Im Oktober 2020 hatte der beauftragte Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber bereits eine Zwischenbilanz zu Missbrauchsfällen im Bistum Mainz vorgelegt. Weber sprach damals von einem "Fehlverhalten" früherer Bistumsleitungen im Umgang mit Fällen sexueller Gewalt.
Das betreffe auch die Amtszeiten der bis heute populären Kardinäle und langjährigen Mainzer Bischöfe Karl Lehmann (1983 bis 2016) und Hermann Volk (1962 bis 1982). Seit Juni 2019 ist Weber im Auftrag des Bistums Mainz damit befasst, als unabhängiger Ermittler Missbrauchsfälle in der Diözese seit 1945 aufzuklären.
Studie nimmt Umfeld in den Blick
Weber will in seinem Bericht offenbar nicht nur Einzelfälle, sondern auch das Umfeld und die systemischen Ursachen von Missbrauchstaten in den Blick nehmen. Am Freitag betonte Weber in seiner Presseeinladung, die Studie wolle Antworten darauf geben, wie es sein konnte, dass eine Bistumsleitung "trotz klarer Indizien für eine Täterschaft Priestern ein unerschütterliches Vertrauen" entgegengebracht habe. Außerdem wolle sie beantworten, wie es möglich gewesen sei, dass ein Umfeld von Missbrauchsbetroffenen Taten von Klerikern mit deren "gutem seelsorgerischen Wirken" aufwiege und relativiere.
Der seit August 2017 amtierende Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sprach von einem "Schritt der Aufarbeitung massiven Unrechts". Kohlgraf hatte am Aschermittwoch in einer Predigt im Mainzer Dom gesagt: "Viele Menschen haben eine Seite der Kirche erlebt, die unerträglich ist."
Live übertragene Pressekonferenz
Weber will die Ergebnisse am 3. März um 11.00 Uhr in Mainz in einer auch live online übertragenen Pressekonferenz erklären. Der Bericht mit dem Titel "Erfahren - Verstehen - Vorsorgen" (EVV) soll dann auch auf Webers Internetseite (https://www.uw-recht.org/) zur Verfügung stehen.
Kohlgraf - dem die Ergebnisse der Studie laut Bistum "bis zum 3. März nicht bekannt sind", will an jenem Tag zunächst ein kurzes Pressestatement geben und sich am 8. März in einer Pressekonferenz ausführlich äußern.