Die bis Sonntag dauernde Reise in dem 2011 gegründeten Staat unternimmt der Papst gemeinsam mit Anglikaner-Primas Justin Welby und dem Leiter der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields.
ie drei Kirchenführer wollen in dem von Konflikten zerrissenen Land auf Versöhnung drängen, das bis 1955 zum Britischen Weltreich gehörte.
Hoffnung auf Papst-Treffen mit Vertriebenen im Südsudan
Am Samstag wird Papst Franziskus Konfliktvertriebene in Südsudans Hauptstadt Juba treffen. Beobachter erwarten von dem katholischen Oberhaupt ein Signal der Hoffnung. Der Papst könne die Botschaft senden, "dass die Welt sich um das Leid der Südsudanesen kümmert", sagte der Bürgeraktivist Festo Bali Christopher in Juba der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sein Land brauche "heute Frieden, nicht erst morgen".
Priester Samuel Abe Joseph, Koordinator des Papstbesuchs, kündigte an, dass Franziskus den Gewaltopfern neuen Mut mache. Zudem werde er sie wohl ermutigen, "das Leid zu vergeben, das ihnen angetan wurde".
Auf einen Fahrplan Richtung gemeinsame Zukunft hofft auch Emmanuel Taban. Der Südsudanese floh 1994 aus seiner Heimat nach Südafrika, wo er heute als Arzt arbeitet. Er ist überzeugt: "Der Papst sollte den Vertriebenen versichern, dass sie keine Opfer sind - sondern unbezwungen. Dass Gott einen Plan für sie hat, sie aus dem Leid aufstehen und Großes vollbringen können."
2011 wurde der Südsudan unabhängig vom Sudan. Zwei Jahre später brach in der jüngsten Nation der Welt ein Bürgerkrieg aus. Obwohl dieser seit 2018 als beendet gilt, kommt es auch heute immer wieder zu Gewalt. Ein bewaffneter Konflikt um Vieh forderte am Donnerstag im Bundesstaat Central Equatoria mindestens 20 Tote. Die Behörden sprachen von einem barbarischen Angriff auf unbewaffnete Zivilisten.
Menschenrechtler: Papstbesuch kann Reformen im Südsudan fördern
Human Rights Watch (HRW) drängt derweil anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus zu Reformen im Südsudan. Die Visite biete Gelegenheit, die "anhaltende Menschenrechtskrise" in der jüngsten Nation der Welt zu beenden, so die Organisation.
Die drei Kirchenführer sollten ihre vereinte Stimme nutzen, um überfällige Reformen einzufordern und das Leid der Südsudanesen zu beenden, sagte HRW-Afrika-Direktorin Mausi Segun. Die Regierenden müssten "konkrete Schritte" unternehmen, um Angriffe auf Zivilisten zu beenden. Darüber hinaus dürften Täter nicht länger straffrei davonkommen.
Laut HRW zwangen Kämpfe im vergangenen Halbjahr erneut Tausende Südsudanesen zur Flucht. Auch für humanitäre Helfer bleibe das Land "einer der gefährlichsten Orte der Welt". Menschenrechtsvergehen durch Rebellen und staatliche Sicherheitskräfte blieben meist ungestraft: "Die Behörden haben Vertreter der Zivilgesellschaft, von Medien und Oppositionsparteien drangsaliert, verhaftet und weggesperrt." Das habe ein "Klima der Angst" erzeugt, so Segun.
Kurz vor der Ankunft des Papstes am Freitag berichtete der Bischof von Rumbek, Christian Carlassare, von seiner früheren Arbeit mit Vertriebenen. Eine seiner Gemeinden musste 2013 vor Kämpfern einer verfeindeten Volksgruppe fliehen. "Es begann als Notsituation, trotzdem können sie bis heute kein neues Leben beginnen", berichtete der Italiener. Die Binnenvertriebenen sehen sich nach Carlassares Worten als "Gefangene im eigenen Land".