Dort müsse sich der "friedlosen, mörderischen, schuldbeladenen" Vergangenheit gestellt werden, die mit dieser Kirche verbunden war, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstagabend in Potsdam.
Bei der Amtseinführung des neuen Pfarrers am Garnisonkirchturm, Jan Kingreen, betonte Stäblein, heute sei das in dem Turm geplante Friedenszentrum nötiger denn je.
"Geschichtsbewusst Friedensethik entwickeln"
In dem Zentrum könne diskutiert, gestritten, miteinander gebetet und Gott angerufen werden, sagte der Bischof. Er äußerte sich irritiert über Versuche, "das alles möglichst misszudeuten und mit unversöhnlicher Streitlust gleichsam auszuschalten". Stäblein äußerte die Hoffnung, dass dort "geschichtsbewusst für Brüche und Schrecken Friedensethik" entwickelt werde.
Mit Blick auf das vor wenigen Tagen zerstörte 19 Meter hohe Großporträt einer ukrainischen Frau mit Kind am Rohbau des Garnisonkirchturms sagte Stäblein, Vandalismus und Gewalt dürften nicht das letzte Wort haben. Das Banner werde repariert und wieder aufgehängt.
Turm ist Teil der Erinnerungskultur
Der evangelische Theologe Kingreen wurde bei dem Gottesdienst in der Nikolaikirche in sein Amt als Pfarrer am neuen Potsdamer Garnisonkirchturm eingeführt. Kingreen war zuvor Geschäftsführer des Berliner Doms. Er übernahm die Stelle als Pfarrer am Garnisonkirchtum am 1. März. Der promovierte Theologe erhielt zusätzlich einen Auftrag in der evangelischen Berufsschularbeit des Berliner Hauses Kreisau.
Der historische Turm als Teil der Garnisonkirche zählt laut Kingreen zu den Gebäuden in Deutschland, die sich eindrücklich in die Erinnerungskultur eingeprägt haben. Im April 1945 brannte die Garnisonkirche bei einem Luftangriff aus, die Ruine wurde 1968 abgerissen, der Turm gesprengt.
Der seit 2017 laufende Wiederaufbau ist unter anderem wegen der Geschichte der preußischen Militärkirche in der NS-Zeit umstritten. Die evangelische Kirche will den neuen Turm für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen.