DOMRADIO.DE: Woher kam die Idee, dem Papst zu schreiben?
Tanja Buchheit-Thewes (Religionslehrerin): Letztes Jahr habe ich an der Grundschule Wadern-Wadrill Religion unterrichtet und wir haben über die Enzyklika "Laudato Si" gesprochen. Vom Kindermissionswerk gibt es eine Kinder-Ausgabe der Enzyklika, in der die wichtigsten Botschaften für Kinder verständlich erklärt sind. Damit haben wir uns viele Unterrichtsstunden beschäftigt und die Kinder hatten sehr viel Freude daran. In diesem Heft wird vorgeschlagen, den Mächtigen der Welt einen Brief zu schreiben. Was würde darin stehen?
Daraufhin habe ich die Kinder eingeladen, dem Papst zu schreiben. In diesem Prozess wurden ganz viele Themen angesprochen. Noch Ende Januar, Anfang Februar haben wir den Brief geschrieben, also noch vor dem Ukrainekrieg, darum wurde das Thema nicht behandelt. Damals war aber noch Corona ein großes Thema.
Ich erinnere mich noch gut an ein Mädchen, das sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Familie machte und darum, dass sie noch einmal normal in die Schule gehen könne und richtig Kummer hatte.
DOMRADIO.DE: Wie haben die Schülerinnen und Schüler inhaltlich den Umweltschutz aufgegriffen?
Buchheit-Thewes: Die Kinder sollten dem Papst schreiben, weil wir uns im Unterricht mit Mülltrennung beschäftigt haben, mit der Wasserknappheit und mit der Frage, wie man mit Wasser gut umgeht. Wir haben auch über Tiere gesprochen, die vom Aussterben bedroht sind und über Lebensmittelverschwendung.
Das Thema Umwelt- und Naturschutz haben wir also in vielen Facetten behandelt, aber auch die Frage, wie wir Menschen in Not und all denen helfen können, denen es lange nicht so gut geht wie uns.
DOMRADIO.DE: Haben Sie da ein Beispiel, was die Kinder konkret beschäftigt hat?
Buchheit-Thewes: Zwei Briefe sind mir da besonders in Erinnerung geblieben. Einer, in dem ein Schüler beschreibt, welche Tiere schon ausgestorben sind und in dem Zusammenhang seine Sorgen zum Ausdruck bringt.
Ein anderer Schüler hat sein Niedrigenergiehaus beschrieben, das sogenannte "Sonnen-Haus" seiner Familie wird ausschließlich mit der Sonne beheizt. Das war wirklich so detailliert beschrieben, dass ich mich fragte, woher ein 10-Jähriger das so gut weiß und habe mich dann bei dem Schüler noch einmal erkundigt, woher er das alles weiß. Er sagte mir, dass sein Papa Schornsteinfeger und Energieberater ist und am Ende seines Briefes schreibt er: "Lieber Papst Franziskus, ich frage mich, warum auf den Dächern des Vatikan nicht überall Solar oder Photovoltaik ist." Das war eine schöne Frage an den Heiligen Vater.
DOMRADIO.DE: Was hat der Papst jetzt darauf geantwortet?
Buchheit-Thewes: Anfang dieses Jahres kam ein Brief zurück. Er bedankte such für die vielen Briefe und die guten Gedanken, mit denen die Schülerinnen und Schüler beschrieben haben, wie sie sich für die Umwelt einsetzen und wie sie die Schöpfung bewahren möchten.
Franziskus wünscht ihnen alles Gute und freut sich darüber, dass die Kinder mit Ihrem Handeln auf die Liebe Gottes, die in der ganzen Schöpfung sichtbar wird, aufmerksam machen.
DOMRADIO.DE: Die Kinder waren in der vierten Klasse und sind jetzt in der fünften. Haben Sie sie dann wieder zusammengeholt, um ihnen diesen Brief zu zeigen?
Buchheit-Thewes: Das war die große Sorge der Kinder, die dann die Schule gewechselt haben. Ich habe ihnen dann zugesagt, dass ich mich bemühen werde Kontakt aufzunehmen und habe dann eine Mutter angeschrieben. Das hatte zur Folge, dass ich mich letzte Woche mit zwölf von 22 Kindern getroffen habe. Die haben sich total gefreut, weil viele den Brief an den Papst schon vergessen oder schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet haben. Meiner Meinung nach war das eine wunderbare Wertschätzung den Kindern gegenüber.
DOMRADIO.DE: Haben Sie selbst mit einer Antwort gerechnet?
Buchheit-Thewes: Gar nicht so leicht zu sagen, dabei habe ich das eigentlich schon. Es hat über ein halbes Jahr gedauert, bis die Antwort kam. Ich habe selbst auch nicht mehr daran gedacht und mich auch sehr gefreut, als plötzlich Post von der Nuntiatur in Berlin kam.
Das Interview führte Dagmar Peters.