Es ist heiß und staubig, als die Papstmaschine auf dem Flughafen Juba landet. Sicherheitskräfte beobachten genau Franziskus' Ankunft in der Hauptstadt des Südsudan. Alles ist straff durchorganisiert. Das Land hat das Schutzaufgebot deutlich erhöht; die Armee unterstützt die Polizei.
Die Gewalt in dem Bürgerkriegsland ist nah. Nur einen Tag vor der Ankunft der päpstlichen Delegation am Freitag erschütterte ein Angriff auf Zivilisten das junge Land. Von mindestens 19 Toten ist die Rede - gerade einmal 150 Kilometer von Juba entfernt. Die UN-Friedensmission im Land äußerte kürzlich Sorge über möglicherweise bevorstehende Kämpfe im knapp 500 Kilometer entfernten Bundesstaat Upper Nile.
Sant'Egidio vermittelt seit Jahren im Südsudan
Dies seien lokale Konflikte, die im Land immer wieder ausbrechen, erzählt Tobias Müller von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio. Seit Jahren ist er für die Organisation in den Friedensprozess im Südsudan eingebunden. Juba hingegen gelte als weitgehend sicher. Und so säumen Tausende Menschen den Straßenrand bei der Ankunft des Papstes. Plakate mit Grüßen an ihn, vornehmlich von Politikern, stehen am Straßenrand. Daneben grasen Ziegen.
Franziskus ist in eines der ärmsten Länder der Welt gereist. Auch nach über einem Jahrzehnt der staatlichen Unabhängigkeit vom Sudan ist das Leben dort geprägt von Gewalt, Naturkatastrophen und Hungersnöten. Frieden ist noch lange nicht eingekehrt.
Gemeinsames Werben um Frieden
Für den werben möchte nun der Papst, aber nicht allein. Zwei weitere hochrangige Kirchenmänner ergänzen die christliche Reisedelegation: Das Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und der Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields.
Es ist nicht das erste Mal, dass die drei Konfessionen mit diesem Anliegen zusammenkommen. 2019 waren sie dabei erfolgreich, der Frieden jedoch nicht von Dauer. Damals hatten Papst, Anglikaner-Primas und der damalige Moderator der Kirche von Schottland die politischen Führer des Südsudans zu Einkehrtagen in den Vatikan eingeladen. Zum Abschluss kniete Franziskus nieder und küsste den Politikern die Füße; so forderte er sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf.
"Schluss mit Blutvergießen, Konflikten und Gewalt"
Die Bilder gingen um die Welt. Fotos von dem Treffen hängen aktuell an den Plakatwänden in Juba. Die Fortschritte im Friedensprozess waren nicht von Dauer. Kürzlich brach die Regierung den Dialog mit Rebellengruppen unter Vermittlung von Sant'Egidio ab. Die Rebellen wollten einen weiteren Krieg vorbereiten, so der Vorwurf. Laut Sant'Egidio-Mitarbeiter Tobias Müller handelte es sich um ein Missverständnis. So kündigte die Regierung vor dem Papstbesuch an, die Gespräche wieder aufnehmen zu wollen. Müller hofft auf eine Fortsetzung in diesem Frühjahr in Rom.
"Fünf Jahre später kommen wir erneut auf diese Weise zu euch: auf den Knien, um euch die Füße zu waschen, zuzuhören, zu dienen und mit euch zu beten", nimmt Anglikaner-Vertreter Welby Bezug auf das Treffen 2019. Im Beisein der politisch Verantwortlichen im Präsidentenpalast ruft Papst Franziskus seinerseits mit deutlichen Worten zu Frieden und Demokratie auf: "Schluss mit Blutvergießen, Konflikten und Gewalt, Schluss mit den gegenseitigen Anklagen und Schuldzuweisungen - lasst das Volk nicht weiter nach Frieden dürsten."
Einflussreiche Kirche
Der Einfluss der Kirche ist groß in dem Land mit rund 11 Millionen Einwohnern. Über die Hälfte der Menschen sind Christen. Die meisten Südsudanesen sind katholisch, gefolgt von den Anglikanern. So sei das Kommen von Papst, Welby und Greenshields ein wichtiges Zeichen im Südsudan, meint der Schweizer Kardinal Kurt Koch. Als vatikanischer Ökumene-Verantwortlicher begleitet er den Papst in Afrika. Die Reise zeige, "die Christen stehen zusammen, die Christen wollen gemeinsam Frieden in diesem Land".
Zudem sei der gemeinsame Besuch für die Ökumene von Bedeutung, wie "immer, wenn Kirchen gemeinsam etwas tun - für die Gesellschaft, für den Frieden, für die Gerechtigkeit", sagt Koch. Es sei ein "sehr schönes Zeichen in die Welt hinein: Die Christen setzen sich gemeinsam dafür ein, dass Frieden sein und Gerechtigkeit leben kann."