Vatikankenner erklärt Gewänder Benedikts XVI.

"Rot ist die Trauerfarbe der Päpste"

Rotes Gewand, schwarze Schuhe: Welche Bedeutung haben die Gewänder, in denen Benedikt XVI. beerdigt wird? Das weiß der Vatikankenner Ulrich Nersinger und erklärt, welchen Sarg und welche Beigaben Benedikt XVI. erhält.

Kardinal Mauro Maria Gambetti, Erzpriester der Vatikanbasilika und Generalvikar für die Vatikanstadt, segnet mit Weihwasser den aufgebahrten Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Mauro Maria Gambetti, Erzpriester der Vatikanbasilika und Generalvikar für die Vatikanstadt, segnet mit Weihwasser den aufgebahrten Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Benedikt war ja kein amtierender Papst, sondern ein zurückgetretener. Wie spiegelt sich das in den Gewändern wider, die er aktuell trägt?

„Rot ist die Trauerfarbe der Päpste“, erklärt der Autor und Vatikankenner Ulrich Nersinger. Über die Gewänder und die Liturgie der Beerdigung wurde im Vorfeld kontrovers diskutiert / © Michael Kappeler (dpa)
„Rot ist die Trauerfarbe der Päpste“, erklärt der Autor und Vatikankenner Ulrich Nersinger. Über die Gewänder und die Liturgie der Beerdigung wurde im Vorfeld kontrovers diskutiert / © Michael Kappeler ( dpa )

Ulrich Nersinger (Autor und Vatikankenner): Vor allen Dingen in zwei Sachen: Zunächst einmal trägt er kein Pallium, also diese weiße Stola, die den Metropoliten und dem regierenden Papst vorbehalten sind. Das trägt er nicht. Das ist das Zeichen eines Regierenden, eines sich im Amt befindlichen Würdenträgers. Dann trägt er natürlich auch den Kreuzstab nicht, der ja auch ein Symbol der Hirtengewalt ist. Das fehlt. Aber es ist interessant, dass er ein rotes Messgewand trägt, denn rot ist die Trauerfarbe der Päpste.

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

DOMRADIO.DE: Viele waren ja besonders auch überrascht, dass Benedikt nicht seine berühmten roten Schuhe trägt. Welche Gründe gibt es dafür?

Nersinger: Das frage ich mich auch, weil es eigentlich keine richtige Insignie ist. Man hat das immer falsch interpretiert. Ich habe auch in den letzten Tagen noch gelesen, dass das das Blut der Märtyrer symbolisiere. Das ist Unfug. Die roten Schuhe kommen eigentlich aus der römischen Antike. Der römische Kaiser, auch die Konsuln trugen rote Schuhe als Zeichen ihrer Amtsgewalt. Aber es hat eigentlich nicht so eine Bedeutung gehabt. Im kirchlichen Ritual finden wir es eigentlich kaum erwähnt. Die Päpste haben auch weiße Schuhe getragen. Das ist also etwas überbewertet worden.

DOMRADIO.DE: An diesem Donnerstag finden die Trauerfeier und die Beerdigung statt. In welchem Sarg wird der Verstorbene liegen?

Nersinger: Da hält man sich an die alte Tradition, die auch bei regierenden Päpsten, die verstorben sind, genommen wird, und zwar in einem dreifachen Sarg. In einem ersten, einen Holzssarg, in dem er beigesetzt wird, in dem ihm dann auch ein Verzeichnis seines Pontifikates beigegeben wird.  Es werden dann auch Münzen und Medaillen beigelegt, die in seinem Pontifikat von 2005 bis 2013 geprägt worden sind. Und dann das sogenannte Rogitum: Das ist ein notarielles Dokument, das eben diesen Akt beschreibt.

Pallium

Der Begriff "Pallium" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Hülle". Ursprünglich bezeichnet es ein mantelähnliches Obergewand der Römer. Seit dem sechsten Jahrhundert gehörte das Pallium zur Kleiderordnung der Päpste, die es dann auch bestimmten Bischöfen als Auszeichnung verliehen. Seit Mitte des 9. Jahrhunderts waren die Erzbischöfe verpflichtet, sich das Pallium vom Papst zu erbitten; erst danach durften sie ihr Hirtenamt als Metropolitanbischöfe ausüben.

Pallium auf einem Samtkissen / © Ralf Adloff (KNA)
Pallium auf einem Samtkissen / © Ralf Adloff ( KNA )

Das alles kommt in den Sarg hinein und er wird vermutlich auch drei Pallien unter seinem Kopf gelegt bekommen: Das Pallium, das er als Erzbischof von München und Freising getragen hat. Dann hat er 2002 ein Pallium als Kardinaldekan bekommen. Das ist etwas Außergewöhnliches: Der Kardinaldekan bekommt immer das Pallium für den Fall, dass bei der Wahl eines Papstes der Gewählte nicht Bischof ist. Und er trägt das dann eigentlich nur bei der eventuellen Bischofsweihe des gewählten neuen Papstes. Dann eben das Pallium, das er als Papst getragen hat.

Dann wird der Sarg verschlossen, er wird auch versiegelt. Das geschieht vor der Liturgie. Und danach, wenn er dann zu Grabe getragen wird, kommt er in einen Zinksarg, der dann auch wieder versiegelt wird. Dann zuletzt nochmal in einen Holzsarg. Und dann wird er eben an der Grabstätte, die für ihn ausersehen worden ist, beigesetzt.

DOMRADIO.DE: Wo genau ist die?

Nersinger: Das wird in den vatikanischen Grotten sein, und es soll die Stelle sein, in der zunächst der Hl. Johannes Paul II. beigesetzt war.

DOMRADIO.DE: Ich würde gerne noch kurz auf den Titel Papst Emeritus zu sprechen kommen. Falls Franziskus auch zurücktreten sollte: Würde er sich auch so nennen? Oder war dieser Titel einmalig?

Nersinger: Ich vermute erst einmal, dass der jetzige Heilige Vater nicht zurücktreten wird. Es ist ja auch so, dass viele sagen, man solle einen solchen Schritt nicht mehr unternehmen, man sollte da keine Tradition begründen. Ich war auch angenehm überrascht, dass auch Kardinal Schönborn aus Wien den gleichen Gedanken hatte und gesagt hat: Das ist keine gute Tradition. Es ist vielleicht in einem Extremfall einmal denkbar, aber es sollte nicht zum Normalfall werden.

Das Interview führte Verena Tröster.

Quelle:
DR