In einer Mitteilung schreibt der Rat, man sehe es als Pflicht und Aufgabe, auf die fortwährenden Missstände im Umgang mit den Verbrechen und Taten hinzuweisen und Verantwortliche deutlich zu benennen. Deshalb habe der Rat bereits in der vergangenen Woche Anzeige gegen Bischof Bode an den Metropoliten Erzbischof Heße gesandt und ihn aufgefordert, Handlungsschritte einzuleiten.
Heße steht kirchenrechtlich den Diözesen Hamburg, Hildesheim und Osnabrück vor. Er soll die Anzeige nach dem Willen des Betroffenenrats an die zuständigen Gremien in Rom weiterleiten. So sieht es das Apostolische Schreiben "Vos estis lux mundi" von 2019 vor, das den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche regelt.
Anlass ist unter anderem ein Fall, den die Universität Osnabrück Mitte September in ihrem Zwischenbericht beschrieben hatte. Vor kurzem war die Identität des in den 1960er-Jahren geborenen Geistlichen bekannt geworden. Ihm wird vorgeworfen, Mitte der 1980er Jahre eine sexuelle Beziehung zu einer minderjährigen Jugendlichen angebahnt und unterhalten zu haben. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der betroffenen Gemeinde kritisierten, die Bistumsleitung habe sie nicht informiert, dass der Mann beschuldigt wurde.
"Falsche Einschätzungen und Verzögerungen"
Bereits kurz nach Veröffentlichung der Studie im September hatten sich Bistumsvertreter in Gesprächen den Fragen und dem Unmut von Pastoralteam und Gemeindemitgliedern stellen müssen. Bode verteidigte die Zurückhaltung der Bistumsleitung. Es habe ein Dilemma zwischen dem Persönlichkeitsschutz des Beschuldigten sowie dem Interesse der Öffentlichkeit an Transparenz gegeben. Einen Rücktritt schloss er in der vergangenen Woche erneut aus.
Der Betroffenenrat kritisiert, Bode habe entgegen klaren päpstlichen Vorgaben gehandelt und etwa sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige in diesem Zusammenhang als "Beziehung" deklariert. Damit habe er den Sprachgebrauch des Täters übernommen. Der Rat sieht das nach eigenen Angaben als "klares kirchenrechtliches Fehlverhalten". Der Bischof habe die Schilderungen der Betroffenen zum Sachverhalt gänzlich falsch eingeschätzt, zum anderen die Anzeige nach Rom verzögert und auch eine kanonische Voruntersuchung unterlassen.
"Haltung eher täterorientiert"
Es falle schwer, Bischof Bode als ein Gegenüber zu sehen, das sich für ehrliche und konsequente Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche einsetze, betonte der Rat weiter.
Er äußerte sich auch zur bisherigen Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Osnabrück. Man erkenne das Installieren des diözesanen Schutzkonzeptes als richtigen und wichtigen Schritt an. Dennoch nähmen die Betroffenen im Handeln von Bischof Bode immer noch eine mehr täter- als opferorientierte Haltung wahr. Der Bischof müsse deshalb moralische Verantwortung übernehmen – fernab rein strafrechtlicher Maßstäbe.