In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba endete am Montag die Afrika-Etappe der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode. Neun Kardinäle, 29 Bischöfe, 41 Priester und mehr als 120 Laien berieten über die Herausforderungen der Kirche auf dem Kontinent.
Nach Rom sollte ein Bericht geschickt werden, der die "authentische Stimme Afrikas" repräsentiert. Es sei ein "mühevoller, aber wahrhaft kollegialer" Prozess gewesen, bei dem jeder seine Meinung äußern konnte, hieß es vom verantwortlichen Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM).
Symbolische Schnittstelle zur Politik
Bei dem Treffen betonte ein Sprecher nach dem anderen, wie wichtig es sei, sich gegenseitig zuzuhören: "Wie ein Vater will Gott, dass seine Kinder in Liebe, Frieden und Geschwisterlichkeit leben. Doch der Konflikt, der heute in der Welt herrscht, ist die Folge mangelnden Zuhörens und Dialogs", so der ruandische Kardinal Antoine Kambanda.
Religiöse und ethnische Konflikte bremsten Afrikas Entwicklung aus; hinzu komme der Kampf um seine Rohstoffe.
Der Konferenzort Addis Abeba galt als symbolische Schnittstelle zur Politik, da die Stadt unter anderem Sitz der Afrikanischen Union (AU) ist. So betonte die AU-Vizevorsitzende Monique Nsanzabaganwa zur Eröffnung der Kontinentalsynode: In der Kirche wie in der Politik brauche es "gemeinsame Anstrengungen, um nachhaltige Lösungen für alle Beteiligten zu finden".
Darin herrsche Aufholbedarf in Afrika, wie die Religionswissenschaftlerin Philomena Mwaura von der kenianischen Kenyatta-Universität berichtet: "Klerikalismus ist in Afrikas Kirche immer noch vorherrschend. Das begünstigt elitäres Gehabe und ist zugleich ein Hindernis für die Stärkung und sinnstiftende Teilnahme der Laien." Diese fühlten sich "weder wahrgenommen noch wertgeschätzt", so Mwaura.
Generationswechsel deutet sich an
Entsprechend waren bei dem viertägigen Treffen die Rollen von Frauen, Männern, Jugendlichen und alten Menschen im Pfarreileben ein Diskussionsthema. Moses Ojok, ein Jugendvertreter aus Uganda, meinte: "Junge Leute spüren, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem die Kirche ihnen zuhört und ihre verschiedenen Ansichten und Sorgen berücksichtigt." Das gebe Hoffnung in einem Umfeld, in dem bisher nur Ältere und Kirchenoberhäupter Entscheidungen trafen.
Zum Abschluss erklärten die Verantwortlichen, Hierarchien abbauen zu wollen: "Wir verpflichten uns zur Überwindung steifer hierarchischer Strukturen, ungesunder autokratischer Tendenzen, eines schädlichen Klerikalismus' sowie isolierenden Individualismus'." Dies werde auch "neue Arten von Führung" mit sich bringen, ob bei Priestern, Bischöfen oder Laien. In einem ähnlichen Tenor hielt Kardinal Jean-Claude Hollerich in Addis Abeba zuvor fest: "In einer synodalen Kirche gibt es eine Auto-Korrektur."
Ein weiteres Thema waren sprachliche, religiöse und kulturelle Gräben. Der Kontinent besteht aus 54 Ländern. Bei dem Treffen in Äthiopien waren auch Vertreter anderer Konfessionen und Religionen eingeladen, darunter Muslime und Protestanten. "Dank der Offenheit der Kirche können wir gemeinsame Ziele verfolgen, die alle Religionen teilen", sagte ein muslimischer Vertreter dem Portal Vatican News.
Daneben spielten Katholiken orientalischer Kirchen eine Rolle. "Für uns war es eine ergiebige Erfahrung, dass ganz Afrika zu dieser Versammlung erschienen ist", so Bischof Musie Ghebreghiorghis von der äthiopischen Eparchie Emdeber.
Treffen "unter Brüdern und Schwestern"
Laut dem Apostolischen Nuntius im Land, Antoine Camilleri, war es ein Treffen "unter Brüdern und Schwestern". Doch auch in Afrikas Christengemeinschaft herrschten unterschiedliche Standpunkte - allen voran bei Fragen um "Trends der Säkularisierung", wie die Südafrikanische Bischofskonferenz vor dem Treffen erinnerte. Wie solle man als afrikanische Kirche mit Scheidung und Wiederheirat umgehen? Mit Männern, die mehrere Ehefrauen haben, oder mit homosexuellen Katholiken?
Dieser Teil der Pastoralarbeit dürfte - bei einem Blick nach Afrika - die Verantwortlichen der Weltsynode noch länger beschäftigen. Während sich progressivere Kirchenvertreter gegen eine Kriminalisierung von LGBTI-Vertreten aussprechen, verwiesen konservative Bischöfe auf Kultur und Gesetz: In mehr als 30 afrikanischen Ländern steht Homosexualität unter Strafe.
Russell Pollitt ist Jesuit und Kirchenanalytiker in Johannesburg. Ihm zufolge pflegten selbst viele junge Priester aus Afrika eine "viel konservativere Theologie" als der Papst. "Außerdem sind für viele Bischöfe in Afrika Krieg, Frieden und Armut die zentralen Themen, weshalb sie dazu neigen könnten, sich nur auf diese Probleme zu konzentrieren", so Pollitt.
Für entscheidend erachten die Synoden-Verantwortlichen daher den weiteren Dialog. Die Regionalversammlung mag zu Ende sein, betonte der Präsident von SECAM, Kardinal Fridolin Ambongo - der Weg der synodalen Kirche aber gehe weiter.