Papst war an Entscheidung im Rupnik-Skandal nicht beteiligt

Keine inhaltlichen Einmischungen

Papst Franziskus hat bestritten, eine Rolle bei kirchenrechtlichen Entscheidungen über den Fall des slowenischen Jesuiten und Mosaikkünstlers Marko Rupnik gespielt zu haben. Nur eine Maßnahme sah er als zwingend nötig an.

Marko Ivan Rupnik zu Besuch bei Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Marko Ivan Rupnik zu Besuch bei Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Seine einzige Entscheidung sei gewesen, unterschiedliche Verfahren zusammenzuführen, weil sich sonst die Verfahrenswege getrennt hätten und alles durcheinandergeraten wäre, sagte Franziskus der Nachrichtenagentur Associated Press (Mittwoch).

Der Fall Rupnik war im Dezember publik geworden. Dem Jesuiten wird in Medienberichten vorgeworfen, er habe junge Frauen und Ordensfrauen sexuell ausgenutzt. Ermittlungsverfahren des Ordens unter Federführung der Glaubenskongregation endeten mit der Feststellung, dass die mutmaßlichen Verfehlungen verjährt seien.

Per Dekret der Glaubenskongregation exkommuniziert worden

In einem anderen Fall war Rupnik im Mai 2020 nach drei Jahren Ermittlungen und Verfahren per Dekret der Glaubenskongregation exkommuniziert worden. Er hatte eine der Frauen, die er verführt hatte, in der Beichte von der mit ihm selbst begangenen fleischlichen Sünde losgesprochen - und damit nach dem Kirchenrecht eine der schlimmsten Straftaten begangen.

Marko Ivan Rupnik / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Marko Ivan Rupnik / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Noch im selben Monat wurde die Exkommunikation wieder aufgehoben, weil der Täter gestanden und bereut hatte. Daraufhin wurde immer wieder die Vermutung geäußert, die rasche Aufhebung der Strafe habe der Papst persönlich angeordnet.

Franziskus bestreitet in dem Interview inhaltliche Einmischungen. Er habe damit nichts zu tun gehabt. Zudem sei er von den Vorwürfen gegen Rupnik überrascht gewesen: "Dies - eine Person, ein Künstler dieses Niveaus - das war für mich eine große Überraschung und ein Schmerz."

Papst verteidigt die Praxis

Der Papst verteidigte die Praxis, dass sich der Vatikan in anderen, rund 30 Jahre zurückliegenden Skandalfällen an die kirchenrechtlich vorgeschriebenen Verjährungsfristen gehalten und deshalb keine weiteren Strafen verhängt habe. Verjährungsfristen gehörten ebenso wie die Unschuldsvermutung zu den unverzichtbaren rechtlichen Garantien.

Marko Ivan Rupnik (r.), Künstler und Priester / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Marko Ivan Rupnik (r.), Künstler und Priester / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Wenn es sich um sexuelles Fehlverhalten mit Erwachsenen handele, halte er sich stets an die Verjährungsfrist, so der Papst, der auch oberster Richter der Kirche ist. Wenn aber Minderjährige oder besonders schutzbedürftige Personen betroffen seine, dann hebe er diese Fristen auf. Jüngste Vorwürfe, wonach eine der von Rupnik bedrängten Frauen damals erst 16 Jahre alt gewesen sein soll, wurden in dem Interview nicht thematisiert.

Das Kirchenoberhaupt räumte ein, dass die katholische Kirche noch einen weiten Weg bei der Bekämpfung von Missbrauch vor sich habe. Er plädierte für mehr Transparenz und Kommunikation, auch im Bereich "schutzbedürftiger Erwachsener". "Und mit der Transparenz kommt etwas sehr Gutes, nämlich die Scham. Scham ist eine Gnade", so der Papst.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA