Zudem habe er, "eigentlich erstmals in der Kirchengeschichte, den Grundstein für eine tragfähige Brücke zwischen Christentum und Judentum" gelegt, schreibt der Wissenschaftler in der "Welt".
Dies habe Benedikt XVI. "klarer und theologisch fundierter" getan als seine Vorgänger und auch als sein Nachfolger Franziskus.
"Altes Testament" kein unvermeidbares Übel
Bereits als "einfacher Geistlicher" und dann als Kardinal habe Joseph Ratzinger "die aktive Billigung des Judentums als unverzichtbare christlich-theologische Notwendigkeit begründet", schreibt Wolfssohn weiter.
"Er nahm die Hebräische Bibel, das 'Alte Testament', nicht als unvermeidbares Übel hin. Er verstand das Judentum positiv und eben nicht nur zähneknirschend als elementare Voraussetzung für das Erscheinen des Jesus als Christus und damit des Christentums schlechthin."
Der problematische Umgang Benedikts XVI. mit Missbrauchsfällen zeige indes seine Fehlbarkeit. "Benedikt war zumindest judentheologisch ein bedeutender Papst und als Mensch so unvollkommen wie alle Menschen, selbst die klügsten und gerechtesten", so der Historiker. Er sei habe jedoch jenseits politisch erwartbarer freundlicher Worte "den Grundstein einer judenfreundlichen allgemeinchristlichen Theologie" gelegt.