Erzbistum München gedenkt an seinen ehemaligen Erzbischof

Abschied von Benedikt XVI.

Die Erzdiözese München und Freising hat ihrem ehemaligen Erzbischof und späteren Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, gedacht. Sein Nach-Nachfolger Kardinal Marx würdigte seine Theologie und erzählte von privaten Gesprächen mit ihm.

Autor/in:
Joachim Heinz und Johannes Senk
Türme der Münchener Liebfrauenkirche / © Antonio Gravante (shutterstock)
Türme der Münchener Liebfrauenkirche / © Antonio Gravante ( shutterstock )

Einen "Gottsucher und leidenschaftlichen Theologen" nannte der Münchner Kardinal Reinhard Marx seinen verstorbenen Vor-Vorgänger beim Requiem am Dienstagabend im Liebfrauendom.

In vielen von Benedikts Schriften und Büchern werde deutlich, dass durch Jesus von Nazareth die Unbegreiflichkeit Gottes ein Gesicht bekommen habe: "Darum kreiste im Grunde seine gesamte Theologie", so Marx.

Die wichtigsten Leitlinien des Denkens von Joseph Ratzinger

Benedikt XVI. war der erste Papst der Neuzeit, der freiwillig sein Amt abgab. Dabei berief er sich auf sein Gewissen - obwohl er dieser Instanz stets misstraute und theologisch ganz andere Schwerpunkte setzte. Wie wohl kein Papst vor ihm ist Benedikt XVI. auch auf dem Stuhl Petri ein Theologe geblieben.

Bereits als junger Wissenschaftler gehörte er zu den führenden deutschen Dogmatik-Professoren, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) prägten. Später entfremdete er sich immer mehr von seinen Kollegen.

Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani (KNA)
Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani ( KNA )

"Nicht immer waren wir einer Meinung"

Der Münchener Erzbischof erzählte auch von privaten Gesprächen, die er mit dem emeritierten Papst geführt hatte. Diese seien stets von Zuversicht geprägt gewesen. "Nicht immer waren wir einer Meinung", räumte der Kardinal ein, aber er habe den Eindruck gehabt, dass sich Benedikt wirklich im Dialog austauschen wollte.

Ratzinger war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising, bevor er als Präfekt der Glaubenskongregation in den Vatikan berufen wurde. Dem gebürtigen Oberbayern habe es als Papst sicher einige Überwindung gekostet, "einen Westfalen auf den Erzbischöflichen Stuhl nach München zu holen", erklärte Marx seine eigene Berufung im Jahr 2007.

Deutsche Kirchenvertreter und Politiker bei Beerdigung erwartet

Am Donnerstag wird Papst Franziskus ab 9.30 Uhr auf dem Petersplatz die Totenmesse für seinen Vorgänger leiten. Dazu werden neben Kirchenvertretern auch zahlreiche Staatsoberhäupter und Spitzenpolitiker erwartet.

Kardinal Marx / © Sven Hoppe (dpa)
Kardinal Marx / © Sven Hoppe ( dpa )

Aus Deutschland reisen unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesratspräsident Peter Tschentscher, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, an, also die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane der Bundesrepublik. Die Delegation aus Benedikts Heimat Bayern wird von Ministerpräsident Markus Söder angeführt.

Unter den Gästen werden auch zahlreiche hochrangige Vertreter christlicher Kirchen und anderer Glaubensgemeinschaften sein. Etliche deutsche Bischöfe haben ihre Teilnahme angekündigt, darunter der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die beiden Kardinäle Marx und Woelki.

Übertragung der Beerdigung im TV

In Deutschland selbst sollen am Donnerstag gegen 11.00 Uhr in allen katholischen Kirchen die Glocken läuten. Das ZDF überträgt ab 9.05 Uhr die Totenmesse, ebenso Phoenix und das Bayerische Fernsehen.

Benedikt XVI. war am Samstag im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan gestorben. Er war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche und damit der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Mit seinem spektakulären Rücktritt 2013 war er außerdem der erste Papst seit mehr als 600 Jahren, der freiwillig sein Amt abgab.

Quelle:
KNA