DOMRADIO.DE: Dieses Kunstwerk wurde vom Briten Luke Jerram geschaffen. Können Sie uns sagen, was sich der Künstler bei diesem Projekt gedacht hat?
Andreas Dieterich (Referent für Friedens- und Versöhnungsarbeit der Stiftung Frauenkirche Dresden): Er war jetzt vier Tage bei uns zu Gast und ich hatte die Freude, mit ihm viele Male Interviews zu führen und kann deswegen aus erster Hand berichten.
Seine Idee war, dass Menschen schon seit Tausenden von Jahren Richtung Mond blicken und der Mond in Kunst und Mythologie schon Einzug gehalten hat. Aber diese Bilder, die wir eigentlich von der Erde als kleine blaue Kugel in den Tiefen des Weltraums haben, sind noch gar nicht so alt. Vielmehr gibt es sie eigentlich erst seit den Apollo-Missionen in den 60er Jahren des letzten Jahrtausends.
Das hat ihn dazu inspiriert, diesen Blick, den diese Astronauten damals vom Mond oder von der Umlaufbahn des Mondes hatten, in einem Kunstwerk festzuhalten und mit dieser Kunstinstallation für alle Menschen erfahrbar zu machen.
Seine Message, die dahinter steht, ist, dass Menschen davon berührt werden. Sie sollen diesen Blick, der bei den Astronauten den sogenannten Overview-Effekt ausgelöst hat, erleben. Also, die Erde in ihrer Gesamtheit wahrnehmen, ohne physische Grenzen vor Ort oder in unseren Köpfen. Die Erde als Schöpfung in ihrer Gesamtheit wahrnehmen. Die Astronauten habe teilweise ihr Leben danach darauf ausgerichtet, die Schöpfung zu bewahren.
DOMRADIO.DE: Die Kugel ist genau 1,8 Millionen Mal kleiner als der Erdball und dreht sich 360 Mal schneller. Welche Rolle spielen die Maßstäbe für den Künstler?
Dieterich: Er wollte mit diesem monumentalen Kunstwerk den Effekt noch mal verstärken. Das ist in der Frauenkirche Dresden, glaube ich, ganz wunderbar gelungen.
In der bunten Architektur des Innenraums schwebt die Kugel dort, wie sie wahrscheinlich von den Astronauten aus dem Weltall wahrgenommen werden konnte. Es ist wirklich toll zu sehen.
Es ist aus Tausenden von Satellitenbildern der NASA detailgetreu zusammengesetzt. Man kann Kleinigkeiten erkennen und leider auch Dinge, die das Thema Klimawandel, das für diese Kunstausstellung für uns ganz oben aufliegt. Man kann abgeholzte Wälder am Amazonas erkennen, man kann die schwindenden Vorgaben erkennen
Das ist etwas, das Menschen beeindruckt, wenn sie herkommen und das sehen.
DOMRADIO.DE: Sie haben schon gesagt, dass die Erdkugel aus diesen einzelnen originalen NASA-Bildern besteht. Es gibt aber auch Soundeffekte. Was ist das Besondere an der Klanginstallation?
Dieterich: Zu besonderen Zeiten bei uns in der Frauenkirche werden Sie die Weltkugel zusammen mit blauem Licht und der Klanginstallation des britischen Komponisten Dan Jones erleben können. Das ist ein prämierter Komponist, der eine 27-minütige Klanginstallation geschaffen hat, die mit Musik, aber auch mit Originalaufnahmen von Astronautinnen und Astronauten das Gefühl verstärkt, das man hätte, wenn man die Weltkugel von außen betrachten kann.
DOMRADIO.DE: Es bleibt nicht bei dem hängenden Erdball, den sie beschrieben haben. Diese Kunstinstallation wird von einer Reihe Projekten begleitet. Welche Veranstaltungen gibt es?
Dieterich: Wir führen das gesamte Projekt zusammen mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt, Energie, Klimaschutz und Landwirtschaft durch. Durch die Expertise aus dem Ministerium ist es uns gelungen, eine schöne Reihe an Projekten und Programmen auf den Weg zu bringen. Diese sollen unter dem Titel "Achtung zerbrechlich" auf der einen Seite für die Klimakrise sensibilisieren, aber auf der anderen Seite auch anregen, dass jede und jeder Einzelne Handwerkszeug an die Hand bekommt, um sich für den Klimaschutz einzusetzen.
Wir haben einen Science Slam am kommenden Samstag, wir haben eine Podiumsdiskussion zum Thema "Wetter trifft Klima" - wie wirkt sich das Klima hier auf das Wetter in Sachsen aus?
Wir haben zum Internationalen Tag des Wassers Ausstellungen zu Wasser-Themen und mit Eckart von Hirschhausen und Michaela Koschak zwei prominente Vertreterinnen, die uns das Zusammenspiel zwischen Klima und Gesundheit näher bringen.
Den Abschluss bildet ein Familientag am 25. März, wo besonders noch mal die junge Generation eingeladen ist, "Gaia" zu erleben, garniert mit einer Reihe von Angeboten, sich mit dem Thema Klima zu setzen.
DOMRADIO.DE: Warum ist die Frauenkirche dafür der richtige Platz?
Dieterich: Ein humoristischer Grund ist, den ein Künstler kürzlich erwähnte: Es wäre der erste Ort, der rund ist, in dem er die Kugel ausgestellt hat. Das passt architektonisch also schön.
Aber natürlich ist für uns das Thema Klimaschutz im Dreiklang Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung ein zentrales Anliegen in unserer ganzen inhaltlichen Arbeit. Ich glaube, es hilft an diesem Ort diese Bewahrung der Schöpfung wahrzunehmen, mit diesem Kunstwerk, aber auch ins Handeln zu kommen.
Das Interview führte Katharina Geiger.