amtsmüde, doch Johannes Paul II. überredete ihn zu bleiben.

Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt (KNA)
Joseph Kardinal Ratzinger wurde am 19. April 2005 vom Konklave zum neuen Papst Benedikt XVI. gewählt / ( KNA )
Quelle:
KNA