Das Konzept der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingesetzten Regierungskommission würde deutlich weitere Fahrwege für die ländliche Bevölkerung bedeuten, erklärten Vertreter von Caritas und Diakonie in Nordrhein-Westfalen diesen Dienstag in Düsseldorf.
Auch würden dann weniger Ausbildungsplätze in Gesundheit und Pflege angeboten.
Stufensystem entscheidet über Leistungen
Nach den Plänen der von Lauterbach beauftragten Regierungskommission sollen deutsche Kliniken in fünf verschiedene Stufen eingeteilt werden: Diese Stufen entscheiden dann über die Finanzierung der Kliniken und darüber, welche Leistungen sie erbringen dürfen.
Mehr als 90 Prozent der rund 200 konfessionellen Krankenhäuser in NRW würden laut Caritas und Diakonie demnach in den untersten beiden Stufen landen. "Diese Kliniken dürften dann zukünftig nur noch eine Basisbehandlung und vielleicht eine Notfallversorgung erbringen - aber keine Geburten, keine Schlaganfallversorgung, keine Versorgung von Herzinfarktpatienten und keine Unfallchirurgie", erklärte Christian Heine-Göttelmann, Vorstand des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe.
Vielfalt darf nicht gefährdet werden
Esther van Bebber, Vorstandsvorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn, erklärte, die Reform dürfe die Vielfalt aus kommunalen, kirchlichen und privaten Krankenhausträgern nicht gefährden. "Dabei sichern die konfessionellen Krankenhäuser seit Jahrzehnten die flächendeckende Gesundheitsversorgung in NRW."
Reduzierung von Ausbildungsangeboten
Caritas und Diakonie betonten, dass auch die Pflegeausbildung dann an den freigemeinnützigen Häusern kaum noch stattfinde. Die Reduzierung von Ausbildungsangeboten habe Auswirkungen auf die ambulante und stationäre Altenpflege und konterkariere die erst vor wenigen Jahren eingeführte generalistische Pflegeausbildung.
"Solche Pläne sind ein Hohn für Träger, die in den letzten Jahren verstärkt in Ausbildung investiert haben", kritisierte van Bebber. Viele konfessionelle Krankenhäuser hätten sich in der Vergangenheit zu Verbünden zusammengeschlossen, um die Bevölkerung in der Fläche bedarfsgerecht zu versorgen.
Gestaltungsspielraum stärken
Solche Verbundstrukturen dürften nicht zerschlagen werden, warnte Heine-Göttelmann. "Wenn bundesweit mehr als 600 Klinikstandorte schließen, reduziert die Reform die Trägervielfalt, verknappt die Ausbildungsmöglichkeiten, lenkt Patientenströme massiv um und zwingt Pflegepersonal, längere Strecken zu pendeln."
Caritas in NRW und Diakonie RWL fordern gemeinsam, den aktuellen Krankenhausplan des Landes NRW als Reformmaßstab zu nehmen und den Gestaltungsspielraum des Landes in der Krankenhausplanung zu stärken.