"Er kennt die Einzelheiten nicht, er weiß nicht, wer sich beschwert, er wusste nicht einmal, dass das Bistum einen Bericht erhalten hat, also ist er extrem überrascht", betonte sein Anwalt Jean Reinhart und fügte hinzu, der Verdacht werde sich nicht erhärten.
Bisher sei Aupetit auch nicht vorgeladen worden. Er werde weiterhin seiner pastoralen Mission folgen, "von der ihn nichts abbringen wird", so Reinhart. France Inter berichtete unter Berufung auf eine juristische Quelle, der Pariser Staatsanwaltschaft lägen bisher keine dringenden Beweise für ein Vergehen des früheren Erzbischofs vor.
Affäre mit einer schutzbedürftigen Person
Die Behörde hatte am Dienstag Medienberichte bestätigt, sie ermittle wegen des Verdachts sexueller Übergriffe auf eine schutzbedürftige Person gegen Aupetit. Anlass ist demnach ein Bericht aus der Erzdiözese Paris. Den Informationen zufolge soll der emeritierte Erzbischof eine Affäre mit einer schutzbedürftigen Person gehabt haben, die einer gerichtlichen Schutzmaßnahme unterliegt.
Was genau darunter zu verstehen ist, war bisher nicht bekannt. Die Ermittlungen sollen klären, ob es sich um eine einvernehmliche Beziehung handelte. Der Radiosender France24 berichtete unter Berufung auf eine informierte Quelle, der Verdacht gründe auf einer E-Mail-Korrespondenz zwischen dem Erzbischof und einer Frau.
Ende November 2021 hatte Michel Aupetit bei Papst Franziskus seinen Rücktritt als Erzbischof von Paris eingereicht, den das Kirchenoberhaupt kurz darauf annahm. Zuvor hatte die Wochenzeitung "Le Point" eine Untersuchung veröffentlicht, wonach der Geistliche 2012 eine Affäre mit einer Frau gehabt haben soll. Aupetit gestand ein "zweideutiges Verhalten" ein, bestritt aber eine Beziehung mit der Frau.
Das Erzbistum Paris
Das Erzbistum Paris gehört zu den renommiertesten Diözesen der katholischen Weltkirche. Sein Leiter erhält traditionell im Laufe seiner Amtszeit den Kardinalsrang. Im gesamten Mittelalter gehörte das Bistum Paris noch zur Kirchenprovinz Sens. Erst vor 400 Jahren, 1622, wurde es selbst zum Erzbistum erhoben.
