Anwälte sehen Ex-Kardinal McCarrick nicht verhandlungsfähig

"Signifikanter geistiger Verfall"

Die Anwälte des früheren US-Kardinals McCarrick haben die Einstellung eines Strafverfahrens wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihren Mandanten beantragt. Der 92-jährige befinde sich im Zustand eines "signifikant" geistigen Verfalls.

Ex-Kardinal Theodore E. McCarrick / © Bob Roller (KNA)
Ex-Kardinal Theodore E. McCarrick / © Bob Roller ( KNA )

Die Anwälte reichten in der vergangenen Woche einen entsprechenden Antrag ein. Sie beziehen sich auf ein neurologisches Gutachten der Johns Hopkins University von Anfang Dezember. Demnach verschlimmerten sich McCarricks neuropsychologische Defizite rapide. Dies beeinträchtige seine kognitiven Fähigkeiten und sein Gedächtnis, argumentieren sie gegenüber dem Bezirksgericht Dedham in Massachusetts. Er sei nicht in der Lage, in dem Prozess an seiner Verteidigung mitzuwirken.

McCarrick bestreitet Vorwürfe

McCarrick hatte im September 2021 bei einer Anhörung in Dedham Vorwürfe bestritten, Mitte der 1970er-Jahre einen damals Minderjährigen sexuell missbraucht zu haben. Zu der Zeit war McCarrick noch Priester in New York. Der einst einflussreiche Geistliche war 2019 von Papst Franziskus aus dem Klerikerstand entfernt worden, nachdem sich einschlägige Vorwürfe gegen den ehemaligen Erzbischof von Washington in einer kirchlichen Untersuchung erhärtet.

Wer ist Theodore McCarrick?

Er gehörte zu den erfolgreichsten Figuren der katholischen Kirche in den USA. Als Erzbischof von Washington (2001-2006) erhielt Theodore McCarrick den Kardinalshut; Spitzenpolitiker suchten seinen Rat. Und als 2014 die Geheimverhandlungen zwischen der US-Regierung von Barack Obama und Diktator Raul Castro in Kuba um die Aufnahme diplomatischer Beziehungen stockten, spielte McCarrick eine Schlüsselrolle dabei, Papst Franziskus als Vermittler ins Spiel zu bringen.

Ehemaliger Kardinal Theodore Edgar McCarrick / © Robert Franklin (dpa)
Ehemaliger Kardinal Theodore Edgar McCarrick / © Robert Franklin ( dpa )