Die Seligpreisungen im Evangelium werden an diesem Sonntag "auf der ganzen Welt überall dort verkündet, wo katholische Christen zur Feier der Heiligen Messe zusammenkommen," stellte Generalvikar Assmann fest. Christen in Köln, in Tokio und in Myanmar hören die gleiche Botschaft aus dem Evangelium, "und es eint uns im Glauben, dass wir miteinander den Glauben an Jesus Christus und den dreifaltigen Gott leben."
Im vergangenen Jahr konnte der Kölner Generalvikar mit einer Delegation aus dem Erzbistum Köln Tokio besuchen. Dort gebe es nur sehr wenige Christen und nur ein kleiner Teil sei katholisch, berichtet Assmann. Doch auch in der Minderheitssituation habe er Beispiele gesehen, "wie es gut gelingen kann, den Glauben in die jeweilige Zeit hinein zu tragen und auch zu bezeugen und zu leben."
Beim Besuch einer Universität in Tokio habe ihn besonders angesprochen hat, dass alle, "die dort mit dem Studium beginnen, sich in kleinen Gruppen mehrere Mal treffen und über den katholischen Glauben etwas hören," so der Kölner Generalvikar. Die jungen Menschen erfahren, "warum die katholische Kirche sich dort engagiert und was unser Glaube ist, unser Menschenbild, unser Gottesbild, dass Gott sich den Menschen zuwendet."
An der Universität studieren mit einem Stipendium aus dem Erzbistum Köln auch junge Menschen aus Myanmar, die dort eine gute Ausbildung machen können, "um dann in ihre Heimat zurückzukehren, um dort den Menschen zu helfen," führt Generalvikar Assmann aus. Hier zeige sich die gemeinsame Solidarität, "Köln und Tokio für Myanmar."
Übertragung
DOMRADIO.DE übertrug am vierten Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Es sang das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich.
"Tokyo-Sonntag"
Am 29. Januar 2023 rufen die Erzbistümer in Köln und Tokio dazu auf, den alljährlichen "Tokyo-Sonntag" als Solidaritätstag für Myanmar zu begehen. In den Gottesdiensten am Samstagabend und Sonntag beten und sammeln sie gemeinsam die Kollekte für die Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt. Die beiden Erzbistümer blicken gemeinsam mit Sorge auf die angespannte Situation in dem südostasiatischen Land und ermutigen dazu, durch Kollekte und Gebete Solidarität zu zeigen.
Auch das Kapitelsamt im Kölner Dom begeht den "Tokyo-Sonntag".
Die Messe wird musikalisch gestaltet vom Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich. Der Chor singt unter anderem die Missa "O quam gloriosum" von Tomas Luis da Victoria.
Domkapellmeister Metternich ist auch Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Zwei seiner Studenten werden bei je einer Motette das Vokalensemble im Rahmen ihres Studiums an diesem Sonntag dirigieren.
Die Kirche in Myanmar unterstützt seit Jahren mit ihrem Einsatz alle Myanmaren und fördert dadurch den Dialog jenseits von Religion und Ethnie. Vor zwei Jahren, am 1. Februar 2021, wurde die demokratisch gewählte Regierung in Myanmar durch einen gewaltsamen Militärputsch gestürzt.
Bis heute kommt es in dem Land zu kriegerischen Konflikten, bei denen vor allem Minderheiten die Leidtragenden sind. Dörfer und Städte, Kirchen und Klöster werden bombardiert und von Artillerie beschossen, Zivilisten als lebendige Schutzschilde missbraucht, Dörfer werden niedergebrannt und die Reisernte vom Militär geplündert. Die Christen vor Ort beteiligen sich an den Protesten gegen das Militär. Sie fordern Frieden für jeden Menschen in ihrem Land.
Partnerschaft der Erzbistümer Tokio und Köln
Seit 69 Jahren gibt es die „Gemeinschaft des Betens und gegenseitigen Sich-Helfens“. Der Kölner Kardinal Josef Frings und sein japanischer Amtsbruder Peter Tatsuo Doi aus Tokio haben die partnerschaftliche Unterstützung im Jahr 1954 ins Leben gerufen. Gleichzeitig zum „ Tokyo-Sonntag“ im Erzbistum Köln wird im Erzbistum Tokio der „Köln-Sonntag“ gefeiert.
Bis heute besuchen Bischöfe beide Bistümer und beleben in gemeinsamen Anliegen die Partnerschaft. Eine finanzielle Unterstützung aus Köln für das Partnerbistum Tokio ist schon seit dem japanischen Wirtschaftsaufschwung der 1960er- und 70er-Jahre nicht mehr nötig.
Christen in Myanmar im Fokus des diesjährigen Tokyo-Sonntags
Beide Bistümer unterstützen bereits seit Jahren Projekte in Myanmar und beten für die Menschen vor Ort. Aufgrund des Militärputsches und der besonderen Ausnahmesituation legen sie den Fokus in diesem Jahr gezielt auf die Situation der Christen in Myanmar.
Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und Erzbischof Marco Win Tin aus Mandalay/Myanmar feiern dazu gemeinsam am 29. Januar um 10 Uhr im Kölner Dom den Gottesdienst und beten für Frieden in Myanmar. Darüber hinaus informieren im Domforum Initiativen und Hilfswerke wie missio, Amnesty International, KAAD und German Solidarity with Myanmar Democracy über die Situation vor Ort.
Auslegung zum Sonntagsevangelium Mt 5,1-12a von Franz Kamphaus
Das ist armselig, sagen wir und meinen damit: Das ist schwach, mickerig. Demgegenüber gibt es eine Armut, die selig macht. Davon spricht das Evangelium: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“. Diese Seligpreisung steht bewusst voran. Sie ist wie eine Überschrift über dem Ganzen. – Die Armut vor Gott soll selig machen? Wie soll man das verstehen?
Von Gott angenommen
Armut ist nicht allein eine Sache der Brieftasche oder des Portemonnaies. Arm vor Gott ist der, der die Grenzen seiner Geschöpflichkeit sieht, der nicht damit hadert oder sich darüber hinwegzutäuschen versucht, sondern sie annimmt. Mehr noch: der sich in seinen Grenzen von Gott angenommen weiß. Arm sein vor Gott meint: Ich darf der sein, der ich bin. Ich muss nicht mehr sein oder darstellen wollen. Ich muss keinen Stuss treiben. Wert und Anerkennung muss ich mir nicht selbst verschaffen; ich brauche sie mir nicht von anderen zu erbetteln. Sie sind mir von Gott geschenkt. Ich bin ihm trotz meiner Schwächen und Erbärmlichkeiten liebenswert genug.
Wenn wir Ja sagen zu uns selbst, dann brauchen wir die Lüge nicht. Denn die Wahrheit unseres Lebens, das, was wir wirklich sind als Gottes Ebenbild, ist viel schöner, als wir in unserem Wahn daraus machen wollen. Wie verblendet muss man sein, zu meinen, dass man nur das ist, was man leistet oder besitzt? Wie wertlos muss man sich selbst empfinden, wenn man glaubt, erst durch irgendetwas jemand zu sein?
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Januar 2023