Zentralratspräsident möchte keine Grundgesetzänderung

"Rasse" nicht streichen

Der im Grundgesetz genutzte Begriff "Rasse" sollte aus Sicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, unbedingt darin erhalten bleiben. Die Diskussion über den Begriff begrüßt Schuster jedoch.

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland / © Sahara Prince (shutterstock)
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland / © Sahara Prince ( shutterstock )

Der Begriff erinnere an die deutsche Geschichte, vor allem "an die Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen, in erster Linie Jüdinnen und Juden; an die Schrecken der Schoa", schreibt Schuster in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Dienstag).

"Streichen wir diese Erinnerung aus unserer Verfassung, werden wir sie irgendwann auch aus unserem Gedächtnis streichen."

Josef Schuster / © Paul Zinken (dpa)
Josef Schuster / © Paul Zinken ( dpa )

Hintergrund von Schusters Äußerungen sind politische Bestrebungen, den in Artikel drei des Grundgesetzes genutzten Begriff "Rasse" zu streichen. Wörtlich heißt es im sogenannten Gleichheitsartikel:

"Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden." Aus Sicht von Kritikern könne diese Formulierung etwa im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie von "Menschenrassen" interpretiert werden.

Schuster begrüßt Debatte

Schuster begrüßt im Namen des Zentralrats die Diskussion über den Begriff, sieht darin aber keinen Anknüpfungspunkt an die NS-Zeit.

Deutsches Grundgesetz / © Christin Klose (shutterstock)
Deutsches Grundgesetz / © Christin Klose ( shutterstock )

"Der Begriff wurde von den Verfassungsvätern vielmehr bewusst gewählt, um die Diskontinuität zur völkischen Ideologie der Nationalsozialisten zu untermauern" so Schuster. Zwar sei es heute gesellschaftlicher Konsens, dass es keine Menschenrassen gebe, das sei aber in der Geschichte nicht immer so gewesen. Artikel drei schaffe "ein Bollwerk" gegen die NS-Ideologie.

Ein Verfassungstext müsse "klar und schnörkellos sein", sei aber gleichzeitig "keine heilige Schrift", sondern Identifikationspunkt für alle Menschen in Deutschland, betont Schuster. "Für mich ist die Verfassung mit der in ihr verankerten Religionsfreiheit und ihrer klaren Ausrichtung auf eine offene und freie Gesellschaft die Grundlage für jüdisches Leben in Deutschland überhaupt."

Zentralrat der Juden

Der Zentralrat der Juden ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Unter seinem Dach sind 23 Landesverbände mit 105 Gemeinden und ihren rund 100.000 Mitgliedern organisiert. Der Rat wurde 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust waren es bis zu 600.000.

Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch (epd)
Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA