Anlass der Schau ist dem Museum zufolge, dass vor 400 Jahren Telgter adelige Damen ihre Arbeiten an dem großen Fastentuch beendet hatten. Das Tuch wird im Museum in einem eigens für das Tuch geschaffenen Ausstellungsraum dauerhaft präsentiert. Die Ausstellung ist wiederum bis zum 30. April zu sehen.
Das Telgter Tuch ist den Angaben zufolge das am besten erhaltene Fastentuch der Region aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Das mehr als sieben Meter breite und rund vier Meter hohe Stück zeigt in 33 Bildfeldern Szenen der Passion Christi, die Evangelistensymbole sowie alttestamentliche Szenen, die auf das Heilswerk Christi hinweisen.
Tradition seit dem Mittelalter
In vielen Regionen Zentral- und Westeuropas wird dem Museum zufolge seit dem Mittelalter im Chorraum der Kirchen während der Fastenzeit ein sogenanntes "Hungertuch" oder "Fastentuch" aufgehängt, um Kreuze und Bilder, Altaraufbauten oder gar den Altarraum ganz oder teilweise zu verhüllen.
Die versammelte Gemeinde sei dadurch als Bußakt von der unmittelbaren Mitfeier der Messe ausgeschlossen gewesen. Der Brauch habe sich geändert, als die ursprünglich einfarbigen Tücher als Ausdruck einer neu entwickelten Passionsfrömmigkeit mit Symbolen und Szenen des Leidens und Sterbens Christi geschmückt worden seien.
Hungertuch wurde bis 1907 in Telgte in Kirche aufgehängt
Das Telgter Hungertuch wurde den Angaben nach bis 1907 jährlich in der Passionszeit in der Telgter Pfarrkirche St. Clemens und St. Silvester aufgehängt. Nach einer wechselvollen Geschichte des Tuchs, das 1919 an ein Berliner Museum verkauft wurde, war es zunächst als Leihgabe an nach Telgte zurückgekehrt. Im Jahr 1971 sei es dem Telgter Museum gelungen, es wieder zu erwerben, hieß es.
Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Oberammergau Museum entstand, beleuchtet zudem die Entstehung der Passionsspiele in Oberammergau. Im Jahr 1633, zehn Jahre nach der Entstehung des Telgter Fastentuches, legte die Oberammergauer Bevölkerung das Gelübde ab, alle zehn Jahre das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn das Dorf von der damals in Europa wütenden Pest während des Dreißigjährigen Krieges verschont bliebe. 1634 wurden die ersten Passionsspiele aufgeführt.