Ex-Katholikenkomitee-Präsident Sternberg kritisiert Vatikan

"Erschreckend wenig informiert"

In der Debatte über Reformen in der Kirche übt der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, scharfe Kritik an Rom. Sternberg gehörte 2019 zu den Initiatoren des Synodalen Wegs.

Thomas Sternberg (r.) im Gespräch auf der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner (SW)
Thomas Sternberg (r.) im Gespräch auf der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner ( SW )

"Ich glaube, dass wir derzeit Rückzugsgefechte erleben von einigen Stellen im Vatikan, die offenbar erschreckend wenig über das kirchliche Leben vor Ort informiert sind", sagte er am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Thomas Sternberg / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Sternberg / © Harald Oppitz ( KNA )

Sternberg, der das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien in Deutschland zwischen 2015 und 2021 leitete, zeigte sich überzeugt davon, dass es Veränderungen im kirchlichen Leben geben werde. "Nicht nur, weil der Papst das immer wieder anmahnt und einen synodalen Prozess auf Ebene der Weltkirche gestartet hat. Sondern auch, weil das dem Lebensgefühl der Menschen und der Situation der Kirche entspricht."

Vatikan verbietet Synodale Räte auf Bistums-Ebene

Auf der Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Dresden hatte Papst-Botschafter Nikola Eterovic die Vorbehalte aus Rom gegen den Synodalen Weg zur Zukunft der Kirche in Deutschland bekräftigt.

Dem Vorhaben, nach Abschluss des Synodalen Weges einen Synodalen Rat installieren, in dem Bischöfe und Laien ihre Beratungen fortsetzen und gemeinsam entscheiden, erteilte Eterovic eine Absage. Nicht einmal ein Ortsbischof könne einen Synodalen Rat auf Bistums-Ebene errichten.

Alles nur Makulatur?

Sternberg dagegen bezeichnete den geplanten Synodalen Rat als eine Erweiterung der Gemeinsamen Konferenz von Laien und Bischöfen, die es schon seit rund 50 Jahren gebe. "Soll auch die künftig abgeschafft werden?" Zudem sei das Gremium lediglich eine Erweiterung der synodalen Strukturen, die auf Ebene der Pfarrgemeinden und Bistümer mit den Pastoralräten längst existierten.

Teilnehmer sitzen an langen Tischen im Sitzungssaal auf der vierten Synodalversammlung am 8. September 2022 in Frankfurt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Teilnehmer sitzen an langen Tischen im Sitzungssaal auf der vierten Synodalversammlung am 8. September 2022 in Frankfurt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Ist das alles Makulatur?", fragte Sternberg. "Eins ist ohne Frage längst Makulatur: Die Vorstellung, dass nur geweihte Amtsträger entscheiden können. Dieses Konzept ist nicht zuletzt in Zeiten des katastrophalen Priestermangels nicht mehr aufrechtzuerhalten und wird in funktionierenden Räten längst nicht mehr durchgesetzt."

Sternberg gehörte 2019 zu den Initiatoren des Synodalen Wegs. Er ist Präsident der in Düsseldorf ansässigen Kunststiftung NRW.

Was wurde bei der vierten Synodalversammlung beschlossen?

Insgesamt berieten die gut 200 Delegierten der vierten Synodalversammlung über 8 Papiere, ursprünglich waren 14 vorgesehen. Vier Texte wurden in Zweiter Lesung verabschiedet; einer scheiterte an einer Sperrminorität von Bischöfen. Drei Texte standen in Erster Lesung zur Debatte und sind deswegen noch nicht beschlossen, auch wenn die jeweiligen Abstimmungsergebnisse Rückschlüsse auf die grundsätzliche Akzeptanz der jeweiligen Anliegen erlauben.

Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner (SW)
Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner ( SW )
Quelle:
KNA