Kundgebung vor dem Erzbischöflichen Haus in Köln

Die Sprachlosigkeit überwinden

Die Initiative Maria 2.0 hat am Samstag vor dem Arbeits- und Wohnhaus von Kardinal Woelki demonstriert. Man wolle gegen "Zeugeneinschüchterung" protestieren. Grund sei eine Anzeige gegen die Sekretärin des früheren Kardinals Meisner.

Autor/in:
Johannes Schröer
Kundgebung am Erzbischöflichen Haus / © Johannes Schröer (DR)
Kundgebung am Erzbischöflichen Haus / © Johannes Schröer ( DR )

"Ich danke Ihnen, dass Sie hier sind und ausgehalten haben". Es sind nicht wenige der gut 60 Demonstrierenden, die auf den Kölner Generalvikar Guido Assmann zugehen und ihm Respekt bescheinigen, dass er zu dieser Kundgebung in Köln vor dem Erzbischöflichen Haus am Samstagnachmittag gekommen ist.

"#Zeugenschutz / Gegen Zeugeneinschüchterung" so steht es auf den Plakaten und "Das Lügen muss aufhören". Der Leitung des Erzbistums wird vorgeworfen, Zeugen in den gegenwärtigen Gerichtsprozessen um den Kardinal und das Erzbistum zum Schweigen bringen zu wollen. Einer Zeugin wurde mit Kündigung gedroht – einer anderen drohte ein Anwalt, sie wegen Falschaussage anzuklagen.

Pfarrer berichtet aus eigener Erfahrung

Pastor Klaus Koltermann aus Dormagen, der auf der Kundgebung spricht, hat am eigenen Leib erfahren, wie das ist, wenn die Bistumsleitung massiv Einfluss auf die Mitarbeiter ausübt. Vor einiger Zeit habe er den Rücktritt des Kardinals gefordert. Danach sei ihm, wie er sagt, die Pistole auf die Brust gesetzt worden. "Ich hätte alles zu verlieren", wurde ihm gesagt. Jetzt habe er an die beiden Zeuginnen in einer vergleichbaren Situation denken müssen, denen mit Anwälten oder auch mit arbeitsrechtlichen Verfahren gedroht worden seien. "Die Solidarität, die ich damals erfahren habe, die möchte ich auch jetzt zurückgeben", sagt Koltermann. Darum geht es den Demonstrierenden. Sie wollen ihre Solidarität mit denen zeigen, die so mutig sind, die Wahrheit zu sagen.

Pastor Koltermann kennt Generalvikar Assmann gut. Vor Jahren hat er mit ihm in Dormagen zusammengearbeitet. "Dass er heute gekommen ist", sagt Koltermann, "macht mir Hoffnung. Auch dass er mithilft, die Sprachlosigkeit im Bistum zu überwinden".

Generalvikar zeigt sich dankbar

Nach der Kundgebung führt der Kölner Generalvikar Assmann viele persönliche Gespräche. Es sei gut zu hören, was die Menschen sagen, ist er überzeugt. Die Gespräche bezeichnet er als sehr wertvoll. "Wir müssen miteinander sprechen und nicht übereinander", sagt er im DOMRADIO.DE-Interview. "Wir sind die eine Kirche und dass es da eine Meinungsvielfalt gibt, muss man aushalten. Die Kirche zusammenzuhalten ist wichtig." Wenn er wie hier erlebe, dass sich Menschen engagieren, dann sei das wertvoll und wo das Vertrauen sehr angekratzt sei oder gar zerstört sei, müsse man es langsam wieder aufbauen.

Keinen auszuschließen und miteinander ins Gespräch kommen, darin sieht der Kölner Generalvikar eine große Chance. Auf der Kundgebung zeigt Assmann, wie das möglich ist. Geduldig hört er zu, sucht nach Antworten. Ihn beeindruckt die Offenheit. Das Erlebnis der persönlichen Gespräche sei für ihn sehr wertvoll. "Selbstverständlich nehme ich die Eindrücke mit zum Kardinal", sagt er.

Quelle:
DR