Die rund 20 Erstunterzeichnerinnen und Unterzeichner einer am Samstag veröffentlichten Petition betonen die Bedeutung friedlicher Protestaktionen. Die Theologen, Pfarrer, Wissenschaftler und Lehrenden an Universitäten verweisen besonders auf die lokale Initiative "Kirche(n) im Dorf lassen", die seit 2020 kontinuierlich Gottesdienste an der Tagebaukante feiere "und so ihrem Glauben an den Gott des Lebens, der den Schrei der Armen und den Schrei der Erde gehört hat, Ausdruck verleihen".
Lob für friedlichen Protest der Initiative "Kirche im Dorf lassen"
Die Unterzeichner der auf dem Portal y-nachten.de veröffentlichten Petition würdigen das "prophetische Handeln" der Menschen der Initiative "Kirche(n) im Dorf lassen. Sie sollten ein Vorbild für uns alle sein, hieß es. Der Braunkohleabbau gefährde weltweit Frieden und Wohlergehen vieler Geschöpfe, besonders der an den Rand gedrängten. "Die Ausweitung des Tagebaus Garzweiler II ist Gewalt gegen zahlreiche Menschen, insbesondere im globalen Süden, und unsere gesamte Mitschöpfung."
!["Kirche(n) im Dorf lassen" feiern Gottesdienst in Lützerath / © Kathy Ziegler (DR) "Kirche(n) im Dorf lassen" feiern Gottesdienst in Lützerath / © Kathy Ziegler (DR)](/system/files/styles/w21_dmr_theme_embed_xs_1x/private/kirchen-im-dorf-lassen-feiern-gottesdienst-luetzerath_0.jpg.avif?itok=UEz1Gc67)
Die Ausweitung des Tagebaus auf Lützerath sei trotz der Energiekrise nicht notwendig und breche die völkerrechtliche Verpflichtung, das 1.5 Grad Ziel einzuhalten. "Deswegen schließen wir uns der Forderung nach einem Moratorium für die Räumung Lützeraths an, die in den vergangenen Tagen bereits von verschiedener Seite - unter anderem von Misereor, dem Diözesanrat Aachen und den Superintendenten der Kirchenkreise vor Ort sowie den scientists for future und vielen weiteren Organisationen wie BDKJ und KLJB - vorgebracht wurde."
Die Theologinnen und Theologen, zu denen Jan Niklas Collet von der TU Dortmund, Sabine Plonz von der Uni Münster und Michael Schüßler der Uni Tübingen gehören, riefen zur Teilnahme an der für Samstag bei Lützerath geplanten Großdemo auf oder an Solidaritätsaktionen in Städten und Gemeinden. Die Klimakrise müsse auch in der eigenen theologischen Arbeit als das zentrale Zeichen der Zeit anerkannt werden, erklärten sie.
![Gelbe Kreuze, Kerzen und eine Ikone in der sogenannten Eibenkapelle, Grundstück des Bistums Aachen, im Ortsteil Lützerath am Tagebau Garzweiler II in Erkelenz im April 2022 / © Harald Oppitz (KNA) Gelbe Kreuze, Kerzen und eine Ikone in der sogenannten Eibenkapelle, Grundstück des Bistums Aachen, im Ortsteil Lützerath am Tagebau Garzweiler II in Erkelenz im April 2022 / © Harald Oppitz (KNA)](/system/files/styles/w21_dmr_theme_embed_xs_1x/private/image/Eibenkapelle_in_Luet_41191546.jpg.avif?itok=5wvAWC40)
Gottesdienste bis zur Räumung von Lützeraths
Die in der Petition gewürdigte ökumenische Initiative "Kirchen im Dorf lassen" entstand aus dem lokalen Widerstand gegen den Tagebau in den bedrohten Dörfern und gegen den Abriss von Dörfern und ihren Kirchen. Überregional wurde sie mit einer Unterschriftenaktion bekannt, als sie die Bischöfe von Köln und Aachen aufforderte, die von den Baggern bedrohten Kirchen nicht zu entwidmen und sie nicht an RWE zu verkaufen.
Die Initiative ist eine Basisbewegung von Christinnen und Christen, die sich als Teil der lokalen und globalen christlichen Klimabewegung sehen. Zu ihren Mitgliedern gehören die Theologen Benedikt Kern und Cornelia Senne. Bis zur Räumung Lützeraths feierten sie dort seit 2020 an der sogenannten Eibenkapelle regelmäßig Gottesdienste.