Das Gebetsanliegen des Papstes für den Februar

Die Gemeinde als Schatz der Kirche

In seinem Gebetsanliegen für den Februar lädt Papst Franziskus zum Gebet für die Pfarreien ein. Sie sind nicht nur ein Ort, an dem der Glaube weitergegeben wird. Hier wird Nächstenliebe gelebt, Herkunft und Alter spielen keine Rolle.

Autor/in:
Martin Maier SJ
Mehrere Hände liegen aufeinander / © Jacob Lund (shutterstock)
Mehrere Hände liegen aufeinander / © Jacob Lund ( shutterstock )

"Vor einigen Jahren war ich im Bus in Zentralamerika unterwegs und kam zum ersten Mal nach Nicaragua. Nach der Ankunft in der Hauptstadt Managua begann es bereits dunkel zu werden. Es ist nicht unbedingt empfehlenswert, in Zentralamerika in Städten, in denen man sich nichts auskennt, bei Dunkelheit unterwegs zu sein. Ich suchte nach dem Zettel, wo ich die Adresse meiner Mitbrüder aufgeschrieben hatte, fand ihn aber nicht. Was tun? Ich schaute mich in der Abenddämmerung um und entdeckte plötzlich einen Kirchturm.

Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring (dpa)
Papst Franziskus betet auf dem Friedhof der Ermineskin Cree Nation zwischen den Gräbern der Schüler der Ermineskin Indian Residential School. / © Paul Haring ( dpa )

Das war die Lösung. Ich packte meinen Rucksack und klopfte an die Tür des Pfarrhauses. Der Pfarrer machte auf, ich stellte mich vor als Pater Martin Maier aus dem Jesuitenorden und schilderte mein Problem. Padre Miguel umarmte mich, lud mich ein, etwas zu essen, und fuhr mich dann zu meinen Mitbrüdern.

Diese kleine Erfahrung ließ mich in einer neuen Weise den Schatz der Kirche entdecken. Kirche ist eine weltweite Gemeinschaft und lebt in erster Linie in den Pfarreien. Sie sind die lebendigen Zellen, aus denen der Leib der Kirche gebildet ist.

Pfarrei ist Raum der Geschwisterlichkeit

Am Anfang der Konstitution "Lumen gentium" des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche heißt es: "Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit." Dieser Satz verwirklicht sich in den Pfarreien. Ihr Mittelpunkt ist die Feier der Eucharistie als Sakrament der innigsten Vereinigung mit Gott. Diese Vereinigung geschieht in der gemeinschaftlichen Feier, und damit ist die Eucharistie auch Sakrament der Vereinigung der Menschen untereinander.

Erwachsene und Kinder sitzen vor der ersten Bankreihe bei einem Familiengottesdienst / © Harald Oppitz (KNA)
Erwachsene und Kinder sitzen vor der ersten Bankreihe bei einem Familiengottesdienst / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Pfarrei ist Raum der Geschwisterlichkeit. Es gibt in der heutigen Gesellschaft wenig Räume, wo Menschen unterschiedlicher Generationen und aus unterschiedlichen sozialen Schichten zusammenkommen und wo diese Unterschiede keine Rolle spielen. Wenn wir die Rangordnung des Evangeliums erst nehmen, dann sollten in den Pfarreien die Armen und sozial Schwachen sogar die ersten Plätze einnehmen.

"Wurzel des Glaubens liegt in der Pfarrei"

Die Pfarrei ist der Ort der Weitergabe des Glaubens. So betonte Papst Franziskus in einer Ansprache an die Jugend der Katholischen Aktion Italiens im vergangenen Oktober: "Die Wurzel des Glaubens liegt in der Pfarrei." Diese Glaubensweitergabe geschieht vor allem in der Vorbereitung auf die Sakramente der Taufe, der Erstkommunion, der Firmung, der Trauung und auch in der Trauerbegleitung. Umso besorgniserregender ist es, dass in vielen Pfarreien in Deutschland heute nur noch wenig junge Menschen zu finden sind.

Der Ort Las Tejerias in Venezuela nach dem Erdrutsch / © Matias Delacroix (dpa)
Der Ort Las Tejerias in Venezuela nach dem Erdrutsch / © Matias Delacroix ( dpa )

Die Pfarrei ist Ort der gelebten Nächstenliebe. Das zeigte sich beispielhaft im Ort Las Tejerias in Venezuela, der vor drei Monaten von einer nie da gewesenen Naturkatastrophe heimgesucht wurde. Sintflutartige Regenfälle ließen den durch den Ort fließenden Bach zu einem reißenden Strom anschwellen. Die Gewalt des Wassers riss die an den Ufern gebauten Häuser einfach mit sich. Die Zahl der Opfer ging in die Hunderte und ist bis heute nicht genau ermittelt.

Nothilfe bei Katastrophen

Zum Zentrum der Nothilfe wurde die Pfarrei. Neben dem Pfarrhaus wurde ein Zelt aufgebaut, in dem die Überlebenden, die von einer Minute auf die andere alles verloren hatte, provisorische Unterkunft fanden. Über die Caritas wurden Lebensmittel verteilt. Beeindruckend war die Solidarität aus den anderen Gemeinden und Diözesen. Selbst die venezolanische Regierung, die der Kirche gegenüber kritisch eingestellt ist, nahm das Netzwerk der Pfarrei und der Caritas dankbar in Anspruch."

Was ist das Gebetsanliegen des Papstes?

Das Video vom Papst oder auch das Gebetsanliegen ist ein Projekt des Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes. In kurzen Videos stellt Papst Franziskus seine monatlichen Gebetsanliegen vor, in denen es um die Herausforderungen der Menschheit und den Auftrag der Kirche geht. Auf Youtube können Gläubige dem Kanal "Das Video vom Papst" folgen. (DR)

Jeder darf eine Kerze für sein persönliches Gebetsanliegen anzünden. / © Franziska Strecker (NF)
Jeder darf eine Kerze für sein persönliches Gebetsanliegen anzünden. / © Franziska Strecker ( NF )
Quelle:
KNA